Aufnahmeleiter

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Aufnahmeleiter in der Film- und Fernsehproduktion organisieren und leiten Studio- und Außenproduktionen für Film und Fernsehen. Dabei beachten sie zeitliche, örtliche, dramaturgische und finanzielle Aspekte.

Erläuterung

Die Etappen, die ein in Arbeit befindlicher Film auf seinem weiten Weg vom Drehbuch zur Uraufführung zu bewältigen hat, gleichen in gewisser Weise den verschiedenen Stationen des Instanzenweges, nach dem sich das Arbeitssystem der Behörden reguliert. Hier wie dort gibt es unterschiedliche Instanzen mit unterschiedlicher Zuständigkeit.

Zu den Instanzen der Filmproduktion zählt auch der Aufnahmeleiter. Im Gegensatz zu den übrigen Instanzen – Produktionsleiter, Kameramann, Filmarchitekt und Komponist – übt er jedoch auf die künstlerische Formgebung keinerlei Einfluß aus, ohne daß die Tätigkeit des Aufnahmeleiters bei der Herstellung eines Films dadurch an Bedeutung verlöre. Er ist der Mann mit der Uhr in der Hand, der Beherrscher des filmischen Alltags, der Organisator des reibungslosen Ablaufs. In diesem Aufgabenbereich gilt er als rechte Hand des Produktionsleiters, dessen Herstellungsgruppe er fast immer als ständiger Mitarbeiter angehört, während die übrigen Mitglieder des Produktionsstabes immer nur von Fall zu Fall, das heißt von Film zu Film, verpflichtet werden und nach Abschluß der jeweiligen Dreharbeiten Herstellungsgruppe und sogar die Produktionsfirma wechseln.

In seinem Dasein als rechte Hand des Produktionsleiters übernimmt der Aufnahmeleiter eine gelegentlich recht komplizierte Aufgabe.

Was der Produktionsleiter plante, berechnete und bestimmte, was der Regisseur unter seiner künstlerischen Verantwortung in die Tat umsetzte – für alles das bildet der Aufnahmeleiter die große Schleuse, die jeder passieren muß, der einen Schritt in den Bereich der Kamera tun will. Diese Schleuse hat, wenn sie dem Arbeitstag im Atelier und auch an der Außenaufnahmestelle einen reibungslosen Ablauf sichern will, eine Inkarnation aus Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu sein.

Pünktlich wird groß geschrieben, sogar im Zweiten Weltkrieg, wo es nicht immer ganz einfach war, bei den erheblichen Verkehrseinschränkungen die festgesetzten Termine einzuhalten. Aber auch in solchen Zeiten mußte es gehen, auch auf Kosten der friedensmäßigen Bequemlichkeit. Man grübelte ein paar Minuten länger nach und fand schon einen Weg, um die Schauspielerin, die am 7. September im Atelier sein sollte, rechtzeitig nach Berlin zu bringen, auch wenn sie am 6. September noch Nachtaufnahmen für einen anderen Film in Prag zu drehen hatte.[1]

Eine falsche Disposition, ein Irrtum in der Zeiteinteilung oder eine unvollständige telephonische Mitteilung können zu den größten Komplikationen führen.

Nicht nur bei Außenaufnahmen, wo seine Zuständigkeit auch Quartierfragen, Transportangelegenheiten und ähnliche Dinge regelt, sondern auch im Atelier gibt es für den Aufnahmeleiter Tage, die sich nicht aus dem Handgelenk heraus bewältigen lassen. Das sind die sogenannten Großkampftage, an denen oft Hunderte von Kleindarstellern im Atelier stehen, die niemals in Bausch und Bogen, sondern Name für Name unter Inanspruchnahme der Filmbörse vom Aufnahmeleiter und seinen Assistenten verpflichtet werden. Ob der Spielleiter nun zehn junge Herren im Frack, einen jovialen Herrn mit Schnurrbart oder zwanzig Tänzerinnen für seine Szene benötigt: Der Aufnahmeleiter hat dafür zu sorgen, daß die bestellten „Figuren“ pünktlich und in der gewünschten Kostümierung drehbereit vor der Kamera stehen.

So ist der Aufnahmeleiter der Vollstrecker aller derjenigen Maßnahmen, die Produktionsleiter und Spielleiter bei der Bewältigung ihrer künstlerischen Aufgaben zu ergreifen haben. Unter dem Stichwort Maßnahmen rubriziert sich dabei alles, was den Ablauf eines normalen Arbeitstages umfaßt: von der Benachrichtigung der Schauspieler über die Bestellung der Kleindarsteller bis zur verantwortlichen Sorge für die Requisiten, deren Beschaffung wiederum den einzelnen Requisiteuren obliegt.

Diese Requisiteure sind die unentbehrlichen Helfer des Aufnahmeleiters, die Leute, die alles, aber wirklich alles besorgen: von der venezianischen Blumenvase bis zum Andachtbüchlein der Maria Stuart, von der kaschierten Mettwurst bis zum Ochsengespann mit – wenn es sein muß – echten ungarischen Zuchtstieren.

Um aber pünktlich und gewissenhaft arbeiten zu können, muß jeder Filmschaffende, ob er nun Schauspieler, Architekt, Requisiteur oder Bühnenarbeiter ist, eines genau kennen: die tägliche Disposition, also die schriftliche Fixierung des an jedem Tag zu bewältigenden Pensums. Die Ausfertigung einer solchen Disposition übernimmt in Übereinstimmung mit dem Produktionsleiter und dem Regisseur der Aufnahmeleiter, und von ihm aus wandert der schlichte Zettel mit den notwendigen Angaben in die Hand derjenigen Filmschaffenden, die von den Aufgaben des nächsten Tages persönlich oder sachlich in Anspruch genommen werden.


Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 47/48, 23. Dezember 1942