Bibliomantie
Bibliomantie (auch Bibliomantik; von altgr. biblion - Buch und ..mantie[1] „Weissagung“, „Wahrsagung“) oder auch in ähnlichem Sinnzusammenhang Stichomantie[2] (stichos „Reihe, Zeile, Vers“) ist das Wahrsagen aus aufgeschlagenen Bücher- (früher insbesondere Bibel-)stellen. Der an einer Deutung Interessierte schlägt hierbei das Buch aufs Geratewohl auf (oder blättert mit einem spitzen Gegenstand willkürlich eine Buchseite auf[3]) und zeigt mit geschlossenen Augen mit dem Finger oder einem Stäbchen auf eine Zeile oder einen Abschnitt (oder es wird wiederum mit einem spitzen Gegenstand ziellos in eine Buchseite gestochen). Ursprünglich handelte es sich bei den literarischen Einsatzmitteln jedoch nicht um Bücher, sondern um einzelne mit Versen beschriebene Zettel oder Stäbchen, die blind aus einem undurchsichtigen Gefäß gezogen wurden.[4]
Inhaltsverzeichnis
Antike
In der Antike wurden in erster Linie die Schriften und Dichtungen philosophischer Kapazitäten herangezogen (z. B. Vergils Aeneis oder Homers Ilias), deren Inhalt vielen zudem als göttlich inspiriert galt. Diese hatten den Vorteil, dass sie sich nicht mit Belanglosigkeiten aufhielten, sondern auf jeder Seite tatsächlich eine Menge Weisheiten enthielten, die sich als Antworten eigneten, ohne dass diese erst langwierig entschlüsselt werden mussten.
Mittelalter
Im Mittelalter bediente man sich gern der Bücher des Alten Testaments, sowie astrologischer Werke und Orakelsammlungen (sogenannter Losbücher). Der Gebrauch christlich-heiliger Schriften zur Wahrsagerei war allerdings von der Kirche seit der Synode von Vennes (465) verboten und wurde mit Exkommunikation bestraft.
Heutzutage wird für die Bibliomantie jedwede Form von Literatur verwendet, meist liebgewonnene oder weisheitsvolle, mystische Bücher, oder auch nichtchristlich-religiöse Schriften wie die Bhagavad Gita, der Koran und das Tao Te King (Daodejing).[5]