Bismarckturm (Bad Freienwalde)

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Bismarckturm in Bad Freienwalde
Bismarckturm in Bad Freienwalde.jpg
Daten
Zustand: Existiert
Turmart: Aussichtsturm
Land: Deutsches Reich
Gau: Brandenburg
Stadt: Bad Freienwalde
Standort: Schloßberg
Höhe: 28 m
Kosten: 6.475 RM
Grundsteinlegung: 1. April 1895
Einweihung: 22. September 1895
Baumeister :

Der Bismarckturm der Stadt Bad Freienwalde in Brandenburg ist ein zu Ehren des 1890 entlassenen ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck errichtetes Bismarck-Denkmal. Auf dem Burgfundament der Burg Malchow, gelegen auf dem Schloßberg in Bad Freienwalde, deren Fundamentmauern in den Jahren 1893/94 von Dr. Eduard Heller freigelegt wurden, wurde dieser Bismarckturm im Jahr 1895 an der Nordwestecke der alten Burgruine zwischen den freigelegten Fundamenten erbaut.

Bauplanung

Angeregt wurde der Turmbau am 20. Februar 1894 in einem Schreiben an die Stadt von den fünf Vorstandsmitgliedern des Freienwalder Geschichtsvereins (Dr. Eduard Heller, Baurat Theodor Düsterhaupt, Ziegeleibesitzer Busse, Oberlehrer Herrmann und Pastor Haase). Das aus dem Geschichtsverein heraus gegründete Turmbaukomitee finanzierte den 6.475 Mark teuren Turm über die Ausgabe von Anteilsscheinen zu mindestens 25 Mark bei 4% Zinsen. Als städtische Hilfe erhielt das Komitee einige Feldsteine der Burgausgrabungen, die man nach Genehmigung für den Turmsockel verwendet hatte. Die Stadt verpflichtete sich, nach Übernahme des Turmes die Hälfte aller Einnahmen an den Geschichtsverein abzutreten. Der Magistrat genehmigte den Turmbau am 21. Januar 1895. Am 1. April 1895, dem 80. Geburtstag von Bismarck, wurde in Anwesenheit des Landrates und späteren Reichskanzlers Theobald von Bethmann-Hollweg im Rahmen einer Feier der Grundstein des Turmes gelegt. Der Baubeginn verzögerte sich bis Mitte Mai 1895, da die benötigten Ziegel in der Alaunwerksziegelei erst gebrannt werden mußten.

Bauarbeiten

Entworfen wurde dieses an einen mittelalterlichen Wehrturm erinnernde Bauwerk vom Architekten Milde aus Berlin, die Bauleitung übernahm Baurat Theodor Düsterhaupt. Die Maurerarbeiten wurden von Maurer- und Zimmermeister Emil Baeskow (beide Freienwalde) durchgeführt. Der Turm wurde vom Architekten dem „Charakter des alten Mauerwerks der Burg“ angepaßt. Als Baumaterial dienten Feld- und Backsteine für den Sockel sowie Ziegelsteine „im mittelalterlichen Format“ im oberen Bereich. Die harten Ziegel wurden im benachbarten Alaunwerk (nach anderer Quelle in der Ziegelei Benckendorf) gebrannt.

Am 2. Juli 1895 hatte der Turm bereits über die Hälfte seiner Endhöhe erreicht. Der ursprünglich geplante Einweihungstermin am 2. September 1895 (Sedantag) konnte nicht eingehalten werden.

Turmbeschreibung

Der 28 m hohe Aussichtsturm mit Befeuerungsmöglichkeit ist in einer mittelalterlichen Form gehalten. Der mit kleinen Erkern und mit steinernen Zinnen gekrönte Turm ragt wie ein alter Wartturm auf. Der Ziegelbau des eigentlichen Rundturmes ruht auf einem quadratischen Feldsteinsockel, der aus Steinen der Ausgrabungen im Burghof errichtet worden ist. Auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite schließt sich ein kleiner Anbau mit darüber liegender Terrasse an. Darüber erhebt sich ein runder Oberbau aus Backsteinen. Der Austritt auf die Plattform erfolgt durch ein Erkertürmchen, welche am 14. August 1895 mit einer Wetterfahne bekrönt wurde. Eine Holztreppe mit 112 Stufen und mehreren Absätzen führte ursprünglich vom Turmeingang zur Zinnen-Aussichtsplattform (mit einem Durchmesser von ca. 4,00 m) in Höhe von 24,75 m. Unterhalb der Zinnen wurden ein Bismarck-Wappen, das Uchtenhagensche Wappen, das Freienwalder Stadtwappen sowie der brandenburgische (askanische) Adler angebracht. Auf dem Turmkopf wurde nachträglich ein Feuerkorb installiert. Für das Jahr 1904 wurde ein helllodernes Feuer auf dem Turmkopf (Bismarck-Bund) erwähnt. Auf einer Rechnung vom 1. Juli 1905 wurde beschrieben, daß Schlossermeister Carl Scheiffler aus Freienwalde den Feuerwerkskorb abgenommen, dann um 20 cm erhöht und wieder aufgestellt hat. Die Befeuerung erfolgte durch Illuminationspech der Chemischen Fabrik Carl Netz aus Jena.

Turmgeschichte

Der Turm wurde kurz nach der Einweihung am 2. September 1895 an den Restaurantbesitzer ("Schweizerhaus") Wilhelm Reetz verpachtet. Im unteren Teil des Turmes wurden eine Küche und ein Vorratsraum für die Gastronomie geschaffen. Die Einweihung des Turmes ohne feierlichen Rahmen erfolgte am 22. September 1895, das Bauwerk wurde an diesem Tag für das Publikum frei gegeben. Im Aufgang an der Westseite wurde im Jahr 1903 (als Geschenk von Baurat Theodor Düsterhaupt) eine Inschrifttafel in Bronze angebracht:

19 DIESER BISMARCKTURM 03/
IST MIT BEIHILFE DER HERREN VON BETHMANN/
=HOLLWEG IUN VON DAUN UND DR. KUMHEIM IM/
JAHRE 1895 ERBAUT VON DEN FREIENWALDER/
BUERGERN: DUESTERHAUPT DR. HELLER LEUTSCH HERRMANN UND BUSSE

Eine geplante Feuervorrichtung wurde erst 1904 in Form eines Feuerkorbes realisiert (nach 1945 nicht mehr vorhanden). Am 1. Juli 1905 wurde im Feuerkorb auf dem Turmkopf ein Feuer entzündet. Erst am 1. Oktober 1910 konnten die letzten Darlehensscheine eingelöst werden, so daß der Turm am 1. Januar 1911 schuldenfrei in das Eigentum der Stadt überging. Das Eintrittsgeld betrug im Jahr 1914 zehn Pfennig pro Person. Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Bismarckturm ein beliebtes Ausflugsziel. Durch Artilleriebeschuß wurde das Bauwerk im Krieg beschädigt (zwei Einschußkrater). Anfang der 1950er Jahre wurden die Schäden beseitigt. Der Bismarckturm wurde aus ideologischen Gründen in „Turm der Jugend“ umbenannt. Mitte der 1950er Jahre stiftete Frau Margarete Franzke (Witwe eines Mechanikers) aus Freienwalde 25.000 Mark für die Instandhaltung des Turmes. Bis Anfang der 1980er Jahre blieb der Turm ungenutzt und verfiel. Am 24. August 1981 bildete sich ein Freundeskreis, der mit Hilfe von Spenden im Jahr 1985 eine neue eiserne Treppe einbauen sowie ein Notdach über der Aussichtsplattform anbringen ließ. Die Arbeiten wurde von der VEB Kranbau Eberswalde (ehem. Ardeltwerke) durchgeführt. Der Anbau an der Westseite mit Terrasse fehlte im Jahr 1990 vollständig, man gelangte ebenerdig durch einen türlosen Eingang in den Turm. Der ehemalige Austritt auf die nicht mehr vorhandene Terrasse war mit einem Gitter versperrt. Der Holzerker auf der Ostseite war nicht mehr vorhanden. Der Bismarckturm wurde von Dezember 1991 bis 1994, gefördert vom Land Brandenburg, sukzessive saniert. Der Turmschaft wurde detailgetreu mit 6.000 originalgetreuen Ziegeln hergerichtet, die Wappen am Turm (Bismarck-Wappen, Freienwalder- und Uchtenhagener Wappen, Brandenburgischer Adler) wurden ebenfalls ersetzt. Zudem wurden der Seitenanbau und die Außentreppenanlage erneuert. Am 13. August 1994 wurde das nun wieder in Bismarckturm zurück benannte Bauwerk für den Besucherverkehr feierlich wiedereröffnet. Die Bronzetafel wurde 1995 erneuert und durch die folgenden Einträge erweitert:

1955 SPENDE VON FRAU FRANZKE
1992–1995 MIT LANDESFÖRDERUNG
TURMSANIERUNG IN ETAPPEN

Die Außentreppe wurde teilweise durch Ziegel ersetzt. Die Innen-Metalltreppe wurde bei der Sanierung durch eine rechtsdrehende Holztreppe ersetzt. Über 113 hölzerne Stufen gelangt man heute zur oberen Aussichtsplattform. Im Jahr 2003 bestiegen 1.500 Besucher den Bad Freienwalder Bismarckturm. In der Saison 2006 wurde das Bauwerk von 3.476 Besuchern besichtigt.

Literatur

  • Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 153
  • Sieglinde Seele; Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von BAD FREIENWALDE (Brandenburg)
  • Zeitschrift des Bismarck-Bundes; 2. Jahrgang 1904 (Nr. 5, S. 2), 8. Jahrgang 1910 (Nr. 10/11, S. 168)
  • Valentin von Bismarck, : Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 5 „Bismarckturm bei Freienwalde/Oder", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
  • Ulrich Pfeil: Schöne Aussichten - Die Bad Freienwalder Aussichtstürme und ihre Geschichte, Oberbarnimer Kulturverein e.V., Bad Freienwalde, undatierte Broschüre, S. 7-12
  • Max Ehrhardt: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903: 2. Teil, Nr. 29: „Der Bismarckturm zu Freienwalde a.O.“

Verweise