Marcus Tullius Cicero

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Marcus Tullius Cicero

Marcus Tullius Cicero (Lebensrune.png 3. Januar 106 v. d. Z. in Arpinum; Todesrune.png 7. Dezember 43 v. d. Z. bei Formiae) war ein römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph, der berühmteste Redner Roms und Konsul im Jahr 63 v. d. Z.

Leben und Wirken

Cicero war einer der vielseitigsten Köpfe der römischen Antike. Als Schriftsteller war er schon für die Antike stilistisches Vorbild, seine Werke wurden als Muster einer vollendeten, „goldenen“ Latinität nachgeahmt (Ciceronianismus). Seine Bedeutung auf philosophischem Gebiet liegt in erster Linie nicht in seinen eigenständigen Erkenntnissen, sondern in der Vermittlung griechischen philosophischen Gedankenguts an die lateinischsprachige Welt; oft sind seine griechischen Quellen nur in seiner Bearbeitung greifbar, da sie sonst nirgends überliefert sind. Die Niederschlagung der Verschwörung des Catilina und die daraus resultierende vorläufige Rettung der Republik brachte ihm den Titel pater patriae (Vater des Vaterlandes) ein.

Sein umfangreicher Schriftverkehr, insbesondere die Briefe an Atticus, beeinflußten maßgeblich und nachhaltig die europäische Briefkultur. Diese Briefe und sein übriges Werk liefern uns ein detailreiches Bild der Zustände Roms am Ende der Republik. Während der Bürgerkriege und der Diktatur Gaius Julius Cäsars trat Cicero immer wieder für eine Rückkehr zur traditionellen republikanischen Verfassungsform und Herrschaftsausübung ein. In seiner politischen Praxis zeigte er eine Flexibilität, die ihm den Vorwurf des Opportunismus und der Prinzipienlosigkeit eintrug und deren Einschätzung in der Forschung weiterhin umstritten ist.

Politische Laufbahn

Cicero begann seine Karriere als Anwalt. Im Jahre 81 v. d. Z. hielt er seine erste Gerichtsrede. Für erstes Aufsehen sorgte er im Jahr darauf, als er den wegen Vatermordes angeklagten Sextus Roscius vertrat, dessen Freispruch erwirkte und statt dessen die Ankläger als Mörder überführte. Im folgenden reiste Cicero durch Kleinasien und Griechenland, um sich rhetorisch und philosophisch weiterzubilden. Schließlich kehrte er nach Rom zurück, wo er aufgrund des Erfolges im Prozeß Sextus Roscius’ in hohem Ansehen stand, so daß er selbst als homo novus alle Ämter des cursus honorum in dem dafür vorgeschriebenen Mindestalter erlangen konnte. 75 v. d. Z. war er Quästor auf Sizilien, hier erwarb er sich aufgrund seiner ehrenhaften Amtsführung die dauerhafte Zuneigung der Sizilianer. Seinen bis dahin größten Erfolg erreichte er 70 v. d. Z. in einem Prozeß, in dem er die Gemeinden Siziliens gegen den korrupten Statthalter Gaius Verres vertrat. Die von Cicero vorgelegten Beweise waren so erdrückend, daß Verres noch vor Verkündung des Urteils Italien verließ. Dies war bedeutsam noch in einer anderen Hinsicht, weil der bis dahin wichtigste Redner Roms, Quintus Hortensius Hortalus, Verteidiger Verres’ gewesen war. Seitdem galt Cicero unangefochten als der größte Redner Roms. Für das Jahr 69 v. d. Z. wurde Cicero zum kurulischen Ädil gewählt, in diesem Amt veranstaltete er die pflichtgemäßen Spiele, tat sich aber sonst nicht sonderlich hervor, stärker konzentrierte er sich dagegen auf seine Tätigkeit als Anwalt. 66 v. d. Z. wurde er Prätur; in dieser Funktion hielt er auch seine bekannte Rede de imperio Cn. Pompei, in der er sich dafür aussprach, Pompeius das Imperium gegen Mithridates von Pontos zu verleihen, aber nicht als Gefolgsmann Pompeius’, sondern im Sinne des römischen Volkes. In den Konsulatswahlen für das Jahr 63 v. d. Z. setzte er sich schließlich deutlich gegen seine beiden Mitbewerber Catilina und Hybrida, die mit unlauteren Mitteln den Wahlkampf bestritten, durch.

Das Konsulat des Jahres 63 v. d. Z. bildete den vorläufigen Höhepunkt Ciceros politischer Karriere. Er widmete sich in ihm insbesondere der Neuregelung der Landverteilung und der Entschädigung derer, die ihr Land durch das stetige Wachstum der Stadt Rom verloren hatten. Indes sollte dieses Konsulat ganz im Schatten der Catilinarischen Verschwörung stehen, denn Catilina versuchte, nachdem er als Bewerber bei den Konsulatwahlen gescheitert war, mit Hilfe eines Staatsstreiches dennoch die Macht in Rom zu erlangen. Dank der Aufdeckung der Verschwörung und des raschen Handelns Ciceros wurde diese jedoch schon im Ansatz erstickt. In der berühmten Senatssitzung am 5. Dezember setzte Cicero dann die Hinrichtung der Catilinarier durch. Cicero bezeichnete sich fortan als „Retter der Republik“, worauf er seitdem in vielen seiner Reden verwies. Auch von seinen Zeitgenossen wurde Ciceros Leistung bei der Niederschlagung der Verschwörung durchaus anerkannt, jedoch überschätzte Cicero wohl das Ausmaß und die historische Dimension dieses Rettungsaktes. Seine auf den modernen Betrachter penetrant wirkende Hervorhebung der eigenen Leistung erklärt sich aber aus der Traditionslosigkeit seiner Familie und dem Rechtfertigungsdrang, dem man damit in einer aristokratischen Gesellschaft unterliegt.

Nach seinem Konsulat geriet Cicero bald wieder stärker in den Hintergrund des politischen Geschehens. Cäsar hatte ihm 61 v. d. Z. eine Mitwirkung am Triumvirat mit Crassus und Pompeius angeboten, doch lehnte Cicero dies ab. Unter dem Einfluß des Volkstribunen Publius Clodius Pulcher, eines Intimfeindes Ciceros, wurde 58 v. d. Z. ein rückwirkendes Gesetz erlassen, das denjenigen, der ohne gerichtliches Urteil den Tod eines römischen Bürgers verschuldet hatte, seiner Bürgerrechte beraubte. Da dieses Gesetz auf Cicero angewendet werden konnte und sollte, kam er seiner Verbannung zuvor, indem er Italien verließ. Aber bereits im darauffolgenden Jahre wurde er auf einstimmigen Beschluß des Senates nach Rom zurückgerufen und dort begeistert empfangen. Doch seinen früheren politischen Einfluß erlangte er nicht wieder zurück. Vielmehr kooperierte er zeitweilig mit Cäsar und unterstützte dessen Handeln in Gallien, auch, da er dessen besondere Intelligenz erkannt hatte.

52 v. d. Z. mußte Cicero als Statthalter nach Kilikien gehen, wo er ein relativ ruhiges Amt hatte. Nur selten kam es zu Kampfhandlungen, einmal eroberte er eine Bergfestung und wurde dafür von den Soldaten zum imperator ausgerufen. Als er 49 v. d. Z. nach Rom zurückkehrte, stand bereits alles im Zeichen des kommenden Bürgerkrieges zwischen Cäsar und Pompeius. Cicero bemühte sich noch in letzter Sekunde um einen Ausgleich, doch der Senat war jetzt nicht mehr zum Einlenken gewillt und erklärte Cäsar zum Staatsfeind. Cicero hatte nun keine andere Wahl, als sich Pompeius anzuschließen. Nach dessen Niederlage und Tod kehrte er nach Italien zurück, wartete in Brundisium auf Cäsars Rückkunft, der ihn dann im Jahre 47 v. d. Z. begnadigte. Dennoch verfaßte er nach Catos Freitod infolge der verlorenen Schlacht von Thapsus 46 v. d. Z. eine Trauerrede auf diesen. Künftig widmete er sich dann wieder stärker der Literatur als der Politik.

Zum jetzt allmächtigen Diktator Cäsar hatte Cicero indessen ein zwiespältiges Verhältnis. Einerseits bewunderte er dessen Genie, rühmte seine Leistungen im Gallischen Krieg und seine Milde. Andererseits wurde er durch dessen Politik als Alleinherrscher zunehmend zu seinem erbitterten Gegner. Die verschiedenen Ausdrücke seiner steigenden Sonderstellung und Überhöhung sah er als einen Verstoß gegen die Ideale der Republik, mehr und mehr wurde er für ihn zum „Tyrannen“. Seine Ermordung an den Iden des März feierte er daher als „das gerechte Ende eines Tyrannen“, kritisierte aber die Ausführung durch die Cäsarmörder, die mit dem „Mut von Männern, aber dem Verstand von Kindern“ gehandelt hätten.

In seinen letzten anderthalb Lebensjahren kehrte er noch einmal zu alter politischer Bedeutung zurück, als er sich zum Wortführer der republikanischen Minderheit im Senat aufschwang. Berühmt wurden vor allem seine 14 Philippischen Reden gegen Antonius, den Mitkonsul des Jahres 44 v. d. Z. Seine erste Rede, gehalten am 2. September, beendete den Waffenstillstand zwischen Antonius und den Republikanern. Derweil versuchte er den Konkurrenten Antonius’ um die Nachfolge Cäsars, den jungen Octavian, für sich und die republikanische Sache zu gewinnen, wenngleich er die Problematik dieses Vorhabens erkannte. Trotzdem förderte er dessen Aufstieg und pries ihn als neuen Alexander. Kurzzeitig schien die Restitution der Republik in greifbare Nähe gerückt, doch die Gegenkräfte waren jetzt stärker. Octavian marschierte auf Rom und beanspruchte – mit gerade 19 Jahren – das Konsulat für sich, danach verbündete er sich öffentlich mit Antonius und Lepidus im Zweiten Triumvirat. Nun wurden Proskriptionen gegen ihre politischen Gegner beschlossen, und für Antonius stand – naheliegenderweise – Cicero an erster Stelle. So wurde er am 7. Dezember 43 v. d. Z. nach dessen Befehl auf der Flucht ermordet. Barbarisch wurde mit seinen sterblichen Überresten verfahren: Er wurde verstümmelt durch die Straßen Roms geschleift, sein Kopf und seine Hände wurden auf den Rostra am Forum Romanum, wo Cicero so viele großartige Reden gehalten hatte, ausgestellt.

Zitate

  • „Und sollte mir ein Gott die Gunst gewähren, nach diesem Leben wieder ein Kind zu werden und in der Wiege zu wimmern, so würde ich mich energisch weigern; wollte ich doch nicht, wenn ich den Lauf vollendet habe, gleichsam vom Ziel wieder zum Start zurückgerufen werden.“ — Cicero[1]
  • „Leise, leise! Niemand außer den Richtern soll mich hören. Denn die Juden haben mich bereits jetzt in gewaltige Schwierigkeiten gebracht, so wie sie andere anständige Männer zerstört haben. Ich verspüre kein Verlangen, noch mehr Wasser auf ihre Mühlen zu gießen.“ — Cicero, Verteidigungsrede für Flaccus

Literatur

  • Karl August Friedrich Brückner: Leben des M. Tullius Cicero (1852) (PDF-Datei)
  • Friedrich Cauer: Ciceros politisches Denken (1903) (PDF-Datei)
  • Friedrich Aly: Cicero: Sein Leben und seine Schriften (1891) (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. Cicero: Cato maior de senectute / Cato der Ältere über das Alter. Übersetzt und herausgegeben von Harald Merklin. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998, Nr. 83 (S. 107)