Brief
Ein Brief (von spätlateinisch breve „kurzes Verzeichnis“, substantiviertes Neutrum von lat. brevis „kurz“) ist eine an einen bestimmten Empfänger gerichtete schriftliche Mitteilung, die heutzutage in einen (meist verschlossenen) Umschlag, in früheren Zeiten sowohl offen oder unter Verschluß, übermittelt wird. Eine Ausnahme hierbei ist der Offene Brief, der für die Öffentlichkeit geschrieben wird und sich entweder nur der Form nach an eine bestimmte Persönlichkeit oder Institution wendet, oder einen Angriff auf dieselbe enthält.
Das Wort „Brief“ bezeichnete früher auch kurze urkundliche Texte; ebenso wurden Spielkarten[1] Brief genannt. Heute ist der Ausdruck z. B. noch in den Wörtern Wappenbrief und Frachtbrief enthalten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Wenn auch geschichtliche Nachweise fehlen, so ist doch als unstreitig anzusehen, daß man Briefe schrieb, seitdem überhaupt die Schreibkunst bekannt war. Das Material, auf welchem in ältester Zeit geschrieben wurde, bestand in Holz- oder Steintafeln; bei den alten Ägyptern wurde nachweislich Jahrtausende vor Christo die Staude der Papyruspflanze zum Briefschreiben benutzt.
Antike
In der Antike (zunächst bei Griechen und Römern) verwendete man vorzugsweise Wachstäfelchen (lat. tabellae), woher auch der römische Briefbote (tabellarius) seinen Namen erhielt. Sie waren je auf einer Seite beschrieben und so zusammengefaltet, daß die nicht beschriebenen Seiten (gewöhnlich waren es nur zwei) nach außen zu stehen kamen, und hatten einen erhöhten Rand, sodaß das Geschriebene oder Eingeritzte hohl lag und nicht verwischen konnte. Dazu wurde ein Siegel auf die Stelle gedrückt, wo die mit einem Bindfaden kreuzweise gebundenen Täfelchen verknotet waren. Beim Öffnen der Briefe wurde das Siegel genau geprüft. Auf der Außenseite des „Briefes“ stand die Adresse.
Im übrigen schrieb man schon zu Ciceros Zeiten außerdem auch auf Papier (Papyrus), das schon seit Alexander dem Großen in Europa bekannt und bald gebräuchlich war. In diesem Fall wurden die zusammengefalteten Blätter mit einem Faden durchnäht und die Enden desselben geknüpft und gesiegelt. An entfernte Personen schrieb man dann für gewöhnlich auf Papier, an Einheimische auf Täfelchen; ob auch auf Pergament (das 185 v. d. Z. erfunden wurde) ist ungewiß. Die Sklaven, welche als Sekretäre die Korrespondenz der Herren besorgten, hießen bei den Römern ab epistulis, ad manu oder amanuenses. Auch das Schreiben in Chiffren war den Römern bereits bekannt. So setzte Julius Cäsar in seinen Geheimschreiben immer den vierten Buchstaben von dem, den er eigentlich hätte setzen sollen, Augustus immer den folgenden. Das Briefgeheimnis war den Alten heilig, aber auch Beispiele des Missbrauchs kamen vor. Was die äußeren Formen betrifft, so begann und schloß der alte Grieche seine Briefe mit einem Glückwunsch („sei gesund“), der Römer ähnlich, z. B.: „Caius Tito suo salutem dat (dicit)“, oder nur „Caius Tito salutem“, wörtlich: „Cajus (sagt seinem) Titus Heil“; beide Formeln stets abgekürzt; hier also C T S D oder C T S, und zum Schluß „Vale“ oder „Cura, ut valeas“, oder „fac valeas“ („lebe wohl“).
Mittelalter
Im Mittelalter war bis zum 13. Jahrhundert ausschließlich Pergament in Gebrauch, das aber im 14. Jahrhundert fast ganz vom Papier verdrängt wurde. Der Begriff, welcher mit dem Wort Brief verbunden wurde, war bis ins 16. Jahrhundert völlig identisch mit der Urkunde, woran noch die älteren Ausdrücke Adels-, Fracht-, Kauf-, Lehr-, Schuldbrief, Briefadel und verbriefen erinnern; erst danach wechselte er langsam in seiner Bedeutung und bezeichnete die persönliche Mitteilung im Gegensatz zu dem offiziellen Schreiben. Wie die Bezeichnung „Kurier“, so beruht auch der Ausdruck „Brief“ für Zeitung auf dem Umstand, daß die ersten Zeitungen aus Briefen entstanden.
Geschworner Brief war in der Schweiz die Bezeichnung der alten Stadt- und Landschaftsverfassungen, während Brief in der jetzigen Bedeutung im Mittelalter mit Missive, später Sendschreiben, bezeichnet wurde.
Dem Mittelalter dienten als Vorlagen die Briefe Ciceros und Alkuins, für amtliche Schreiben Formelbücher, von denen viele erhalten geblieben sind. Diakon Alberich von Monte Cassino (in der ars dictandi) unterschied 5 Hauptbestandteile des Briefes: 1) salutatio (Begrüßung), 2) captatio benevolaentiae (s. d.), 3) narratio (sachlicher Inhalt), 4) petitio (Bitte um Erhaltung des Wohlwollens), 5) conclusio (Schluss). Diese fünf Teile erhöhten sich in der Zopfzeit des 17. Jahrhunderts bis zu 12 Teilen. Besonders die im 19. Jahrhundert entstandene Postkarte trug wesentlich dazu bei, alle diese Redewendungen einzuschränken und einen verkürzten Ausdruck in den Briefstil einzuführen.