Krieg

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Krieg (BRD-Neusprech: „Kampfeinsatz“) ist das bewaffnete bzw. militärische, gewissen Regeln unterliegende, gewaltsame Aufeinandertreffen zweier oder mehrerer Kontrahenten, welche aus einer Gemeinschaft organisierter Individuen bestehen; teilnehmend sind Einzelstaaten und/oder Staatenbündnisse. Die militärischen Handlungen werden im sogenannten Kriegsgebiet ausgetragen; der Ort und die Ausdehnung desselben kann sich je nach dem Verlauf der Fronten verändern. Der Krieg ist ein besonders schwerwiegender Ausnahmezustand dadurch, daß die Tötung von Menschen im Krieg erlaubt und sogar geboten ist. Diese Härte und das momentan mit jedem Krieg verbundene Elend hat zu dem schweren kulturgeschichtlichen Irrtum geführt, den Krieg eben nach jenem Elend zu bewerten, anstatt ihn als einen genetischen Prozeß in der jahrhundertelangen Entwicklung der Völker zu beurteilen. Große Kriege bezeichnen die bedeutenden Wendepunkte im Leben der Völker.

Nach ihrer – wenigstens direkten, nicht aber unbedingt tiefer liegenden – Veranlassung nennt man die Kriege Eroberungs-, Religions-, Handels-, Unabhängigkeitskriege etc. Kriege können mit oder ohne Kriegserklärungen auftreten[1] und aus verschiedensten Gründen entstehen oder ausbrechen. Häufig sind schlicht Raublust und Neid (auf Land, Rohstoffe, allgemeiner Reichtum) bei einem der Kontrahenten ursächlich, so daß allein daher die Wehrhaftigkeit auch bei friedliebenden Völkern immer eine Notwendigkeit bleibt. Tatsächliche Präventivkriege hingegen werden geführt, um erkannten gegnerischen Kriegsvorbereitungen zuvorzukommen, wobei allerdings jeder Angreifer aus propagandistischen Gründen stets von einem präventiv geführten Krieg sprechen wird und es hier gilt, Lüge von Wahrheit unterscheiden zu können.

Statistik

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In den Jahren zwischen 1800 und 1940 gab es 278 Kriege, in welche die folgenden Länder Europas verwickelt waren
Zwischen 1815 und 1907 führten
  • England 10 Kriege
  • Rußland 7 Kriege
  • Frankreich 5 Kriege
  • Österreich 3 Kriege
  • Deutschland 3 Kriege
In der Zeit zwischen dem 12. Jahrhundert und 1925 führten folgende Länder ständig Krieg (Quelle Pitirim Sorokin, Vol 111, Part 11. Social and Cultural Dynamics)
  • Spanien mit 67% dieser Zeitperiode
  • Polen mit 58%
  • England mit 56%
  • Frankreich mit 50%
  • Rußland mit 46%
  • Holland mit 44%
  • Italien mit 36%
  • Deutschland mit 28%

Artikel aus dem Staatspolitischen Handbuch


Quelle Folgender Text stammt aus dem Staatspolitischen Handbuch, Band 1: Begriffe.

Krieg ist nicht zuerst die »Fortsetzung der Politik unter Beimischung anderer Mittel«, wie Clausewitz meinte, sondern in seiner Vor- und Frühform die Anwendung kollektiver Gewalt, ohne daß von »Politik« im eigentlichen Sinn die Rede sein könnte. Der »Urkrieg« war eher jener Gruppenaggression ähnlich, die man an Schimpansen beobachten kann, die Raubzüge gegen andere Horden unternehmen, aber auch einen regelrechten Imperialismus kennen, der neben dem Zweck, sich begehrte Nahrungsquellen anzueignen oder Weibchen zu rauben, auch der bloßen Verdrängung dient.

Zwar reichen unsere Kenntnisse der Anfangsphase der Menschheitsgeschichte nicht, um auf strenge Analogie zu schließen, aber es spricht vieles dafür, daß noch die kriegsartigen Konflikte zwischen homo sapiens und Neandertaler im Paläolithikum diesem Muster glichen. Der Jetztmensch bildete aber durch seine größere intellektuelle und soziale Kompetenz die eindeutig überlegene Partei, so daß es anders als im Tierreich weniger auf Körperkraft und Hordenstärke, sondern darauf ankam, den Rüstungswettlauf zwischen beiden Arten zu bestehen. Die Wechselwirkung zwischen der Differenzierung einer Gesellschaft, dem Grad der technologischen Entwicklung und dem militärischen Erfolg sollte den weiteren Gang der Menschheits- als Kriegsgeschichte nachhaltig bestimmen.

Das heißt, es kann nicht nur der Schub in der Werkzeug- und Waffenentwicklung am Ende des Paläolithikums aus dem K. zwischen den beiden Menschenarten erklärt werden, es spricht auch vieles dafür, daß die dauernde Auseinandersetzung zur Entstehung und Stabilisierung ganz neuer Sozialformen (Institution) führte, die dann auch als politisch betrachtet werden können: der K. stärkte jedenfalls die Solidarität des Klans oder des Stamms, in der Vorbereitung des Kampfes, angesichts des errungenen Triumphes oder genährt durch den Wunsch, Rache für eine Niederlage zu nehmen; der K. förderte die Zentralisierung der Macht und die Unterscheidung von Herrschaft und Knechtschaft, gab Kriterien für die Gliederung und die Bestimmung von Volljährigkeit und Heiratsfähigkeit durch das Merkmal der Kriegstüchtigkeit an die Hand. Die Bedeutung des K. als »integrierender Bestandteil der bisherigen menschlichen Kulturgeschichte« (Wilhelm E. Mühlmann) erklärt auch, warum übermäßige Kultiviertheit regelmäßig zum Verfall der Kriegstüchtigkeit und dann zum Verfall des Staatswesens führte. Primitiveren und besonders kriegerischen Gruppen kann deshalb aber kein prinzipieller Vorrang zugestanden werden. Diese sind nur unter besonders günstigen Umständen in der Lage, ihre Unterlegenheit in bezug auf Ausrüstung und Organisation durch besondere Härte und Ausdauer zu kompensieren.

Der Wahrnehmung eines Zusammenhangs von fehlender Bereitschaft zur Kriegführung und Dekadenz stand in Europa nach der Erfindung des Schießpulvers und anderer immer schrecklicherer Waffen und der Erfahrung der besonders blutigen Konfessionskriege seit dem 16. Jahrhundert der Versuch gegenüber, die Menge der konventionellen Kriegsregeln zu kodifizieren und zu erweitern. Trotz der Bemühungen um ein Kriegsvölkerrecht und trotz der vertraglichen Abmachungen zwischen den Großmächten (Haager Landkriegsordnung, Genfer Konvention, ­Briand-Kellogg-Pakt etc.) ist es aber bis in die Gegenwart nicht gelungen, den K. wirklich und dauerhaft zu ächten. Man neigt lediglich zur Verschleierung seiner Wirklichkeit, indem man nicht mehr von K., sondern von »Polizeimaßnahme«, »Intervention« etc. spricht.

Auch wer erwartet hatte, daß die Perfektionierung der Waffe selbst in Gestalt der Atombombe zu einer Art von dauerhafter Selbstblockade des K. führen würde, muß sich enttäuscht sehen. Spätestens mit dem Auftreten der »neuen Kriege« (Herfried Münkler), die als »asymmetrische« geführt werden oder schon wieder an klassische Staatenkonflikte erinnern, zeigt sich, daß der K. unaufhebbar zum Wesen des Menschen gehört.

Zitate

  • „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ - Heraklit
  • „Es gibt nur drei respektable Existenzen: der Priester, der Krieger, der Dichter.“ - Charles Baudelaire
  • „Da die Geschichte nicht aufgehört hat, ihre tragischen Dispositionen zu treffen, kann niemand voraussehen, ob unsere Gewaltlosigkeit den Krieg nicht bloß auf unsere Kinder verschleppt.“ - Botho Strauß
  • „Was die Frage der Humanität betrifft, so hat sich schon Moltke dahin geäußert, daß diese beim Kriege immer in der Kürze des Verfahrens liege, also daß ihr die schärfste Kampfesweise am meisten entspräche.“ - Adolf Hitler[2]
  • „Einen langen Krieg ertragen wenige, ohne seelisch zu verderben; einen langen Frieden erträgt niemand.“ - Oswald Spengler[3]
  • „Der Friede ist ein Wunsch, der Krieg eine Tatsache und die Menschengeschichte hat sich nie um menschliche Wünsche und Ideale gekümmert.“ - Oswald Spengler
  • „Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.“ – Carl von Clausewitz[4]
  • „Jede Philosophie, welche den Frieden höher stellt als den Krieg [...] erlaubt zu fragen, ob nicht die Krankheit das gewesen ist, was den Philosophen inspirirt hat.“ – Friedrich Nietzsche[5]

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. So führte zum Beispiel Polen ab dem Sommer 1939 ohne vorherige Kriegserklärung in zunehmendem Maße militärische Angriffsschläge gegen Deutschland durch (zwei Beispiele: Besetzung der Westerplatte, Sprengung der Dirschauer Brücke). Die eskalierende von Polen gesteuerte militärische und militante Gewalt – bei gleichzeitig fehlender Verhandlungsbereitschaft – führte unausweichlich, verständlicherweise ebenfalls ohne offizielle Kriegserklärung, zu der entsprechenden deutschen Verteidigungsoffensive.
  2. Adolf Hitler, Mein Kampf, 22. Auflage 1944, S. 195
  3. Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung, 45.-60. Tsd., C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München, Seite 10 unten
  4. Carl von Clausewitz, Vom Kriege. Zit n. 96-book.png PDF Google-BücherCarl von Clausewitz, Marie von Clausewitz (Hg.): Hinterlassene Werke ueber Krieg und Kriegsfuehrung, Band 1, F. Dümmler 1857, S. 3
  5. Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft. Zit. n. 96-book.png HTML Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft, E. W. Fritzsch, Leipzig 1887