Benedetti, Carlo De

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Carlo De Benedetti (* 14. November 1934 in Turin, Italien) ist ein jüdischer Unternehmer und Ingenieur in Italien.

Werdegang

Carlo De Benedetti wurde, als Carlo Debenedetti, am 14. November 1934 als Kind einer jüdischen Kleinunternehmerfamilie (Metallhändler) in Turin geboren. Sein Großvater war Rechtsanwalt. Der Vater Rodolfo († 1991) gründete 1921 mit finanzieller Unterstützung eines Onkels und Beteiligung eines deutschen Unternehmens eine Metallfabrik, die als Autozubehörlieferant ein gewisses Gewicht gewann, aber auch nach dem Krieg über 50 Beschäftigte zunächst nicht hinauskam. Während des Zweiten Weltkrieges lebte die Familie 1943 in der Schweiz.[1]

De Benedettis Neigung galt den Wirtschaftswissenschaften, auf Wunsch seines Vaters studierte er jedoch Elektrotechnik am Turiner Polytechnikum (Abschluss 1958). Anschließend absolvierte er seinen Militärdienst bei den Gebirgsjägern (Alpini). Ein als Bankier tätiger Onkel gewährte ihm später Einblick in das Finanzgeschäft.

Wirken

Seine Berufslaufbahn begann De Benedetti im väterlichen Unternehmen, das er erfolgreich weiterführte, für seinen rastlosen Ehrgeiz aber bald zu klein wurde.[2] Er kaufte die Aktiengesellschaft Gilardini, eine ehemalige Gerberei mit Holdingcharakter, die er systematisch durch Zukauf einer Reihe von kleinen metallverarbeitenden Unternehmen zu einem Konzern ausbaute,[3] der 1976, vier Jahre nach der Übernahme, bereits 1.500 Mitarbeiter zählte. Mit dieser unternehmerischen Leistung empfahl er sich dem Fiat-Chef Giovanni Agnelli, der ihn 1976 in seinen damals sanierungsbedürftigen Konzern holte und zum geschäftsführenden Vorstandsmitglied machte. De Benedetti brachte bei Fiat 60 % des Kapitals seiner Gilardini S.p.A. ein und erhielt dafür 5 % der Fiat-Stammaktien. Gleichwohl war sein Engagement bei Fiat nur von kurzer Dauer. Nach Differenzen mit den Mitgliedern der Fiat-Hierarchie, die seinen rigorosen Rationalisierungsplänen nicht folgen mochte, schied De Benedetti bereits im August 1976 wieder aus dem Autokonzern aus. Mit dem gewinnträchtigen Erlös seiner Fiat-Aktien kaufte er sich stattdessen mit einer 25%-Beteiligung in den Büromaschinen- und Computerkonzern Olivetti S.p.A. ein, in dessen Vorstand er im April 1978 als leitender Manager eintrat. Ab 1983 war er Präsident des Unternehmens.[4]

Als De Benedetti sein Aktienpaket bei Olivetti erwarb, steckte das Unternehmen in einer existenzbedrohenden Finanzklemme, gewann dann aber unter der umsichtigen Führung von De Benedetti schnell wieder an Boden. Er wechselte fast die gesamte Führungsmannschaft aus, sorgte mit verschiedenen Kapitalerhöhungen für die dringend benötigten Finanzmittel und kaufte sich systematisch in hochwertige Technologieunternehmen ein. Ein rigoroser Abbau des Personals trug mit dazu bei, das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Seinen Ruf als dynamischer, ideenreicher und risikofreudiger Unternehmer unterstrich De Benedetti Anfang 1984, als er den weltgrößten VS-Telekommunikations-Konzern AT & T für eine Minderheitsbeteiligung (22 %) bei Olivetti und eine weitgehende Vertriebskooperation gewann (die Partnerschaft wurde allerdings bereits 1989 wieder aufgelöst, die AT & T-Beteiligung von Olivetti zurückgekauft).

In seiner Unternehmerlaufbahn musste De Benedetti immer wieder auch Niederlagen einstecken. So bemühte er sich vergebens um die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“, desgleichen gab er Anfang 1982 nach nur zwei Monaten sein Engagement als Vizepräsident bei der Mailänder Banco Ambrosiano (die wenige Monate später zusammenbrach) wieder auf.

Einen weiteren unternehmerischen Erfolg konnte De Benedetti verbuchen, als er im Februar 1985 in einer Blitzaktion eine 63%ige Beteiligung an der Industrie Buitoni Perugina (IBP), eine der größten italienischen Nahrungsmittelfirmen mit einem Konzernumsatz von 1,6 Mrd. DM, erwarb. Die letztere Beteiligung übernahm ebenso wie den Olivetti-Anteil De Benedettis Holding CIR S.p.A., Turin, die er als eine seiner Finanzholdings etablierte und als deren Vorstandschef er fungierte. Die CIR wurde ihrerseits von der übergeordneten Familienholding COFIDE S.p.A., Mailand, beherrscht.

Nachdem der u. a. als „König Carlo“ titulierte De Benedetti im November 1985 seine Unternehmen in rascher Reihenfolge an die Börse geführt hatte und daraufhin über liquide Mittel in Höhe von 1,4 Mrd. DM verfügte, konnte er sein Finanzimperium 1986 zielstrebig ausbauen. U. a. erwarb De Benedettis Gruppe im Frühjahr 1986 knapp 30 % des Aktienkapitals von Valeo, Paris, einem Autozubehörkonzern, dessen Führung De Benedetti selbst übernahm, und eine Beteiligung von 14,3 % am renommierten Verlagshaus Mondadori, Mailand. Kurze Zeit später, im April 1986, verkaufte der VW-Konzern die verlustbringende Triumph-Adler AG an Olivetti und erhielt im Gegenzug 5 % des Olivetti-Aktienkapitals.

Die Investitionsschwerpunkte der De Benedetti-Gruppe blieben aber nicht auf die Branchen Informations- und Datentechnik, Autozubehör und Nahrungsmittelindustrie beschränkt. Der Einstieg ins Versicherungs- und Finanzwesen wurde durch den Ankauf von Mehrheitsbeteiligungen an den Versicherungsgruppen Latina (74 % der Stammaktien erwarb im Juni 1991 die Florenzer Versicherungsgruppe „La Fondiaria S.p.A.“ von De Benedetti) und Ausonia im August 1986 und durch den Erwerb von 37 % des Aktienkapitals der Versicherungsgesellschaft Interkontinentale im April 1987 ermöglicht. Im November 1986 beteiligte sich die zur De Benedetti-Gruppe zählende französische Industrieholding Cerus, Paris, an der Yves Saint Laurent S.A.

Im Januar 1987 gründete De Benedetti zusammen mit der Gruppe Shearson, Lehman Brothers (American Express) die Gesellschaft für Finanzservice Finanza & Futuro (F&F), Turin. Weitere Expansionen im Verlagssektor waren ebenfalls erfolgreich: Über Cerus beteiligte sich De Benedetti für 100 Mio. US$ an der britischen Verlagsgruppe Pearson. Sein großes Ziel, die Übernahme des staatlichen Nahrungsmittelkonzerns SME, erreichte er allerdings nicht, da das Kassationsgericht den vorgesehenen Verkauf der von der Staatsholding IRI kontrollierten SME-Gruppe untersagte. Bereits vor dem Gerichtsentscheid war De Benedetti im März 1988 aus dem Nahrungsmittelsektor wieder ausgestiegen und hatte die zu seinem Konzern gehörende Buitoni-Gruppe an die Schweizer Nestlé-Gruppe verkauft.

Familie

Carlo De Benedetti ist seit Juli 1997 in zweiter Ehe mit der ehemaligen Schauspielerin Silvia Cornacchia verheiratet.[5] Aus der vorangegangenen, 1960 geschlossenen Ehe mit Margherita Crosetti gingen drei Söhne hervor, Rodolfo, Eduardo und Marco, die von De Benedetti am Konzern beteiligt wurden. Seit Mitte der 1970er Jahre hat die Familie aus Furcht vor Terroraktionen ihren Wohnsitz in Genf. Im Juli 2009 erhielt De Benedetti das Schweizer Bürgerrecht.

Carlo De Benedettis Bruder Franco Debenedetti ist Senator in Italien.

Auszeichnungen

Fußnoten

  1. David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  2. In den 1960er und 1970er Jahren betätigte sich de Benedetti, von seinem Onkel, einem Bankier, fachmännisch angeleitet, mit Erfolg im Wirtschafts- und Finanzwesen Italiens.
  3. Im November 1976 übernahm De Benedetti das italienische Unternehmen CIR Group, wodurch er unter anderem die Kontrolle über die nationale Zeitung „La Repubblica“ und das Magazin „L'Espresso“ erlangte.
  4. 1976 kaufte er sich in die Fiat-Werke ein und avancierte zu deren Vorstandsvorsitzendem. Nach Ende seiner Fiat-Zeit stieg er beim Computer- und Büromaschinenkonzern Olivetti ein. Er wurde 1983 dessen Präsident. Unter seiner Führung wurde Olivetti zum Mega-Unternehmen mit Aktivitäten und Beteiligungen auf nahezu allen Feldern von Industrie, Wirtschaft und Geldwesen. Die 1990er Jahre brachten dem Konzern schwere Einbußen und Krisen. Der Boß mußte u. a. wegen Verwicklung in den betrügerischen Bankrott der Mailänder Bank Ambrosiano vor Gericht.
  5. Silvia Monti, geb. Cornacchia (* 23. Januar 1946 in Venedig) ist eine italienische Schauspielerin. Monti hatte eine kurze Filmkarriere, während der sie ihre bekannteste Rolle als Schwester eines Mafioso in der Komödoe Le cerveau spielte. 1975, nach 19 Auftritten, verließ sie die Branche.