Produktionsleiter

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Der Produktionsleiter in den Film– und Fernsehproduktion planen, organisieren und überwachen Film- und Fernsehproduktionen. Dabei kümmern sie sich um die Vorbereitung, Dreharbeiten sowie Endfertigung.

Erläuterung

An der Spitze jeder Filmproduktion als künstlerischer Leiter steht ein Produktionschef. Die nächste, ihm künstlerisch nachgeordnete Instanz ist die Herstellungsgruppe, also der Produktionsleiter.

Mit dem Produktionsleiter beginnt die Praxis der Filmproduktion. Was in den Büros des Produktionschefs und seiner Chefdramaturgie auf dem weiten Weg von der ersten Niederschrift der neuen Idee bis zum atelierfertigen Drehbuch entwickelt wurde, wird ihm zur Verwirklichung überantwortet. Damit avanciert der Produktionsleiter zum Vollstrecker eines genau formulierten künstlerischen Programms, das auf einer präzis errechneten finanziellen Grundlage steht und nur in ganz besonders gelagerten Fällen Abweichungen duldet.

Mit dem Blick in das Drehbuch als den künstlerischen Teil seiner Gesamtaufgabe pendelt der Produktionsleiter zwischen künstlerischen Intentionen und den harten Notwendigkeiten, die den Zahlen entwachsen. Der Produktionsleiter wird zum Mittler zwischen Kunst und Geld, zwischen dem zu drehenden Film und den Voranschlag seiner Herstellungskosten, und je mehr es ihm gelingt, diesen Pendelschlag zu einer harmonischen Lautlosigkeit zu gestalten, um so unauffälliger und bedeutungsvoller ist sein Wirken. Er darf nie vergessen, daß sein neuer Film neben dem volltönenden Titel auch eine unauffällige Registrierungsziffer trägt; sie ist das Stichwort für den kaufmännischen Leiter der Herstellungsfirma, und Stichworten pflegen — im Leben, auf der Bühne und im Filmatelier — fast immer Auftritte zu folgen, die so oder so sein können, je nachdem, wie man sie befolgt...

Wenn der Produktionsstab zusammengestellt wurde hat sich das Kollektiv der Menschen, auf die sich die Arbeit verteilt hat gefunden. An seiner Spitze steht der Regisseur, also der Mann, der vor der Öffentlichkeit die gesamte künstlerische Verantwortung für den neuen Film übernimmt; der Bedeutung dieser Aufgabe entspricht der umfassende Einfluß, der ihm vom Produktionsleiter von dieser Stunde an auf den Film einzuräumen ist.

Der erste Schritt, den Produktionsleiter und Regisseur gemeinsam unternehmen, führt in das Besetzungsbüro. Hier träumen jugendliche Helden und Charakterkliebhaber, die Liebhaberinnen und Naiven von der großen Rolle, von der Chance ihres Lebens. Formulare verzeichnen die Daten ihres bisherigen Werdegangs, ungezählte Briefe ihre Wünsche und Hoffnungen. In Aktenschränken stauen sich die Begabungen, Schnellhefter registrieren die Erfolge.

Dann vollzieht sich die Rollenbesetzung des neuen Films. Während des Zweiten Weltkrieg war dies ein schwieriger Vorgang, da ein großer Teil der deutschen Bühnen- und Filmschauspieler kämpfend im Feld gewesen waren, während ein weiteres, notwendigerweise sehr erhebliches, Kontingent oft monatelang von den Zentren der deutschen Filmproduktion abwesend war, um auf den weiten Fährten der Frontbühnen ein wenig fröhliche Kunst bis in die vordersten Linien zu tragen.[1]

Auch im Kriege zählten zu den Aufnahmestab fünfzig oder sechzig Menschen. Fehlen darf niemand! Nicht der Hauptdarsteller und nicht der Außenrequisiteur, nicht der Kameramann und nicht der Maskenbildner, denn gebraucht wird jeder von ihnen, und niemand ist überflüssig, denn sie sind aufemander angewiesen, jeder auf jeden und zu jeder Stunde.

Schlüsselpositionen wie Kamera, Ausstattung, Kostümbild, Schnitt und Komponist werden in der Regel in Absprache mit dem Produzenten und dem Regisseur vom Produktionsleiter engagiert. Die Aufgaben der Teammitglieder, die Arbeitsabläufe und Finanzmittel der einzelnen Abteilungen werden aufeinander abgestimmt und zugeordnet. Eine vernünftige Auswahl der Außenmotive (Entfernung, Erreichbarkeit und Infrastruktur) soll es während der Drehzeit ermöglichen, auf kurzen Wegen sinnvoll zu operieren. Damit gewinnt die Regie Zeit für das Umsetzen des Drehbuchs. Die rechtzeitig einberufene Regiebesprechung ermöglicht dem Regisseur seine Konzeption vorzustellen und mit den Stabmitgliedern abzusprechen, welche Mittel an den jeweiligen Drehorten zum Einsatz kommen sollen. Die dadurch notwendig werdenden finanziellen und organisatorischen Korrekturen werden vom Produktionsleiter der Gesamtplanung angepasst. Notwendige und branchenübliche Versicherungen werden abgeschlossen. Drehgenehmigungen verhandelt, Kostenvergleiche eingeholt und Pauschalen bzw. Rabatte mit Liefer-, Verleih- und Servicefirmen vereinbart.

Sind Außenaufnahmen im Ausland vorgesehen, muß der Reiseablauf, Unterbringung von Stab und Darstellern, Transport und Zollabfertigung geplant werden. Unterschiedliche Gesetzgebung und abweichendes Sozialrecht, andere Behördenstrukturen und Genehmigungsverfahren, gesundheitliche und wirtschaftliche Risiken und nicht zuletzt ethische Belange verlangen vom Produktionsleiter besondere Sorgfaltspflicht dem Gastland und den Mitarbeitern gegenüber. Die örtlichen Drehbedingungen sind dem Drehplan anzupassen.

Der Finanzbedarf ist zu ermitteln, eventuell vorhandene Devisenbeschränkungen müssen berücksichtigt und der Transfer der Mittel rechtzeitig veranlasst werden. Der Produktionsleiter koordiniert mit Produzent, Regisseur, Schnittmeister , Komponist, Synchronaufnahmeleiter und Geräuschemacher den Zeitplan für die Endfertigung und terminiert die erforderlichen Studios und Schneideräume. Um während der Dreharbeiten einen reibungslosen Arbeitsablauf zu gewährleisten, muß Vorsorge für eine funktionierende Infrastruktur getroffen werden.

Mit den Stunt- und SFX-Spezialisten ist das Sicherheitsrisiko der verlangten Aufgaben abzuwägen, ggf. zu reduzieren oder auf Alternativen auszuweichen. Der Drehplan wird mit allen Abteilungen auf Machbarkeit des Pensums durchgesprochen und geprüft, wie alle arbeitsrechtlichen Bestimmungen und Unfallverhütungsvorschriften eingehalten werden können. Mit der Filmgeschäftsführung oder der Buchhaltung werden die eingegangenen Verpflichtungen erläutert, die Zahlungsmodalitäten und Zahlungsziele bestimmt und nach Prüfung der Vorkosten daraus resultierende Konsequenzen gezogen. Ein Finanzbedarfsplan ist zu erstellen.

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 35/36, 16. September 1942