Améry, Jean
Jean Améry, eigentlich Johannes Mayer (geb. 31. Oktober 1912 als Hans Chaim Mayer in Wien; gest. 17. Oktober 1978 in Salzburg[1]) war ein Jude in Deutschland. Er betätigte sich als Schriftsteller und Publizist.
Werdegang
Améry studierte in seiner Geburtsstadt Wien Literatur und Philosophie, stand damals dem Wiener Kreis der Neopositivisten um Rudolf Carnap nahe, wurde aber in späteren Jahren vor allem von der Philosophie Sartres beeinflußt.
1933 verließ er die jüdische Glaubensgemeinschaft, trat jedoch vier Jahre später wieder ein.[2] 1938 ging er nach Belgien, wo er nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht Wühlarbeit in Untergrundgruppen (1941–1943) leistete.[3] Er formulierte Aufrufe wie: „Tod den SS-Banditen und Gestapohenkern“. Améry wurde gefaßt und in den KLs Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen bis 1945 gefangengehalten.
Nach Ende des Zweiten Weltkries wählte er aus Ablehnung alles Deutschen die Fortsetzung seines belgischen Exils, warf dem deutschen Volk Kollektivschuld vor („Ich hege meine Ressentiments“). Améry ließ sich in Brüssel nieder, wo er als freier Schriftsteller, Journalist und Rundfunkmitarbeiter tätig wurde.
Die „Aliénation“ empfand er als jüdisches Schicksal. Er schrieb u. a.: „Gerhart Hauptmann. Der ewige Deutsche“ (1963), „Jenseits von Schuld und Sühne“ (1966), „Hand an sich legen - Diskurs über den Freitod“ (1976).
Ende 1977 rückte er von seiner Sympathie für die linke Terroristenszene ab („Mein Informationsstand war nicht der beste“).[4][5] Trotz seiner Gegnerschaft zu Deutschland ließ er sich mit deutschen Preisen überhäufen. Er sah die Selbsttötung als „Weg ins Freie“, den er schließlich als 65jähriger beschritt. 1978 nahm er sich in einem Hotel in Salzburg das Leben.