Amische Gemeinschaft

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Amische Vertreter bei Präsidentschaftsbesuch

Die Amische Gemeinschaft (engl.: Amish people) ist eine christliche Gemeinschaft. Im Jahr 2013 lebten deren Angehörige in 30 Bundestaaten der VSA in 2.056 Gemeinde-Distrikten.[1] Sie führen ein stark im bäuerlichen Bereich verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, daß sie den technischen Produkten in vielen Fällen Skepsis entgegenbringen und technische Neuerungen nur nach sorgfältiger Überlegung akzeptieren. Die Amischen legen Wert auf Familie, Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt. Sie stammen überwiegend von Südwestdeutschen bzw. Deutschschweizern ab und sprechen untereinander meist Pennsylvaniadeutsch.

Demographie

Zwischen 1992 und 2013 hat sich die Amische Gemeinschaft von 128.000 Angehörigen auf 282.000 mehr als verdoppelt.[1] Das starke Bevölkerungswachstum beruht fast ganz auf dem Geburtenreichtum der Amischen, die sich sozial um den Familienverband und die Kirchgemeinde herum organisieren. Amische Familien haben durchschnittlich 6 bis 7 Kinder,[2] von denen sich geschätzte 85 bis 90 % im Erwachsenenalter für die Taufe und damit den Verbleib in der Gemeinschaft entscheiden.[3] Bei der gegenwärtigen Wachtumsrate würde sich die Amische Gemeinschaft alle 18 bis 20 Jahre verdoppeln.[4] Konvertiten, die von außerhalb zur Gemeinschaft hinzustoßen, sind hingegen selten.[1] Der wachsende Bedarf an Agrarland hat zu verstärkten Binnenwanderungen in den VSA geführt.[1] 2013 existierten 469 amische Siedlungen auf 30 Bundesstaaten und die kanadische Provinz Ontario verteilt.[1] Folgende Bundesstaaten haben eine Bevölkerung von mehr als 1.000 Amischen:[1]

Bundesstaat 1992 2013 Wachstum
Ohio 134.830 165.475 +88 %
Pennsylvanien 132.710 165.270 +100 %
Indiana 123.405 149.070 +110 %
Wisconsin 116.785 116.130 +138 %
Neuyork 114.050 115.930 +293 %
Michigan 115.150 112.935 +151 %
Missouri 113.745 110.765 +187 %
Kentucky 112.625 119.375 +257 %
Iowa 113.525 118.320 +136 %
Illinois 112.940 117.000 +138 %
Ontario 112.295 114.725 +106 %
Minnesota 111.135 114.160 +267 %
Tennessee 11.1750 112.125 +183 %
Kansas 11.1675 111.755 +160 %
Delaware 111.200 111.500 +25 %
Maryland 11.1810 111.485 +83 %
Insgesamt 128.145 281.675 +120%
Siedlungen 11.1227 11.1469 +107%

Regelwerk: Verhältnis zur Technik und Lebensführung

Amische Feldbestellung
Amische Kutsche
Amische Fortbewegung (Treträder) im Vergleich zur gemeinen Fortbewegung

Die Amischen alter Ordnung fahren Pferdekutschen, die je nach der Gruppe grau, schwarz, gelb, weiß oder braun sind, deren Räder Stahlmäntel haben und keine Gummibereifung (dies erlauben andere Gruppen), was ebenso übertragen wird auf den Einsatz von Schleppern (zumeist im stationären Betrieb), aber auch auf Fahrräder (verboten im Lancaster County, erlaubt außerhalb lancastrianischer Siedlungen); erwachsene (getaufte oder verheiratete) Männer tragen einen Vollbart ohne Schnurrbart; Frauen tragen ein Häubchen aus filligranem Organzastoff (Kappe genannt) und darüber beim Ausgehen noch eine meist schwarze Stoffhaube (Bonnet genannt). Der Strohhut hingegen ist die klassische Kopfbedeckung der Männer zur Arbeit und an Werktagen, am Sonntag wird ein schwarzer Filzhut mit ähnlicher Form getragen. Es wird einfarbiges Tuch für die Kleidung verwendet, gemusterte Stoffe werden vermieden.

Amische Kleidung ist zumeist einfach, jedoch qualitativ hochwertig gehalten. Es ist nicht gestattet, Knöpfe an Mänteln anzubringen – sie müssen Kleidernadeln oder Haken mit Ösen verwenden. Es werden jedoch durchaus auch synthetische Stoffe vernäht, um zeitaufwendiges Bügeln zu reduzieren. Zumeist wird die Kleidung selbst gefertigt, wobei Hemden jedoch auch in Läden gekauft und das Fertigen der Mäntel als Spezialarbeit an besonders fähige Näherinnen vergeben werden.

Amische Haushalte besitzen keinen Anschluß an das Elektrizitätsnetz, sondern verwenden gasbetriebene Lampen oder erzeugen für einige Geräte eigene Elektrizität. Batterien sind teilweise erlaubt, mancherorts wird ein Hydraulikbetrieb genutzt. Fotografiert zu werden, so wird oft behauptet, sei den Amischen aus religiösen Gründen untersagt. Es gibt jedoch kein derartiges Verbot. Aus der allgemeinen Ablehnung, das Individuum herauszustellen, wird ein „Posieren“, was früher mit dem Fotografiertwerden verbunden war, abgelehnt.

Ein Beispiel für ein Verbot: Anfang des 20. Jahrhunderts kam langsam das Auto in Mode, mehr und mehr Menschen schafften es sich an, besonders seitdem mit dem relativ preiswerten Ford Modell T breitere Volkskreise sich dies erlauben konnten. Amische alter Ordnung reagierten darauf mit einem Verbot, weil das Auto „automatische Mobilität“[5] bedeutete, und es dem Einzelnen erlaubte, einfach wegzufahren, außerhalb des Kontroll- und Sichtbereiches der Gemeinde zu verweilen und die nahen Verbindungsstrukturen auseinanderzubrechen drohten. Zudem wurde das Auto als unnötiges Statussymbol angesehen, als ein weltliches „schnelles Element“. Autobesitz wurde also verboten, nicht aber die Nutzung, die nur ungern gesehen wurde – so besteht noch immer ein radikales Nutzungsverbot außer in Notfällen bei den Swartzentruber Amischen.

Im Laufe der Zeit etablierte sich eine „Amish driver industry“, ein Fahrdienst durch „Englische“, der die Amischen teils auf langen Strecken, vermehrt aber auf kurzen Strecken, kutschiert, so daß das Verbot des Eignens noch immer bestehen bleiben konnte und blieb, indessen die Nutzung als Taxi anstieg. Mittlerweile werden Autos etwa in Lancaster County auch bei Kurzstrecken benutzt, anstatt einige Meilen mit dem „Dachwägle“, der Kutsche, zu fahren. Der Taxidienst wuchs aber nicht nur aus Bequemlichkeit an, sondern auch, um sich bei dem angestiegenen Verkehrsaufkommen in den älteren Siedlungen nicht Unfallgefahren auszusetzen (Pferde scheuen, das schwierige Überqueren der Straßen etc.). Liberale amische Gruppen erlaubten relativ schnell Autos, verlangen aber zum Teil eine gänzlich schwarze Lackierung, auch der Stoßstangen.

Das Verbot des Autobesitzes und dessen geforderte sorgsam abgewogene Inanspruchnahme als Nutzer ist durch die frühe Entscheidung am Anfang des 20. Jahrhunderts gegen seinen Besitz in die „heilige Ordnung“ eingegliedert worden. Diese Ordnung erlaubt bei Verstößen, das Gemeindeglied zu bestrafen. So wird, falls das altamische Mitglied es nicht rückgängig machen will, der Kauf eines Autos mit dem Bann geahndet, das Mitglied verliert seine Heilshoffnung (nach Verständnis der Gemeinde) und hat gemieden zu werden.

Mit der oftmals schon auf Monate im voraus reservierten Benutzung eines „English drivers“ bei Weiterbestehen des Eignungsverbotes ist eine Grauzone zwischen Eigentum und Nutzen entstanden, da sich viele „Englische“ bewußt einen Zweitwagen anschaffen, um Chauffierdienste zu übernehmen, und ihre Kundschaft durchgängig zu den „plain-people“-Gruppen gehört.

Liberalere Gruppen sind äußerlich noch immer als Amische zu erkennen, die Unterschiede sind zumeist nur für die Gruppen untereinander hinsichtlich kleiner Unterschiede in den Kleidungsschnitten, den Farbgebungen, den Arten der Kappen und wie weit diese über Ohren getragen werden usw. zu erkennen. Beachy Amische haben zum Beispiel einen getrimmten Vollbart (ohne Schnauzer).

Die Akzeptanz technischer Errungenschaften variiert von Gruppe zu Gruppe. Über eine Annahme oder Nutzung kann folgendermaßen entschieden werden: Sie wird ohne weiteres Aufsehen von der Gruppe akzeptiert, indem sich einer nach dem anderen ohne Widerspruch diese Neuerung zulegt, kann jedoch später, sollte Widerspruch aufkommen, verboten werden. Oder sie wird mit einem einstimmigen Gemeindebeschluß offiziell erlaubt. Bei von vornherein sinnlos oder gar gefährlich scheinenden Neuerungen, z. B. dem Fernsehen, kann eine Nutzung sofort verboten werden, ohne daß sie erst Eingang in die Gemeinschaft gefunden hat. Bei fehlender Einigung können neue Aufsplitterungen in liberalere (zumeist bei den Amischen) oder konservativere Gruppen (zumeist bei den Mennoniten alter Ordnung/Old Order Mennonites, dies sind verwandte Gruppierungen) entstehen.

Die Amischen bewirtschaften Ihr Land gift- und von konventionellen Düngemitteln frei, ähnlich wie biologisch-dynamische Landwirte.

Bildung

Kinder der Old Order Amish besuchen heutzutage zumeist keine öffentlichen Bildungseinrichtungen mehr, sondern gesonderte private Schulen, in denen sie von jungen, unverheirateten Frauen unterrichtet werden. Diese sogenannten „one-room schools“ (Einraumschulen) verteilen sich über das Siedlungsgebiet und werden durch Schulgelder der Eltern finanziert – nicht durch die amerikanischen Schulbehörden. Die eigenen Schulen erlauben die Kontrolle der Unterrichtsinhalte und konditionieren sowie sozialisieren die Kinder stärker in Richtung des späteren Beitritts zur eigenen Gruppe. In diesen Schulen werden die Basisfähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens gelehrt, nicht aber Biologie (besonders nicht Sexualkunde), keine wissenschaftlichen oder erdgeschichtlichen Lehren oder gar die Evolutionstheorie. Hinsichtlich des Wissens über „die drei Rs“ (reading, writing, 'rithmetic) können amische Schüler mit ihren amerikanischen Gleichaltrigen in öffentlichen Schulen mithalten. In amischen Schulen herrscht große Disziplin, vieles wird durch Stillarbeit erlernt. Es wird ebenfalls Deutsch unterrichtet (wofür angepaßtes Schulmaterial entwickelt wurde), damit die religiösen Texte gelesen werden können. Das amische Schulwesen ist stark identitätsstiftend, einige Soziologen sehen in ihm sogar den größten Faktor für das Überleben der Amischen als eigene Gruppe, da Religion nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse in argumentative Beweisnot gerät und andere Lebensoptionen weder gezielt angesprochen noch gefördert werden (ähnlich verhält es sich mit der wachsenden Anzahl des amerikanischen „home-schoolings“, deren Entstehungen ebenfalls zumeist auf religiöse Gründe zurückzuführen sind.)

Sprache

Die Amischen sind ursprünglich eine Religionsgemeinschaft, die mit den deutschen Einwanderern nach Amerika kam, einen Teil der „Pennsylvania-Dutch“-Kultur- und Volksgruppe bildete und nun fast gänzlich mit einigen tausend Anhängern konservativer Mennonitengruppen diese Volksgruppe bildet. Man kann heute sagen, daß Amische und Pennsylvania Dutch ziemlich identisch geworden sind, da der weltliche Teil sich ans Englische assimilierte und lediglich noch kulturelle Reste tradiert. Daher ist es rechtens, auch schon heute „the Dutch“ mit Amischen gleichzusetzen.

Die meisten Amischen sind dreisprachig. Untereinander sprechen sie in der Mehrzahl einen deutschen Dialekt, das sogenannte Pennsylvaniadeutsch, in einigen Countys Indianas auch Schwyzerdütsch. Pennsylvaniadeutsch war früher die Alltagssprache des gesamten südöstlichen Pennsylvanias und umfaßte rund 800.000 Personen bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts, danach assimilierten die meisten sich sprachlich, und nur die konservativen Altamischen und altmennonitischen Gruppen verblieben beim Pennsylvaniadeutsch als Umgangssprache untereinander. „Pennsylfaanisch Deitsch“ (so eine andere Schreibweise) basiert auf dem pfälzischen Deutsch und beinhaltet aufgrund der Vermischung der Sprachen viele englische Lehnwörter. So gibt es auch Eigenwortschöpfungen und direkte Übersetzungen in den Dialekt wie etwa „Ich geb nichts drum!“ oder „Wie bischt?“ (How are you?). Die wenigen Schweizerdeutsch verwendenden amischen Gemeinden stammen aus Einwanderungsschüben im 19. Jahrhundert direkt aus dem Berner Oberland und siedelten sich in Indiana in eigenen Gemeinden an. Sie unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Gemeindeordnungen von Gruppen, die schon vorher in Amerika ansässig waren.

Während des Gottesdienstes benutzen Amische ein stark dialektgefärbtes, gemischtes Hochdeutsch, welches auch englische Lehnwörter enthält: zum Beispiel „Wenn mir realize (gesprochen ri-ä-lei-ße), des mir arme Sinner uff seller Erd sind …“ (Penna.dt.)

Die englische Sprache gebrauchten Amische vormals lediglich, um mit der Außenwelt zu kommunizieren. Aufgrund zunehmender beruflicher Anbindung an die Außengesellschaft verstärkt sich jedoch der Gebrauch des Englischen, was sehr kritisch gesehen wird.

Eine Sprachprobe als Letztes (obiger Absatz in Penna.dt.): „Die englisch Sproch hen Amische ebbmols juscht ge'just far mit die outside Welt zu kommunikäte. Dieweil sie nau immer mehr mit die outside Welt verbunne sin, ischt der Use vun die englisch Sproch ge'wochse, was een Deel Leit critical sehne.“

Gegenwart

Es gibt viele Dutzende amische Gemeinschaften, die sich voneinander unterscheiden, insbesondere durch die unterschiedlich hohe Akzeptanz technischer Neuerungen oder auch durch die Handhabung der „strengen Meidung“ (Verhalten gegenüber Ausgeschlossenen: z. B. Transaktionsverbot von Geschäften). Einige sind nur regional vertreten und haben keine bundesstaatweiten Verbindungen. Die Vielfalt der Gruppen kann verwirren und ist zudem schwer zu erfassen.

Von extrem konservativ bis sehr liberal gibt es (in Auswahl) folgende Gruppen:

Nebraska Amish/White-top Amish/Old School Amish (mehrere Untergruppen); Swartzentruber Amish; Andy Weaver Amish – diese Gemeindegruppen repräsentieren überwiegend den ultrakonservativen Flügel der Amischen; die Old Order Amish/Altamische/Amische alter Ordnung bilden dagegen die konservative Hauptrichtung der Amischen in Nordamerika; als eher „progressiv“ und liberal gelten hingegen die kleineren amischen Sondergruppen der New Order Amish, New Order Fellowship oder der Beachy Amish/Byler Amish.

Es gibt auch Mennonitengruppen mit historischen Amisch-Ursprüngen. Diese waren zumeist liberale Abspaltungen, die immer liberaler wurden, dann den Namen „Amish“ als einengend ablegten und sich mennonitischen Positionen näherten, wie etwa die Western Ontario Mennonite Conference; Association des églises évangéliques mennonites de France.

Der Zuwachs der Amischen belief sich von 2007 auf 2008 auf etwa sechs Prozent, alle 18 bis 20 Jahre verdoppelt sich ihre Mitgliederzahl. Einige amische Gemeinden wie zum Beispiel die Swartzentrubers haben 12 bis 16 Kinder pro Familie, also rund 57 Geburten auf 1.000 Einwohner und verdoppeln sich alle 15 Jahre. (Zum Vergleich: Die BRD hat 9 Geburten auf 1.000 Einwohner.)

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

  • Gerald Willms: Die wunderbare Welt der Sekten. Von Paulus bis Scientology. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-56013-6, S. 63-66

Netzverweise

Foren
Photos
Filmbeiträge

Fußnoten

  1. Amish America: How many children do Amish have?, Abruf am 14.7.2013
  2. Amish America: When do Amish get baptized?, Abruf am 14.07.2013
  3. Amish America: How fast are the Amish growing?, Abruf am 14.7.2013
  4. Donald B. Kraybill: In Das Rätsel der Amish