Artillerie

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Waffenhefte des Heeres: Die Artillerie

Artillerie bezeichnet im Militärwesen den Sammelbegriff für großkalibrige Geschütze und Geschütztypen sowie Raketen als auch eine Heerestruppengattung. Angehörige dieser Waffengattung werden als Artilleristen bezeichnet.

Geschichte

Zu Anfang seiner Kriege hatte Friedrich der Große eine besonders leichte und bewegliche Artillerie ins Feld geführt. Bis an die Grenze des Möglichen war durch Erleichterung und Verkürzung der Rohre, durch hölzerne Achsen u. dgl. ein Geschütz gebaut, das sich im Verein mit der Schaffung der reitenden Batterien als eine namentlich der österreichischen und französischen Artillerie weit überlegene Waffe erwies. Allerdings wurde später, als durch die langen und verlustreichen Kriegsjahre die Gesamtleistung der Infanterie zweifellos zurückgegangen war, zu deren Entlastung mehr Wert auf schwereres Geschütz gelegt. So traten in der Schlacht bei Leuthen schwere Zwölfpfünder (29 Zentner Gewicht) aus den Festungsbeständen von Glogau bei der Feldartillerie in Erscheinung. Diese sogenannten „Brummer“ bewährten sich und blieben bei der Feldartillerie (Gohlke).

Die Gestalt des Geschützes und der Lafette hatte im wesentlichen die beste Form erhalten, so daß lange Zeit hierin nichts mehr zu ändern war. Die Kanonen, wie die vom König besonders gern verwendeten Haubitzen, verschossen Vollkugeln; nur wegen der Gewichtsersparnis auf dem Transport, also nicht etwa, um eine Sprengladung aufzunehmen, wurden gelegentlich Hohlkugeln geführt.

Die Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden bei allen Armeen fast nur mit dem alten Geschütmaterial durchgeführt. Die wenigen Jahre der Ruhe und die folgenden Jahre der politischen Spannungen um die Jahrhundertwende hatten zu Neubewaffnungen und Neukonstruktionen keine hinreichende Zeit gelassen. Erst nach den Kriegen wurde das veraltete und durch die langen Kriegsjahre ramponierte Material ersetzt, und die Kriegserfahrungen führten zu dieser und jener Neuerung in Organisation und Technik bei der Artilleriewaffe. Erheblich war jedoch nicht, was an Neuem geschaffen wurde, und im wesentlichen hat sich die Artillerie von 1750 bis 1850 nicht verändert, weder dem äußeren Bilde nach, noch im Schießverfahren und in der taktischen Verwendung. Nur gewisse Gewichtsersparungen und Vereinfachungen konnten weiter erreicht werden. Die preußische Batterie bestand damals aus acht Geschützen, von denen zwei Haubitzen waren.

Attacke der 4. Eskadron des Hannoverschen Cambridge-Dragoner-Regiments auf zwei preußische Geschütze in der Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866

Bis ca. 1845 wurden die Stadtmauern europäischer Städte noch militärisch erneuert, seither jedoch sind Artilleriewaffen so durchschlagskräftig, daß Stadtmauern (die ihre fiskalische Funktion vielfach noch länger behielten) kein militärisches Hindernis mehr sind. Sie konnten seit jener Zeit aus großer Distanz – ohne daß ein Angreifer sich selbst in Gefahr begab – vollständig zerrüttet werden.

Um die Mitte des Jahrhunderts wurde das gezogene Infanteriegewehr eingeführt und damit wurde die Artillerie in ihrer Bedeutung erheblich herabgedrückt. Die gezogenen Gewehre schossen nämlich bis 500 m, und damit kam die Infanterie mit ihrer Feuerwirkung so sehr an die der Artillerie heran, daß eine vollkommen neue Konstruktion notwendig wurde. Das gezogene Geschütz mußte geschaffen werden, gefordert von den durch das neue Infanteriegewehr geänderten taktischen Grundsätzen.

Nach den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts setzt eine stürmische Entwicklung der Artillerie ein. Die glatten Vorderlader des Schleswigschen Krieges von 1848, die von den Kanonen des Siebenjährigen Krieges kaum verschieden gewesen waren, und die mit ihren Vollkugeln kaum anderthalb Kilometer beherrschten, entwickelten sich nun in der halben Zeit zu Geschützen mit fünffacher Schußweite, mit zehnfacher Feuergeschwindigkeit und mit einer überhaupt nicht vergleichbaren Wirkung des Einzelschusses. Bei Krupp wurden seit 1855 die ersten Gußstahlrohre hergestellt, und das gezogene Geschütz verschoß Langgeschosse an Stelle der bis dahin verwandten Kugeln, wodurch nicht nur eine größere Wirkung des Einzelschusses zu erreichen war (große Sprengladung der Granate), sondern auch durch günstigere ballistische Leistung eine erhebliche Steigerung der Schußweite. Daneben kamen weitere, ganz wesentliche Verbesserungen und Veränderungen: die Einführung des Hinterladeverschlusses (Feuergeschwindigkeit!), neue Richtmittel usw. Alle diese an sich rein technischen Errungenschaften haben in jenen Jahren die gesamten taktischen Anschauungen geändert, und nach den Erfahrungen der Kriege von 1866 und 1870/71 war die Umänderung allen artilleristischen Wesens vollendet. Im Streben nach möglichster Steigerung der Wirkung erfolgten dann noch einige Verbesserungen. Aber erst die Erfindung des rauchlosen Pulvers brachte wiederum eine ganz neue Entwicklungsreihe. Von ausschlaggebender Bedeutung für die Steigerung der Feuergeschwindigkeit war die Erfindung des Rohrrücklaufs. Früher lief das ganze Geschütz beim Schuß zurück, mußte also durch die Bedienung wieder vorgebracht und neu gerichtet werden. Jetzt lief allein das Rohr beim Schuß auf einer Wiege zurück, gebremst durch Flüssigkeitsbremsen und durch Vorholfedern wieder vorgebracht.

Um die Jahrhundertwende kamen zur Artillerie des Feldheeres auch Haubitzen mittleren Kalibers (15 cm), weil die Flachbahngeschütze nicht genügten, um Feldbefestigungen sturmreif zu machen.[1]

„Höhepunkt“ der Rohrartillerie war der Erste Weltkrieg (1914–1918). Hier kamen alle Gattungen der Artillerie zum Einsatz. Dadurch änderte sich das Gesicht des Krieges nachhaltig: der jetzt besonders wirksame Einsatz von Granaten machte Bewegung in offenem Gelände sehr risikoreich und erzwang den Bau von Grabensystemen. Trotzdem gingen ca. 3/4 der Verluste der Kriegsparteien auf die Artillerie zurück, da auch neue Artillerie-Techniken und Taktiken, (etwa die „Feuerwalze“), sowie der verstärkte Einsatz von Sprenggeschossen erprobt und eingeführt wurden.

Im Ersten Weltkrieg verschoß die Artillerie der Kriegsparteien zusammen etwa 850 Millionen Schuß. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde durch eine höhere Mobilität der Infanterie und Ausbau der Panzertruppen die Wirksamkeit der Artillerie beschränkt und die mobile Kriegsführung wieder ermöglicht. Dementsprechend wurden auch die Mobilität und der Panzerschutz der Artillerie ständig erhöht.

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurde neben der bis dahin eingesetzten Rohrartillerie die Raketenartillerie weiterentwickelt. Bei den Verbänden des deutschen Heeres tauchte im Jahr 1940 erstmals der „Nebelwerfer“ (sechs kreisförmig angeordnete Rohre, die auf einer Lafette montiert waren) auf.

Unterteilung

Feldartillerie-Schießschule zu Jüterbog; Die Militärgeschichte in Jüterbog II beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Ausbau des Schießplatzes zur Ansiedlung einer ständigen Garnison. 1890 wurde die Feld- und Fußartillerie-Schießschulen aus Berlin nach Jüterbog verlegt. Die mit den beiden Weltkriegen verbundene Aufrüstung führte zu einem großen Flächenbedarf für das Militär, der auch innerstädtisch einen enormen Entwicklungsschub auslöste.

Man unterscheidet historisch:

  • Wurfmaschinen, die von der Antike bis zum 16. Jahrhundert verwendet wurden.
  • Die Rohrartillerie wird seit dem 15. Jahrhundert benutzt. Sie ist mit Geschützen ausgestattet und bildete im Laufe der Geschichte verschiedene Untergruppen heraus:
    • Festungs- und Belagerungsartillerie,
    • Schiffsartillerie
    • Feldartillerie als historischer Truppengattungsverbund mit
      • Fußartillerie (die Geschütze waren bespannt, also von Pferden gezogen; die Artilleristen gingen zu Fuß und waren in Deutschland um 1900 mit Bajonett und Gewehr bewaffnet) – Infanteriegroßverbänden unterstellt
      • Fahrende Artillerie (die Bedienmannschaft hatte auf Protze und Lafette eigene Sitze; bewaffnet mit Bajonett und Pistole, jedoch kein Gewehr) – Infanteriegroßverbänden unterstellt
      • Berittene Artillerie (umgangssprachlich auch Fliegende Artillerie; schneller manövrierbar als die Fahrende Artillerie, Artilleristen gänzlich beritten; bewaffnet mit Kavalleriesäbel) – Kavalleriegroßverbänden unterstellt
  • Raketenartillerie (in China entwickelt, in Indien gegen die Briten eingesetzt und von diesen übernommen).

Modern wird Artillerie unterschieden in

Bedeutung haben in modernen Streitkräften überwiegend nur noch die Panzerartillerie, die Raketenartillerie, die aufklärende Artillerie, sowie in kleinerem Maße die fahrende Feldartillerie insbesondere als Luftlandeartillerie.

Verwendete Munition

Je nach Ziel können unterschiedliche Munitionssorten bzw. Zünder verwendet werden:

Artilleriegefechtsschießen der Nationalen Volksarmee der DDR ca. 1970 mit 152-mm-Haubitze
  • Historisch:
    • Kanonenkugel, meistens ein Volleisengeschoß
    • Ketten und durch Ketten verbundene Kugeln (gegen die Takelage von Segelschiffen)
    • Kartätsche, eine Art Schrotladung
    • Schrapnell, mit Kugeln gefülltes Geschoß, die vor dem Ziel durch eine dahinterliegende Treibladung aus Schwarzpulver ausgestoßen werden. Wird gegen Menschen und Tiere eingesetzt. Gebräuchlich bis etwa 1916, Vorläufer eines Splittersprenggeschosses
    • Einheitsgeschoß (in Deutschland), ein Zwitter aus Schrapnell und Sprenggranate
    • Karkasse (Geschoß), ein Käfig aus Bandstahl, gefüllt mit glühenden Kohlen (Brandgeschoß).
  • Sprenggeschoß, wirkt durch Spreng- und Splitterwirkung, je nach Zünder kann das Geschoß über dem Ziel, im Moment des Aufschlages oder mittels Verzögerung nach Eindringen in das Ziel zur Detonation gebracht werden. Bei geeigneten Fallwinkeln und Beschaffenheit des Bodens können bei Verzögerungszündern auch Abpraller entstehen.
  • Panzerbrechendes Geschoß, ursprünglich als Vollkugel, hat heute einen massiven Kern mit weicher Spitze zum Durchschlagen von Panzerungen. Panzerbrechende- oder Sprenggeschosse werden auch verwendet, um im Ausnahmefall gepanzerte Fahrzeuge unmittelbar zu bekämpfen (direktes Richten). Feld- und Panzerhaubitzen verfügen hierzu meist über ein separates Panzerzielfernrohr. Das Ziel wird nur durch einen direkten Treffer zerstört.
  • Cargogeschosse:
    • Bombletgeschoß, stößt über dem Ziel eine Wolke von kleinen Hohlladungs-Sprengkörpern aus, die – von oben auftreffend – auch leichte Panzerungen durchschlagen. Hinter Deckungen und in Schützengräben fallend wirken sie gegen weiche Ziele ähnlich wie Handgranaten.
    • SMArt (Suchzündermunition Artillerie) Munition, dient zur gezielten Bekämpfung einzelner, gepanzerter Fahrzeuge. Ein Geschoß enthält zwei Subgeschosse die autonom fungieren und getrennte Ziele bekämpfen können. Ein Problem liegt allerdings darin, daß
      • nur bis zum Ausstoß der 1. Submunition die Ballistik genau bestimmt werden kann,
      • der Ausstoßpunkt der 2. Submunition nicht genau bestimmt werden kann,
      • die Windrichtung und Windgeschwindigkeit im Ziel (ggf. > 30 km entfernt) ziemlich genau bekannt sein muß. Diese Daten können der „Zielmeldung“ beigefügt werden (siehe auch „ADLER“) oder auch durch ein Wettermodell (z. B. „WeModArt“ der Bundeswehr) errechnet werden und
      • die Ziele sich nach dem Ausstoß der Submunition im Fußabdruck („Footprint“), der mit dem Sinken des an einer Art Fallschirm hängenden Geschosses immer kleiner wird (Radius ca. 150 Meter), befinden müssen.
    • STRIX Selbstzielsuchende Munition 12 cm Fest Mw
  • Nukleargeschoß: Das Heer der Bundeswehr verfügte nie über atomare Geschosse. Allerdings waren in Zeiten des Kalten Krieges Teileinheiten (ArtSpezZüge) aufgestellt, die Nukleargeschosse der VS-Streitkräfte durch Rohrartillerie der Bundeswehr im Rahmen der Nuklearen Teilhabe transportieren und verschießen konnten. Besitz und Freigabe blieb jedoch stets unter VS-Hoheit.
  • Nebelgeschoß: Nebelgeschosse können (je nach verwendetem Nebel) dem Gegner nicht nur die optische Sicht nehmen und Bewegungen verschleiern, sondern auch die Sicht durch Sichtverstärker (Wärmebild etc.) beeinträchtigen bzw. ganz stören.
  • Leuchtgeschoß: Das Leuchtgeschoß dient zur Beleuchtung des Gefechtsfeldes. Da technische Unterstützungsgeräte wie Restlichtverstärker etc. immer mehr auf dem Vormarsch sind, wird dieses Geschoß über kurz oder lang aussterben. Es werden derzeit bei der Bundeswehr auch nur noch Restbestände verschossen.
  • Spezielle Munition, die beispielsweise Flugblätter enthält. Während des Kalten Kriegs wurden auch Geschosse auf beiden Seiten entwickelt, die Giftköder oder mit Erregern von Seuchen behaftete Köder enthielten, um über den Umweg der Tiere bzw. Nutztiere die Bevölkerung zu infizieren.
  • Spezielle Minen werden mittels Artillerieraketen verschossen.
  • Für Ausbildungszwecke existieren Exerzier- und Übungsgeschosse. Exerziergeschosse (Schweiz: Manipuliermunition) dienen nur dem Üben am Gerät (Ansetzvorgang simulieren), bei der neuen Panzerhaubitze 2000 kann damit im Simulator ein Schießen simuliert werden und das Geschoß wird nur mit Preßluft durch das Rohr gedrückt und fällt am Ende in eine Auffangvorrichtung. Übungsgeschosse (Schweiz: Übungsmunition) werden tatsächlich verschossen und sind mit Gips gefüllt. Der Aufschlag wird durch den Gipsstaub ortbar.
  • reichweitengesteigerte Geschosse wie z. B. das Base-Bleed-Geschoß

Schlachtruf

Jede deutsche Waffengattung hat ihren eigenen Schlachtruf – so auch die Artilleristen: Zu-Gleich! Er dient im deutschen Sprachraum gleichzeitig zur Erkennung, Verbrüderung und Motivation. Er erklärt sich aus der – teilweise heute noch notwendigen – gemeinsamen Anstrengung der Geschützbesatzung bei verschiedenen Anlässen.

Dabei geht es einerseits um das Ansetzen des Geschosses (manchmal – bei Kaliber 155 mm – bis über 50 kg schwer), um es anschließend mit einem so genannten Ansetzer in das Rohr zu drücken, andererseits um das Reinigen des Rohres nach dem Schießen, wofür vor allem im Feld eine Stange mit Bürstenkopf durch das Rohr gezogen wird. Zum Dritten gab es Geschütze, bei denen das Rohr auf dem Transport um einige Meter zurückgezogen und zum Schießen wieder nach vorn gezogen werden mußte, was per Hand erfolgte. All dies ist nur unter der gemeinsamen und gleichzeitigen Anstrengung der Bedienungsmannschaft möglich.

Ein weiteres Ziel ist das möglichst gleichzeitige Abfeuern der Geschosse mehrerer Geschütze, so daß nur ein lauter Knall hörbar wird, was dem Feind die Ortung erschwert. Der Ruf dient daher auch zur gemeinsamen Koordinierung. Die ursprüngliche Bedeutung kommt aber aus der Zeit, in der die Geschütze noch von Pferden gezogen wurden. Wenn diese dann im Dreck oder Schlamm feststeckten, mußten die marschierenden Kanoniere die Geschütze mit anschieben. Dafür kam der Ruf Zu Gleich auf. Erst später wurde er für die anderen Tätigkeiten benutzt.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Bruchmüller: „Die deutsche Artillerie in den Durchbruchschlachten des Weltkrieges“, 1922 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Franz Nikolaus Kaiser: Das Ehrenbuch der deutschen schweren Artillerie. [herausgegeben vom Waffenring der Ehemaligen Deutschen Schweren Artillerie], Berlin Verlag Tradition Wilhelm Kolk 1931

Fußnoten

  1. Das Deutsche Volk, Band 10, Bibliographisches Institut AG., Leipzig 1937