Mira, Brigitte

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Brigitte Mira (* 20. April 1910 in Hamburg; † 8. März 2005 in Berlin) war eine jüdische Schauspielerin.[1]

Werdegang

Herkunft

Brigitte Mira wurde als Tochter des aus Rußland zugezogenen Konzertpianisten und Korrepetitors Siegfried Mira und einer „sehr schönen Hausfrau“ in Hamburg geboren, wuchs aber in Düsseldorf auf. Der Vater, der jüdischer Abstammung war, soll während des Zweiten Weltkrieges von Mira versteckt worden sein.[2]

Ausbildung

Nach den Vorstellungen ihres Vaters hätte Mira eigentlich Musikpädagogin werden sollen, absolvierte dann aber eine Gesangs- und Ballettausbildung, die Letztere begann sie als Achtjährige in einer Düsseldorfer Ballettschule.[2]

Wirken

Brigitte Mira mit El Hedi ben Salem (1974)

Bereits Ende der 1920er Jahre erhielt sie ein erstes Engagement als Elevin in Köln, wo man ihr u. a. die Rolle der Esmeralda in Smetanas „Die verkaufte Braut“ anvertraute. 1930 wurde sie als Soubrette an das Stadttheater in Bremerhaven engagiert. 1932 wechselte sie an das Stadttheater Reichenberg, 1934 an die Städt. Bühnen Graz, von 1935 bis 1939 war sie am Kieler Stadttheater engagiert. 1939 sah man sie in Hamburg, in einer Rolle bei der deutschen Erstaufführung von Lehärs Operette „Giuditta“ (der Meister hatte das Werk Mussolini gewidmet). Kurze Zeit trat sie auch am Mellini-Theater in Hannover auf.

Ab 1941 trat Mira in Berlin auf (Rose-Theater, Theater am Schiffbauerdamm, Kabarett der Komiker). Unter der Regie von Eugen York spielte sie im Krieg in der Propagandafilmserie „Liese und Miese“. In der Ankündigung einer SWF-Dokumentation über die Zeit des Nationalsozialismus hieß es dazu, „die Halbjüdin Brigitte Mira“ habe in „Liese und Miese“ eine vermeintliche „Nazi“-Gegnerin gespielt, „die von einer guten Blonden belehrt wird“. Autor war Friedrich Luft, der nach 1945 Extrem-Umerziehung betrieb. In den Nachkriegsjahrzehnten eher bescheiden erfolgreich, wurde Brigitte Mira Anfang der 1970er Jahre von „fortschrittlichen“ Regisseuren wie Zadek und dem bereits erwähnten Fassbinder neu „entdeckt“. Ab 1997 tourte sie als Partnerin von Evelyn Künneke und Helen Vita mit dem Programm „Drei alte Schachteln“.[3] Über ein Vierteljahrhundert nach der Uraufführung von 1973 sind „Fortschrittliche“ immer noch hingerissen vom Film „Angst essen Seele auf“ (1974), in dem Brigitte Mira eine Putzfrau kurz vor der Rente spielte, die sich gesellschaftlicher Ächtung aussetzt, nur weil sie einen um Jahrzehnte jüngeren Ausländer, natürlich eine Seele von Mensch, zum „Lover“ hat.[3] Die 1,53 Meter kleine Frau, bis zuletzt mit hennaroten Haaren und geschminkten Lippen ebenso auffallend wie mit ihrer mädchenhaft-hohen, bisweilen kieksigen Stimme, wurde in zahlreichen Nachrufen gefeiert.

Familie

Brigitte Mira war in erster Ehe mit dem Schauspieler Peter Schütte, in zweiter mit dem Kapellmeister Paul Cornelius verheiratet. Aus ihrer dritten Ehe mit dem Fotoreporter Reinhold Tabbert stammten ihre beiden Söhne Thomas und Robert, von denen sie fünf Enkel hatte. Nach einer vierten, ebenfalls geschiedenen Ehe mit einem Ingenieur heiratete sie 1974 in fünfter Ehe ihren langjährigen Freund, den italo-amerikanischen Regisseur Frank Guerente, mit dem sie bis zu dessen frühem Tod 1983 verbunden war. 2004 erklärte die in Berlin mit Hund und Katzen lebende Mira, sie würde keinen ihrer Ehemänner noch einmal heiraten; letztendlich seien sie „alle eine Belastung“ gewesen.[4] Doch schwärmte sie immer wieder von ihrem letzten Mann als ihrer großen Liebe. Am 8. März 2005, wenige Wochen vor ihrem 95. Geburtstag, ist Brigitte Mira in Berlin gestorben.[2]

Literatur

  • Brigitte Mira, Bernd Lubowski (Bearb.): Kleine Frau – was nun? Erinnerungen an ein buntes Leben. Herbig, München 1988, ISBN 978-3548224374
  • Horst Pillau (Hrsg.): Brigitte Mira im Gespräch mit Horst Pillau über ihr Leben. Herbig, München 2002, ISBN 3-7844-4010-X

Auszeichnungen

  • 1974: Filmband in Gold für ihre darstellerische Leistung in „Angst essen Seele auf“
  • 1981: Verdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland
  • 1989: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
  • 1992: Bambi
  • 1995: Großes Verdienstkreuz
  • 1996: Verdienstorden des Landes Berlin
  • 1999: Silbernes Blatt der Dramatiker Union
  • 2000: Goldene Kamera für ihr Lebenswerk
  • 2003: Goldener Wuschel von Brisant für ihr Lebenswerk
  • 2005: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis) für ihr Lebenswerk

Verweise

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 29/2005 vom 23. Juli 2005 (se)
  2. 2,0 2,1 2,2 Munzinger-Archiv GmbH, 2005
  3. 3,0 3,1 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  4. vgl. Süddeutsche Zeitung, 7. Dezember 2004