Hörbiger, Attila
Attila Hörbiger ( 21. April 1896 in Budapest, Ungarn; 27. April 1987 in Wien) war ein deutscher Schauspieler aus Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Attila Hörbiger wurde am 21. April 1896 als Sohn des Ingenieurs Hanns Hörbiger, dem Begründer der Welteislehre, im ungarischen Budapest geboren; die Familie stammte aus der „Hörbig“ in Tirol, der Urgroßvater war ein bekannter Orgelbauer. Attila war der ältere Bruder des ebenfalls berühmten Paul Hörbiger, mit dem er jahrelang verfeindet war und sich erst im hohen Alter aussöhnte. Attila Hörbiger verbrachte seine Kindheit in Budapest, bis die Familie 1903 nach Wien übersiedelte, besuchte die Höhere Schule und nahm dann als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil.
Weimarer Republik
Nach dem Krieg studierte er zunächst kurz an der Wiener Hochschule für Bodenkultur, mußte die Ausbildung jedoch abbrechen, da ihn sein Vater, der sein ganzes Vermögen in Kriegsanleihen angelegt hatte, nicht mehr unterstützen konnte. Hörbiger nahm nun Unterricht an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin und gab 1919 sein Theaterdebüt in einer Operette am Theater an der Wiener Neustadt. Über Bozen (1920), das „Raimundtheater“ in Wien (1921), Reichenberg (1922) kam er wieder zurück nach Wien, wo er ab 1923 an den Jarno-Bühnen tätig war. Weitere Stationen seiner Theaterlaufbahn wurden 1925 das Deutsche Theater in Brünn, 1926 bis 1928 das Neue Theater in Prag, wo er erstmals mit Paula Wessely zusammentraf, die er 1935 heiratete.
Beim Film begann Attila Hörbiger 1922 zunächst als Statist in „Sodom und Gomorra“, weitere kleinere Rollen folgten, in denen er in den 20er Jahren oft den Bösewicht, Kraftmenschen und herrischen Herrn verkörperte. Von 1928 bis 1950 wurde dann das „Theater in der Josefstadt“ in Wien Hörbigers künstlerische Heimat, anschließend das berühmte „Burgtheater“. Seine erste Hauptrolle beim Film spielte er 1931 als Franz in dem Preminger-Film „Die Große Liebe“, wo er einen späten Kriegsheimkehrer mimte, der von einer alten Frau als Sohn „adoptiert“ wird.
Drittes Reich
Zwar hatte der Schauspieler 1936 in „Mädchenpensionat“ eine sympathische Rolle, doch sein Ruf war fest mit dem „Kraft- und Saft-Lackel“, wie es Willi Forst einmal formulierte, verbunden. Einen besonderen Filmerfolg hatte Hörbiger 1937 als Partner seiner Frau in dem Film „Die Julika“; bis Ende der 40er Jahre folgten viele Kinoerfolge.
Nachkriegszeit
1952 gründete Hörbiger zusammen mit Johannes Klein die Festspiele in Bad Hersfeld. Auf der Bühne hatte Hörbiger als vitaler Naturbursche und jugendlicher Liebhaber begonnen, erst relativ spät konnte er sich als sensibler und differenzierter Charakterdarsteller beweisen. Lange stand er im Schatten seines Bruders Paul Hörbiger, war schließlich jedoch ebenso populär wie dieser.
Am Burgtheater trat er auch nach seiner Pensionierung 1975 weiter auf. Daneben arbeitete er bis in die 80er Jahre für Funk und Fernsehen. Mit „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, einer filmischen Aufzeichnung einer Burgtheaterinszenierung von Rudolf Steinboeck, bewies Hörbiger 1965, welch grandioser Nestroy-und Raimund-Interpret er war. 1977 war er dann als liebenswerter alter Mann in Jasnys „Rückkehr“ (Episode: „Die Rückkehr des alten Herrn“) auf der Leinwand zu sehen und hatte damit einen letzten großen Kinoerfolg.
Attila Hörbiger, der seit 1950 österreichischer Kammerschauspieler war, verstarb am 27. April 1987 wenige Tage nach seinem 91. Geburtstag in seinem Heim in Wien-Grinzing.
Vom 23. November 1935 bis zu seinem Tod war Attila Hörbiger mit der Schauspielerin Paula Wessely verheiratet. Aus der Verbindung stammen die Töchter Elisabeth Orth (geb. 1935), Christiane Hörbiger (1938–2022) und Maresa Hörbiger (geb. 1945), die alle ebenfalls erfolgreiche Schauspielerinnen wurden.
Siehe auch: Stammbaum der Familie Hörbiger
Filmbeiträge
V.S.-Produktion: Schauspielerleben: Attila Hörbiger (Staffel 3 / Folge 6, 2012)
Auszeichnungen
- 1950: Kammerschauspieler
- 1954: Bundesverdienstkreuz
- 1959: Kainz-Medaille
- 1961: Ehrenring der Stadt Wien
- 1963: Professorentitel
- 1966: Grillparzer-Ring
- 1971: Ehrenmitglied des Burgtheaters
- 1971: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- 1977: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- 1980: Nestroy-Ring
- 1985: Raimund-Ring
Filmographie
- 1929: Nachtlokal
- 1929: Das Mädchenschiff / Lebende Ware
- 1929: Die Tat des Andreas Harmer
- 1930: Das Wolgamädchen
- 1930: Das Flötenkonzert von Sanssouci
- 1930: Kaiserliebchen
- 1930: Der unsterbliche Lump
- 1931: Die große Liebe (Regie: Otto Preminger)
- 1931: Ihre Hoheit befiehlt
- 1932: Sensation 202
- 1932: Lumpenkavaliere
- 1933: Der große Trick (Buch: Karl Farkas, mit Hans Moser)
- 1933: Der Tunnel
- 1934: Zwischen Himmel und Erde
- 1934: Punks kommt aus Amerika
- 1934: Blutsbrüder. Bosnische Symphonie
- 1935: Varieté
- 1935: Die Liebe des Maharadscha
- 1935: Das Tagebuch der Geliebten
- 1936: Mädchenpensionat
- 1937: Premiere
- 1936: Ernte / Die Julika (mit Paula Wessely)
- 1937: Manege
- 1937: Revolutionshochzeit
- 1938: Spiegel des Lebens (mit Paula Wessely, Jane Tilden, Raoul Aslan)
- 1938: Fracht von Baltimore
- 1938: Zwischen Strom und Steppe
- 1939: Menschen vom Varietè
- 1939: Grenzfeuer
- 1939: Renate im Quartett
- 1939: Frau im Strom
- 1940: Donauschiffer
- 1940: Die letzte Runde
- 1940: Im Schatten des Berges
- 1940: Wetterleuchten um Barbara
- 1941: Heimkehr
- 1942: Späte Liebe
- 1943: Die kluge Marianne (mit Paula Wessely)
- 1943: Die goldene Fessel
- 1944: Am Ende der Welt
- 1944: Freunde
- 1944: Ulli und Marei
- 1947: Das unsterbliche Antlitz
- 1948: Gottes Engel sind überall,
- 1948: Der Engel mit der Posaune (mit Paula Wessely, Helene Thimig, Maria Schell, Adrienne Gessner, Erni Mangold, Paul Hörbiger, Hans Holt, Oskar Werner, Fred Liewehr, Curd Jürgens)
- 1948: Maresi
- 1949: Vagabunden der Liebe / Vagabunden
- 1950: Das vierte Gebot
- 1951: Maria Theresia
- 1951: Gefangene Seele
- 1953: Der Verschwender (mit Josef Meinrad)
- 1954: Die Hexe
- 1954: Weg in die Vergangenheit
- 1955: Spionage (Regie: Franz Antel, mit Ewald Balser, Barbara Rütting, Oskar Werner)
- 1955: Das Mädchen vom Pfarrhof
- 1955: Der Major und die Stiere (mit Christiane Hörbiger)
- 1956: Kronprinz Rudolfs letzte Liebe (mit Rudolf Prack und Christiane Hörbiger)
- 1956: Der Meineidbauer
- 1956: Kaiserjäger (Regie: Willi Forst, mit Judith Holzmeister, Gunther Philipp)
- 1957: Der Edelweißkönig
- 1961: Man nennt es Amore
- 1965: Der Alpenkönig und der Menschenfeind (mit Paul Hörbiger)
- 1974: Karl May
- 1977: Rückkehr
- Geboren 1896
- Gestorben 1987
- Deutscher Schauspieler
- Burgschauspieler
- Deutscher Theaterschauspieler
- NSDAP-Mitglied
- Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- Träger des Bundesverdienstkreuzes (Ausprägung unbekannt)
- Träger des Grillparzer-Rings
- Träger der Kainz-Medaille
- Träger des Raimund-Rings
- Träger des Ehrenrings der Stadt Wien