Bildschnitzerei
Bildschnitzerei bezeichnet die Kunst, Bildwerke bzw. Darstellungen vorrangig aus Holz, aber auch aus Elfenbein und anderen Materialien mit entsprechenden Schnitzwerkzeugen (Messern, Schnitzeisen u. a.) zu erstellen.
Inhaltsverzeichnis
Altertum
Holzschnitzereien fertigten fast alle Völkerschaften der Welt schon in ihrem frühesten Dasein. Bei den alten Ägyptern erlangten sie zuerst einen erhöhten künstlerischen Wert, von denen sich mehrere größere Arbeiten dieser Art erhalten haben.
Die Elfenbein-Bildschnitzerei war bereits bei den Babyloniern weit entwickelt. Die vorderasiatische und frühhellenische Kunst bediente sich mit Vorliebe des Elfenbeins in dekorativer Weise zu Inkrustierungen (Kypselos-Lade). Später in der Blütezeit der griechischen Kunst kam das Elfenbein in überragender Weise bei den kolossalen Götterbildern zur Anwendung, wo das Nackte aus Elfenbeinplatten bestand, die man auf einen festen Kern auflegte, während das übrige aus Goldblech gefertigt wurde (chryselephantine Statuen) oder die Statue aus Holz und Stein gefertigt wurde (Akrolithe). Später bediente man sich des Elfenbeins nur zu kleinen, meist dekorativen Arbeiten. Aus Holz fertigte man in der griechischen Antike in der Regel die Götterbilder, welche dann meist bemalt, vergoldet oder auch mit buntem Schmuck u.ä. behängt wurden.
In der spätrömischen und altchristlichen Skulptur bildeten die Schnitzwerke aus Elfenbein einen wichtigen Kunstzweig. Unter ihnen sind die Diptychen von Interesse. In der Folge wurden diese Elfenbeinplatten als Verzierung von Büchereinbänden beliebt. Außerdem gab es noch mancherlei geschnitzte Geräte, z. B. den mit Elfenbein belegten Stuhl des Erzbischofs Maximian im Dom zu Ravenna (540-555).
Mittelalter
Die Holz-Schnitzerei gewann in der Gotik und besonders in der deutschen Kunst des Mittelalters an Bedeutung. Die Kirchenaltäre wurden hierbei mit zum Teil sehr umfassenden und figurenreichen Holzbildwerken geschmückt, wobei man das Nackte in der Regel naturgemäß färbte und die Gewandungen zumeist vergoldete. Berühmte Bildschnitzer dieser Epoche waren u.a. Tilman Riemenschneider, Jörg Syrlin, Veit Stoß und Hans Brüggemann, welche allesamt um das Jahr 1500 herum lebten und wirkten. In anmutigem kleinerem Schnitzwerk waren besonders Nürnberg und Augsburg die führenden Städte.
Neuzeit
Künstlerisch weit fortgeschrittene Porträtmedaillons, in der Regel aus Buchsbaum oder weichem Stein geschnitten, hat die deutsche Kunst im Anfang des 16. Jahrhunderts aufzuweisen. Besonderen Ruhms in dieser Kunstrichtung erfreuten sich zu jener Zeit Hans Schwarz und Friedrich Hagenauer in Augsburg und Peter Flötner zu Nürnberg.
Von außerordentlicher Vollendung sind auch die bemalten Bildschnitzereien der Spanier Juan Martínez Montañés und Alonso Cano. Im 17. und 18. Jahrhundert fand namentlich die Elfenbeinschnitzerei eine vielfache Verwendung, indem Kannen und Krüge, Reliefs und Statuetten angefertigt wurden. Christof Angermair in München, Leonhard Kern in Nürnberg, Alessandro Algardi, der Flame François Duquesnoy, Balthasar Permoser und Simon Troger sind anerkannte Meister.
Ein besonderer Zweig der Bildschnitzerei war die Kleinschnitzerei, z. B. aus einem Nußkern, von der das Grüne Gewölbe in Dresden Beispiele zeigt, von denen allerdings einige durch den Bombenterror der Alliierten gegen Deutschland zerstört, danach weitere von den sowjet-bolschewistischen Invasoren (bzw. Bezeichnung in der BRD-Sprache: Befreier) geraubt wurden.
Literatur
- Gert von der Osten: Spätmittelalterliche Bildschnitzerei zwischen Weser und Elbe. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte Bd. 8, 1939 (Zu der damaligen Ausstellung im Landesmuseum Hannover)
- Karl Oettinger: Altdeutsche Bildschnitzer der Ostmark. 1939
- Ferdinand Stuttmann und Gert von der Osten: Niedersächsische Bildschnitzerei des späten Mittelalters. Deutscher Verein Für Kunstwissenschaft, 1940
- Leo Weismantel: Till Riemenschneider. Der Roman seines Lebens. München, Alber, 1941.