Damitz (Mähren)
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Niederdonau |
Einwohner (1930): | 547 |
Höhe: | 198 m ü. NN |
Koordinaten: | 48° 55′ 13″ N, 16° 22′ 27″ O |
Damitz befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Damitz ist ein deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland. Das langgezogene Dorf wird durch den Damitz-Bach geteilt. Nachbarorte sind Tullnitz im Süden, Irritz im Osten, Kaschnitzfeld im Westen und Socherl im Norden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die erste heute bekannte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1353. Ältere Schreibweisen bis 1720 waren „Dampnycz“, „Tampnycz“, „Damycz“ und „Dammitz“.
1490 erlangte Georg von Weitmühl die Herrschaft über den Ort. Ab 1535 gehörte Damitz für längere Zeit zum Markt Schattau. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort 1628 zerstört und verödete danach.
Nach einer Urkunde aus 1665 verkaufte die damalige Besitzerin Renata Maria Gräfin Slawata dem Kloster Bruck das Gut Damitz und „Sucherle“ für 9.000 Gulden, welches Damitz mit deutschen („ui“-Mundart) katholischen Bauern neu besiedeln ließ.
Mit der Säkularisierung der Klöster im Jahr 1784 fiel Damitz zunächst an die Herrschaft Mißlitz und später an den k. u. k.-Religionsfonds. 1794 wurde durch einen Großbrand das halbe Dorf vernichtet. 1824 wurde Damitz an Josef Edlen von Hopfen für 130.000 Gulden verkauft. Während des Preußisch-Österreichischen Krieges kam es um 1866 zu einer Cholera-Epidemie.
Durch die extreme Kälte in den Wintern der Jahre 1928/29 und 1939/40 erfror der Weizen.
Ab 1935 wurde Damitz offiziell ein Fremdenverkehrsort. Dabei wurde für das „Mineralbad“ geworben.
Bis 1938 gehörte Damitz nach der Schaffung der politischen Bezirke im 19. Jahrhundert zum Bezirk Mährisch Kromau. Nach der Angliederung an das nationalsozialistische Deutsche Reich durch das Münchener Abkommen 1938 wurden die deutschsprachigen Teile dieses Bezirkes dem neuen Landkreis Znaim einverleibt.
Zweiter Weltkrieg
Am 7. Mai 1945 wurde Damitz das Ziel eines alliierten Bombardements. Dabei kamen sechs Menschen ums Leben und mehrere Gebäude wurden zerstört. Durch die zahlreichen Pferdeleichen brach Typhus aus, an dem drei Frauen starben. Der Zweite Weltkrieg forderte 23 Opfer aus dem Ort.
Vertreibung der Deutschen 1945/46
Zwei Wochen nach dem Einmarsch der Roten Armee im Ort kamen unter einem Kommissar Cepera ca. 20 junge militante Tschechen („Revolutionsgardisten“). Diese wurden im Gasthof Hanak einquartiert. Die von ihnen durchgeführten Razzien waren sehr gewaltsam. So wurde ein deutscher Bauer erschossen, der sein Jagdgewehr nicht abgegeben hatte, und erst auf Befehl eines sowjetischen Offiziers begraben. Die männliche Bevölkerung wurde zunächst in Mährisch Kromau interniert. Vier Inhaftierte starben an Typhus. Da die ab November 1945 in die Damitzer Häuser eingezogenen Tschechen keine Landwirte waren, wurden einige vormalige deutsche Landwirte aus dem Ort zur Zwangsarbeit herangezogen. Die meisten deutschen Einwohner wurden in drei Transporten, im Februar, März und Juni 1946, nach Westdeutschland zwangsausgesiedelt. Insgesamt waren 473 Personen von der Vertreibung betroffen.
Bilder aus der Zeit vor der Vertreibung
Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)
Landwirtschaft: Um 1900 waren 837 ha Ackerland bewirtschaftet. Angebaut wurden Zuckerrüben, Getreide, Mais und Klee. Der angebaute Weizen wurde großteils für die Griesherstellung verwendet. Auf 10 ha der damaligen Gemeindefläche wurde auch Weinbau betrieben. Daneben wurde Vieh, vor allem Schweine und Rinder, gehalten.
Gewerbe: zwei Ziegeleien, Maschinenschlosserei und vier Gasthäuser.
Einrichtungen: Volksschule (1882), Freiwillige Feuerwehr (1894) mit „Feuerwehrhäusl“, Freibad, Heilquelle, Elektrifizierung (1931), Milchhaus (1936), zuständiges Postamt in Irritz.
Brauchtum
- Bis zur Vertreibung der deutschen Einwohner fand im Marienmonat Mai dreimal wöchentlich eine Andacht im Glockenhäusel statt.
- Zum Dank für das Abklingen der Cholera (1866) wurde jeweils zu Pfingsten eine Wallfahrt nach Maria Dreieichen abgehalten. Der 2. Wallfahrtsort war Lechwitz.
- Der Kirtag fand bereits im Juni statt und war damit einer der Ersten in Südmähren. Spöttisch wurde er „Solotkiritog“ (Salatkirtag) genannt.[1]
Kulturerbe
- Glockenturm „Glöckelhäusel“ von 1822
- Dorfkapelle
- Kriegerdenkmal (1925)
- Heilquelle (mangan-, eisen- und jodhaltig, 14 °)
Bevölkerungsentwicklung
Volkszählung | Einwohner gesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||
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Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | |
1880 | 433 | 404 | 29 | 0 |
1890 | 422 | 416 | 6 | 0 |
1900 | 468 | 458 | 10 | 0 |
1910 | 532 | 514 | 18 | 0 |
1921 | 579 | 524 | 53 | 2 |
1930 | 547 | 505 | 41 | 2 |
2013 | 326 |
Literatur
- Edmund Sofka / Edmund Wieder: Heimatbuch der Gemeinden Irritz - Damitz - Tullnitz, Ulm 1975