Entartung

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Der Begriff Entartung oder Degeneration hat viele Bedeutungen und wurde durch den jüdischen Schriftsteller Max Nordau im Jahr 1892 als Kategorie der Kunst- und Gesellschaftskritik populär gemacht. Paradoxerweise gilt der Begriff heute als „NS-Vokabular“ und wird gemieden. Max Nordaus zweibändiges Werk ist jedoch eher ein Symptom der Desorientierung selber, als daß es eine Richtschnur sein könnte (als die der Autor es bewirbt). Max Nordau attackierte alle herausragenden Künstler seiner Zeit – von Ibsen bis Wagner – als Niedergangsphänomene.

Zur Wortbedeutung

Entartung steht im Widerspruch zur Arterhaltung und zur natürlichen Ordnung. Jedem bäuerlich aufgewachsenen Menschen früherer Zeiten war es geläufig, daß Pflanzen und Tiere mitunter entarten, das heißt: aus der Art schlagen. Das bedeutet, Pflanzen und Tiere nehmen in Ausnahmefällen bizarre, pathologische, häßliche, dysfunktionale Formen an und gehen an ihren Mißbildungen zugrunde – oder werden, in geringfügigen Fällen, aus der Zucht herausgenommen. Es lag daher immer schon nahe, schwere gesellschaftliche Fehlentwicklungen bildhaft als „Entartung“ zu bezeichnen. Durch die inflationäre (und politisch verengte) Verwendung der Ausdrücke „entartet“ und „Entartung“ im Nationalsozialismus, ist diese klare Wortbedeutung jedoch zunächst verwischt und nach 1945 dann geächtet worden. Heute ist es nicht möglich, im deutschen Sprachraum das Wort „Entartung“ in irgendeiner deutlichen Wortbedeutung zu verwenden, ohne sogleich einen Sturzbach wüster Vorwürfe und Anklagen auf sich zu ziehen. Die genaue Wortbedeutung ist einem generellen Unverständnis, einer breiten Unkenntnis gewichen.

Friedrich Nietzsche: „Der Antichrist“ (1888)

Friedrich Nietzsche hat in seinem kurzen Spätwerk „Der Antichrist“ (1988) die modernen Zeiten und ihre Denkweise als krankhafte und fehlgehende Entwicklung beschrieben. „Moderne Ideen“ sind – Nietzsche zufolge – verkehrte Ideen:[1]

„2. – Was ist gut? – Alles, was das Gefühl der Macht, den Willen zur Macht, die Macht selbst im Menschen erhöht. Was ist schlecht? – Alles, was aus der Schwäche stammt. Was ist Glück? – Das Gefühl davon, daß die Macht wächst, – daß ein Widerstand überwunden wird. Nicht Zufriedenheit, sondern mehr Macht; nicht Friede überhaupt, sondern Krieg; nicht Tugend, sondern Tüchtigkeit (Tugend im Renaissance-Stile, virtù, moralinfreie Tugend). Die Schwachen und Mißrathnen sollen zu Grunde gehn: erster Satz unsrer Menschenliebe. Und man soll ihnen noch dazu helfen. Was ist schädlicher, als irgend ein Laster? – Das Mitleiden der That mit allen Mißrathnen und Schwachen – das Christenthum...
3. – Nicht was die Menschheit ablösen soll in der Reihenfolge der Wesen, ist das Problem, das ich hiermit stelle (– der Mensch ist ein Ende –): sondern welchen Typus Mensch man züchten soll, wollen soll, als den höherwerthigeren, lebenswürdigeren, zukunftsgewisseren. Dieser höherwerthigere Typus ist oft genug schon dagewesen: aber als ein Glücksfall, als eine Ausnahme, niemals als gewollt. Vielmehr ist er gerade am besten gefürchtet worden, er war bisher beinahe das Furchtbare; – und aus der Furcht heraus wurde der umgekehrte Typus gewollt, gezüchtet, erreicht: das Hausthier, das Heerdenthier, das kranke Thier Mensch, – der Christ ...
[...]
5.– Man soll das Christenthum nicht schmücken und herausputzen: es hat einen Todkrieg gegen diesen höheren Typus Mensch gemacht, es hat alle Grundinstinkte dieses Typus in Bann gethan, es hat aus diesen Instinkten das Böse, den Bösen herausdestillirt: – der starke Mensch als der typisch Verwerfliche, der »verworfene Mensch«. Das Christenthum hat die Partei alles Schwachen, Niedrigen, Mißrathnen genommen, es hat ein Ideal aus dem Widerspruch gegen die Erhaltungs-Instinkte des starken Lebens gemacht; es hat die Vernunft selbst der geistig stärksten Naturen verdorben, indem es die obersten Werthe der Geistigkeit als sündhaft, als irreführend, als Versuchungen empfinden lehrte.“

Der moderne Mensch ist, nach Nietzsches Schilderung gleich eingangs, habituell verkrüppelt. Der moderne Mensch ist an allen seinen Instinkten versehrt und einer – von allen gesunden Antrieben und gesunden Zielen entkoppelten – bloßen Vernünftelei vollkommen hilflos ausgeliefert:

„»Ich weiß nicht aus noch ein; ich bin Alles, was nicht aus noch ein weiß« – seufzt der moderne Mensch... An dieser Modernität waren wir krank, – am faulen Frieden, am feigen Compromiß, an der ganzen tugendhaften Unsauberkeit des modernen Ja und Nein.“

Dies liest sich heute, nach weit über einhundert Jahren, so als ob Friedrich Nietzsche der Augenzeuge unserer „modernen“ Krisensitzungen, unserer „modernen“ Parteitage, unserer „modernen“ Werbekampagnen und unserer Alltagstreitigkeiten wäre. Der Bequemlichkeitsliberalismus der gegenwärtigen Zustände hat exakt diese Form, Verantwortung systematisch abzuweisen, Ordnung umfassend zu zerstören und persönliche Stärke als antiquiert und „rückständig“ zu stigmatisieren. Unsere Frage dabei ist: Wie lange kann das lässige Schleifenlassen, das Verwüsten, das Verschlampen und Zugrunderichten fortbestehen (tolldreist sogar mit dem Etikett „Fortschritt“ versehen), ohne daß ein Kollaps unser Leben hinunterreißt und beendet. Diese Frage niemals zu stellen, ist ein Hauptkennzeichen derjenigen, die allerdings „Entartete“ genannt werden sollten.

Eugenik

In der Eugenik bedeutet Entartung eine auf Veränderung der Erbmasse beruhende Minderwertigkeit und die bei Herabminderung der natürlichen Auslese dadurch bedingte Verschlechterung einer Rasse in körperlicher und geistiger Hinsicht. Solange, infolge der geringeren Lebenstüchtigkeit, die entarteten Erbstämme immer wieder zugrunde gehen, besteht keine Gefahr der Entartung für eine Rasse.

Als Beweis für eine allgemeine Entartung der Kulturvölker werden zuweilen die Zunahme der Verbrechen, der Neurosen, das Sinken der Geburtenziffern, die Abnahme der Stillfähigkeit und die Zunahme der Suizide angesehen.

Siehe auch

Literatur

  • Benjamin Garland: Merchants of Sin, CreateSpace Independent Publishing Platform, 2017, ISBN 978-1548620172 [Dokumentation der Rolle jüdischer Akteure beim kulturmarxistischen Abriß der VSA und der dortigen Degeneration seit dem 20. Jahrhundert]
  • Klaus Miehling: Gewaltmusik – Musikgewalt: Populäre Musik und die Folgen, Königshausen u. Neumann, 2006, ISBN 978-3826033940 [686 S.]
  • Arthur Gütt: Dienst an der Rasse als Aufgabe der Staatspolitik, Junker und Dünnhaupt, Berlin 1934, PDF – behandelt den rassischen Gesichtspunkt des Themas
  • Richard W. Eichler (1921–2014): Der gesteuerte Kunstverfall (1965)
  • Heinrich Härtle: Rom und Hellas warnen! – Erotik und Entartung in den antiken Kulturen, Türmer-Verlag, München 1972
  • Wolfgang Bethge: Kunst und Unkunst – eine Kampfschrift, Hohenrain, 2015, ISBN 978-3-89180-150-5, [248 S., mit 150 farb. Abb.]

Verweise

Fußnoten

  1. Im Folgenden sind Eingangspassagen aus „Der Antichrist“ wörtlich wiedergegeben. Auslassungszeichen ohne eckige Klammern stammen von Nietzsche selbst.