Hörbiger, Alfred

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Alfred Hörbiger
Nach Kriegsende waren die vier Hörbiger-Brüder noch einmal vereint. Atilla, Paul, Alfred und Hans (von links nach rechts)

Alfred „Fredie“ Hörbiger (Lebensrune.png 1891 in Sillein; Todesrune.png 31. Juli 1945 in Innsbruck) war ein deutscher Unternehmer.

Leben

Alfred Hörbiger wurde 1891 geboren; er war ein Sohn des Ingenieurs Hanns Hörbiger und Sproß einer alten Orgelbauerfamilie aus Hörbig in der Tiroler Wildschönau, zwei seiner drei Brüder wurden bekannte Schauspieler: Attila Hörbiger, sowie Paul Hörbiger, die Gründer einer Schauspielerdynastie.

Alfred Hörbiger studierte Maschinenbau. Der zweitälteste Sohn Alfred trat in die Fußstapfen des Seniors und trat 1925 in die Firma „Hoerbiger & Co“ ein und übernahm die Geschäftsleitung, während sich Hanns Hörbiger bis zu seinem Tod 1931 wissenschaftlichen Studien widmete. Unter der Leitung von Alfred Hörbiger entwickelte sich das Unternehmen bis Mitte der 1940 rasant und wurde zu einem führenden Hersteller in der Ventil- und Regelungstechnik für Kompressoren. Bis Kriegsende hatte Hörbiger weltweit schon 171 Patente.

Alfred Hörbiger überschrieb seiner Frau Martina zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 90 Prozent der Fabrikanteile. 1945 wurde das Hauptwerk in Wien-Simmering weitgehend zerstört, mit ihm auch Teile des geistigen Eigentums der Firma. Die Produktion konnte indessen in Ausweichwerkstätten fortgesetzt werden.

Alfred Hörbiger, Chef der Firma Hoerbiger, starb mit nur 31 Jahren 1945 in Innsbruck an den Folgen einer Vergiftung. Die exakte Todesursache wurde in den Wirren der Nachkriegszeit nie geklärt. Seit Alfreds Tod im Juli 1945 dirigiert die Witwe Martina selbst als Generaldirektor den 1.500-Mann-Betrieb. Alfreds Bruder, der Schauspieler Paul Hörbiger, war überzeugt davon, daß Alfred ermordet wurde.

Der erste Streit zwischen Paul Hörbiger und seiner Schwägerin Martina brach einige Zeit nach dem Tod Alfred Hörbigers über der Frage aus, unter welchen Bedingungen der einzige männliche Nachkomme des Namens Hörbiger, Pauls Sohn Tommy, einmal als Juniorchef in die Ventilfabrik eintreten sollte, welche der Vater der beiden Schauspielerbrüder Paul und Attila, Begründer einer kuriosen, wenn auch zeitweilig populären „Welteislehre“, hinterlassen hatte.

Seit Paul Hörbiger am 5. Januar 1951 bei der Innsbrucker Staatsanwaltschaft die Anzeige gegen Unbekannt wegen Giftmordes an seinem Bruder Alfred erstattete, beschäftigt die Justiz ein Rattenschwanz von Prozessen zwischen Paul Hörbiger und seiner Schwägerin Martina. Zeitweise überkreuzten sich über fünfzehn Klagen und Gegenklagen.

Im Lauf der Prozesse wurde öffentlich, daß Alfred Hörbiger ein Doppelleben führte und mit seiner Geliebten vier Kinder hatte, weshalb Paul vermutete, Alfreds kinderlose Frau Martina habe beim Tod ihres Mannes nachgeholfen.

Während Paul immer fanatischer von der Schuld der Witwe überzeugt war, glaubte sein Bruder Attila nicht an die Mordtheorie. Zwischen beiden Brüdern kam es deswegen zu einem tiefen Zwist.

Anwälte, Gerichtsgebühren und Gutachten verschlangen das ganze Vermögen des Volksschauspielers Paul Hörbiger. Nach zwölf Jahren wurden alle Verfahren eingestellt. Er, der fast 200 Filme gedreht hatte, war so gut wie pleite.

Alfreds Geliebte, Irene Winkler, wurde von Consuela Hörbiger, der ersten Frau von Attila, adoptiert. Sie kümmerte sich auch um die vier Kinder.

Der Witwe Martina Hörbiger gelang es, das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Simmeringer Werk wieder aufzubauen. Sie war die treibende Kraft bei der Expansion zum Konzern, der auf den drei Standbeinen Kompressortechnik, Antriebstechnik und Hydraulik basierte. Erzeugt wurden Komponenten für Kompressoren, Industriemotoren, Turbinen, Automobilgetriebe sowie den Maschinen- und Anlagenbau. Der breite Anwenderkreis reicht von der Erdgasindustrie bis zu den deutschen Auto-Premiumherstellern.

Aus der handfesten erb- und familienrechtlichen Auseinandersetzung über die Juniorchef-Position von Paul Hörbigers Sohn Tommy entwickelte sich schließlich jene Urfehde innerhalb der Familie Hörbiger, in der Paul mit allen Mitteln nachzuweisen versuchte, Martina Hörbiger habe ihren Mann im Juli 1945 vergiftet. Den Bemühungen Paul Hörbigers war es zu danken, daß die Überreste des toten Alfred zweimal exhumiert wurden und daß man sechs dickbäuchige Sachverständigengutachten abfertigen ließ; sie kamen indes alle zu dem Schluß, daß Alfred eines natürlichen Todes durch Herzschlag gestorben sei.

Paul Hörbiger bezeichnete jedoch diese umfangreichen Untersuchungen als „Gefälligkeitsgutachten“ und die mit der Untersuchung betrauten Sachverständigen und Beamten als bestochen. Er landete damit von Amts wegen dort, wohin es seiner Familie bisher nicht gelungen war, ihn zu bringen: auf der Anklagebank. Auch Martina Hörbiger führte den Kampf gegen ihren Schwager mit harten Bandagen. Auf ihre Veranlassung veröffentlichten die übrigen Mitglieder der Familie Hörbiger, voran die damals 92jährige Mutter Pauls, eine Erklärung: „... daß wir der Ansicht sind, daß sich Paul die für ihn so dringend notwendige Erholung endlich gönnt und ärztliche Behandlung in Anspruch nimmt“.

Paul reagierte auf diesen familiären Versuch, seine Zurechnungsfähigkeit in Frage zu stellen, damit, daß er sich freiwillig einer psychiatrischen Untersuchung durch den Wiener Nervenarzt Dr. Schiller unterwarf. Dr. Schiller brachte seine Erkenntnisse von der Psyche des Mimen auf den Nenner: „Abseits der Schablone, jedoch nicht krankhaft“.

1958 stieg die Firma Hoerbiger in die Antriebstechnik ein und 1972 auch in die Automatisierungstechnik. Schon im Jahr 1967 erhielt das Unternehmen die staatliche Auszeichnung und darf seither das österreichische Bundeswappen im Geschäftsverkehr verwenden.

Die kinderlose Witwe sicherte das Unternehmen für die Zukunft gegen feindliche Übernahmen ab. Sie gründete 1982 steuerschonend in der Schweiz die Hoerbiger Stiftung, die 75 Prozent am Konzern hält. Zweck der Stiftung ist der Erhalt der Unternehmensgruppe. Die schauspielernde Verwandtschaft gehört nicht zu den Begünstigten und bekam keinen Schweizer Franken. Der Versuch, Pauls Sohn Thommy Hörbiger, den einzigen männlichen Nachkommen mit dem Namen Hörbiger, als Junior-Chef ins Unternehmen zu hieven, scheiterte.

Nach Martina Hörbigers Tod 1989 wurde das Unternehmen neu geordnet. Sämtliche Aktivitäten wurden in einer Holding zusammengefaßt, die sich mehrheitlich im Besitz der Hoerbiger-Stiftung befindet.