Billroth, Theodor

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Christian Albert Theodor Billroth (* 26. April 1829 in Bergen auf Rügen; † 6. Februar 1894 in Sankt Jakobi auf der Halbinsel Istrien) war ein deutscher Arzt und Chirurg.

Leben

Quelle
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(...). Theodor Billroth wurde am 26. April 1829 als Sohn des Pfarrers zu Bergen auf Rügen geboren. Sein Vater starb vorzeitig, erst 34 Jahre alt. Die Erziehung des verwaisten Knaben fiel der Mutter allein zu. Die Grosseltern und ein Oheim standen ihr darin zur Seite. Dieser, Friedrich Wilhelm Billroth (gestorben als Physicus in Stettin und dort noch in gutem Angedenken als Choleraarzt), erweckte durch sein Beispiel zuerst in Theodor Billroth das Interesse für die Heilkunde. Das Studium dieser machte er, auf dem Greifswalder Gymnasium vorgebildet, in den Jahren 1848 —1852 an den Universitäten Greifswald, Göttingen und Berlin. Wie sein Collegverzeichniss erweist, beschäftigte er sich als Student bei weitem mehr, als sonst bei Medicinern üblich ist, mit den naturwissenschaftlichen Fächern. Unter seinen Lehrern waren der Chemiker Woehler, der Physiker Wilhelm Weber, der Anatom und Physiologe Rudolf Wagner, die Chirurgen Wilhelm Baum und Bernhard Langenbeck und die Kliniker Schoenlein, Romberg, Frerichs und Traube. Von diesen trat Billroth als Student zweien besonders nahe, Wagner in Göttingen und Traube in Berlin. Als Wagner's Begleiter ging Billroth in seinem letzten Studienjahre nach Triest zu Studien über den Zitterrochen, deren Ergebnisse Wagner in seinen „Neurologischen Untersuchungen“ mittheilte. Unter Traube's Leitung fertigte Billroth seine Doctorschrift „über die Natur des Lungenleidens nach Durchschneidung des Nervus vagus“. Sie lehnt sich an eine der wichtigsten Arbeiten von Ludwig Traube an und füllte eine Lücke aus (es handelt sich um die Folgen der Vagusdurchschneidung bei Vögeln), die Traube in seiner Lehre von der Vagusdurchschneidung gelassen hatte. Billroth's Doctorschrift hat, was nicht gerade von vielen medicinischen Dissertationen zu sagen ist, bleibenden Werth. Zu Bernhard Langenbeck, der auf Billroth's Leben und Schaffen am nachhaltigsten eingewirkt hat, kam Billroth 1853 in ständige Beziehung.
Nach der Rückkehr von der üblichen Studienreise nach Frankreich und England wurde Billroth Gehilfe an der Berliner chirurgischen Klinik in der Ziegelstrasse. Hier verbrachte Billroth seine chirurgischen Lehrjahre; zugleich aber legte er hier den Grund zu seinem Rufe in der Wissenschaft. Es waren Jahre der emsigsten und schwersten Arbeit; bisweilen kam Billroth fast eine Woche lang nicht aus dem Bereiche der Klinik heraus. Die meiste Zeit, so weit die Obliegenheiten des chirurgischen Assistenten ihn nicht in Anspruch nahmen, verbrachte er am Mikroskopirtische. Von der auch von seinem Meister Langenbeck gehegten Anschauung durchdrungen, daß für den Fortschritt der Chirurgie eine genaue Kenntniss der normalen und pathologischen mikroskopischen Anatomie nothwendig sei, begann er umfangreiche mikroskopische Untersuchungen, die sich zu einem Theile auf chirurgisch wichtige Fragen richteten, zum anderen aber der allgemeinen Histologie zu Gute gekommen sind. Zu erwähnen sind von ihnen die Studien über das Reticulum der Milz, das Epithel der Froschzunge, die Entwickelung der Blutgefässe, die Entwickelung des Hühnereies und ganz besonders über den feineren Bau der Schleimpolypen. Nicht in dieses Gebiet schlägt eine Veröffentlichung von Billroth aus seiner Assistentenzeit ein, die Schrift über die Geschichte der Schusswunden, die Billroth eine besondere Stelle unter den Chirurgie-Historikern sichert. Die mikroskopischen Arbeiten, die Billroth von der Berliner chirurgischen Klinik aus veröffentlichte, fanden solche Anerkennung, dass 1857 dem erst 28jährigen Docenten der Chirurgie die Greifswalder Professur für pathologische Anatomie angeboten wurde. Billroth schlug sie aber aus, um bei der Chirurgie zu verbleiben. Zwei Jahre später wurde er zu einer selbständigen chirurgischen Stellung berufen. Der Züricher Erziehungsrath übertrug ihm die ordentliche Professur für Chirurgie und die Leitung der chirurgischen Klinik in Zürich. Von dort kam er 1867 nach Wien. Mit dem Uebergange nach Zürich schliesst Billroth's mikroskopisch-anatomische Zeit ab. Er beschäftigte sich nunmehr ganz mit der Chirurgie. Zum Theil im Verein mit seinen Assistenten nahm er weit ausschauende Arbeiten in Angriff. Zunächst war es das Studium des Wundfiebers, dem Billroth sich widmete. Sodann trug er dafür Sorge, dass durch die Veröffentlichung genauer klinischer Berichte über seine Hospital-Abtbeilung, über die wichtigen, die chirurgische Welt damals bewegenden Fragen seine klinischen Erfahrungen zur allgemeinen Kenntniss und Verwerthung kamen. Die Berichte aus der Billroth'schen Klinik sind eine wahre Fundgrube für den chirurgischen Praktiker. Mittlerweile war eine neue Zeit für die Chirurgie angebrochen. Dank der Lister'schen Wundbehandlung hatte das Gebiet der operativen Chirurgie eine vorher nicht geahnte Erweiterung erfahren. Chirurgische Eingriffe von Umfang an den Organen der Brust-, Bauch- und Schädelhöhle waren bis dahin Curiosa. Nunmehr begann die methodische Erforschung dessen, was die Chirurgie bei Erkrankungen innerer Organe zu leisten vermag. An dieser Arbeit, die für eine eigentliche „interne Chirurgie“ des Menschen erst die Grundlage abgab, nahm Billroth den hervorragendsten Antheil. Er bestimmte hier auf den Hauptgebieten durch zahlreiche und vielfach abgeänderte Thierversuche zunächst die Grenzen und die Methodik der neuen Chirurgie lebenswichtiger Organe, um dann zu ihrer Ausführung am Menschen zu schreiten. Zwei Operationen dieser Art sind es besonders, mit denen Billroth seinen Namen verknüpft hat, die Exstirpation des Kehlkopfes und die Resection des Magenpförtners. Wichtiges geleistet hat Billroth noch auf einem anderen Felde der Chirurgie, das durch die politischen Geschehnisse der sechziger und siebziger Jahre zu besonderer Entfaltung kam, in der Kriegschirurgie. Er steht mit in der ersten Reihe der deutschen Kriegschirurgen. Klassisch in ihrer Art sind Billroth's chirurgische Feldbriefe aus den Lazarethen von Weissenburg und Wörth. Sie leiten uns zu dem chirurgischen Schriftsteller Billroth über. Des einen seiner Werke ist hier besonders zu gedenken, seiner chirurgischen Pathologie und Therapie, aus der seit einem Menschenalter die Mehrzahl der Studirenden und Aerzte in den Culturstaaten ihre allgemeinchirurgischen Kenntnisse geschöpft haben. Durch dieses Handbuch ist Billroth ein medicinischer Weltlehrer geworden. Was Billroth dem engeren Kreise seiner persönlichen Schüler gewesen, das zeigt die stattliche Reihe der Universitätslehrer der Chirurgie, die aus seiner Schule hervorgegangen sind. Zu nennen sind Czerny, Menzel, Steiner, Gussenbauer, Gersuny, Frisch, Winiwarter, Mikulicz, Salzer, Eiselsberg. Damit keine Lücke in dem Lebensbilde von Billroth's Schaffen bleibe, sei noch zweierlei hier erwähnt: Billroth's freilich vergeblicher Versuch, die Lehre von den Wundinfectionskrankheiten durch die Bacteriologie zu vertiefen (dies gelang erst später R. Koch) und seine auf die Reform des medicinischen Unterrichtes gerichteten Bestrebungen.

Quelle: Deutsche Akademie der Naturforscher: Leopoldina, 1891, S. 58f. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!


Einführung in Leben und Werk:[1]

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Im Alter von beinahe 65 Jahren starb Theodor Billroth am 6. Februar 1894 in Sankt Jakobi auf Istrien und fand seine letzte Ruhestätte in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.


Theodor Billroth über das Märchen von „deutschen Juden“:[2]

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Werke (Auswahl)

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  • Ueber den Bau der Schleimpolypen. Mit 5 Kupfertafeln (PDF-Datei)
  • Die Eintheilung, Diagnostik und Prognostik der Geschwülste vom chirurgisch-Klinischen Standpunkte für practische Aerzte kurz bearbeitet (PDF-Datei)
  • Untersuchungen über die Entwicklung der Blutgefäße nebst Beobachtungen aus der Königlichen chirurgischen Universitäts-Klinik zu Berlin (PDF-Datei)
  • Beiträge zur pathologischen Histologie nach Beobachtungen aus der Königlichen chirurgischen Universitäts-Klinik zu Berlin (PDF-Datei)
  • Über das Lehren und Lernen der medicinischen Wissenschaften an den Universitäten der deutschen Nation (PDF-Datei)
  • Historische Studien über die Beurtheilung und Behandlung der Schusswunden (PDF-Datei)
  • Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie in einundfünfzig Vorlesungen. Ein Handbuch für Studirende und Aerzte (PDF-Datei)
  • Die Krankenpflege im Hause und im Hospitale. Ein Handbuch für Familien und Krankenpflegerinnen zum besten des Rudolphiner-Vereines zur Erbauung und Erhaltung eines Pavillon-Krankenhauses behufs Heranbildung von Pflegerinnen für Kranke und Verwundete in Wien (PDF-Datei)
  • Aphorismen zum Lehren und Lernen der medicinischen Wissenschaften (PDF-Datei)
  • Chirurgische Klinik Zürich 1860-1867 (PDF-Datei)
  • Chirurgische Klinik, Wien 1868. Erfahrungen auf dem Gebiete der praktischen Chirurgie (PDF-Datei)
  • Chirurgische Klinik Wien 1869-1870 (PDF-Datei)
  • Chirurgische Klinik, Wien 1871-1876 nebst einem Gesammt-Bericht über die chirurgischen Kliniken in Zürich und Wien während der Jahre 1860-1876. Erfahrungen auf dem Gebiet der practischen Chirurgie (PDF-Datei)
  • Chirurgische Reminiscenzen aus dem Sommersemester 1871 (PDF-Datei)
  • Über die Einwirkungen lebender Pflanzen- und Thierzellen auf einander (PDF-Datei)
  • Chirurgische Briefe aus den Kriegs-Lazarethen in Weissenburg und Mannheim 1870 (PDF-Datei)
  • Wer ist musikalisch? Nachgelassene Schrift (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!

Literatur

  • 96-book.png PDF Arthur von Sachsenheim: Theodor Billroth. Ein Vortrag, gehalten am 29. Dezember 1896 im Komitatssaale, 1897
  • 96-book.png PDF Vinzenz Czerny: Beiträge zur operativen Chirurgie. Herrn Hofrath Professor Dr. Theodor Billroth in Wien, zu seinem fünfundzwanzigjährigen Doctor-Jubiläum, 1878
  • 96-book.png PDF Beiträge zur Chirurgie. Festschrift gewidmet Theodor Billroth von seinen dankbaren Schülern zur Feier des vollendeten fünfzigsten Semesters seines akademischen Wirkens in Wien, 1892
  • 96-book.png PDF Gedächtnissrede auf Theodor Billroth gehalten beim Wiederbeginn der Klinik am 12. Februar 1894 Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Hans von Haberer: Theodor Billroth, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Fünfter Band, S. 376–381

Fußnoten

  1. Robert Gersuny: „Theodor Billroth“, 1888 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  2. in: Theodor Fritsch: „Handbuch der Judenfrage“, 1907, S. 122f. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!