Die Mutter

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Die Mutter ist ein Gedicht von Gerd Honsik.

Text

Adolf Hitler erhob 1934 den Muttertag zum nationalen Feiertag und ehrte damit die größten Frauen des Reiches, die deutschen Mütter.jpg
Ein bleiches Weib,
in einem Männermantel, schwer und weit,
am Rücken schwankt der Rucksack breit,
das hockt am Dache eines Viehwaggons.
Es jagt der Zug durch finstre Nacht,
darüber hetzen hin im Licht des Monds
der Wolkendecken düstre Pracht.
An zarter Hand
trägt eines Mannes derben Fäustling sie,
und Männerstiefel reichen übers Knie.
Es war kein Platz für sie in den Verschlägen,
die Starken drängten sie die Schwache fort.
In heißer Angst um ihrer Kinder Leben
klomm sie empor zum Dache des Transport.
Für dieses Weib
begann ein Kampf, der Männern würdig wäre.
Nicht für das Vaterland, für Volk und Ehre:
Er gilt den Kindern, die ihr Schoß gebar.
Die wußte sie in der Ruinenstadt,
daß sie dort hungrig sind und in Gefahr,
und dieses Wissen trieb das Weib zur Tat.
Da galt’s: Hinaus!
Dort, wo in sanftem Tal der Bauer wohnt,
hat sie mit Schmuck das Mehl entlohnt,
hat Brot mit Edelstein bezahlt.
Und schwerer noch als Gold die Träne wog,
die hell in ihrem Aug’ gestrahlt,
als selbst den Trauring sie vom Finger zog.
Kalt fegt der Wind
der wilden Fahrt am Dache des Waggon,
und helle Funken fetzt der Sturm davon
aus der Maschine heißem Feuerherz.
Auf schwarzen Dächern hocken Menschen starr
die Finger festgekrallt in Frost und Schmerz.
Inmitten aller meine Mutter war.
Der Morgen graut,
und gräulich zeigt er den bangen Blicken
die Trümmer gesprengter Brücken.
Der Strom rauscht brodelnd im Nebeldunst,
als ob er spotte der Schiene, dem Weg ,
und von des Menschen planender Kunst
blieb nur aus Leitern und Brettern ein Steg.
Willst du, Strom,
einer Mutter wehren den Weg nach Haus?
Was überströmst du mit hohlem Gebraus
den hölzernen Steg, der dich zwingen will?
Läßt du nur die starken nach Wien hinein
in deine Trümmerstadt, öde und still?
Dann faß dir dies Naziweib es sei dein!
Manche Männer
wenden sich ab vom Angesicht des Tod
und lagern sich im Schein des Morgenrot.
Nur eine Handvoll wagt den Übergang.
Die Frau, zerlumpt und bleich, ist weit voran.
Die Mutter war es, die die Furcht bezwang.
Der Strom bot Kampf! Ein Weib das nahm ihn an!
Sie kriecht voran.
In einem Männermantel, schwer und weit.
Am Rücken schwankt der Rucksack breit.
Sie weiß, die Kinder warten auf das Brot
es beugt die Last den zarten, schwachen Leib.
Kein Zaudern gilt nur Leben oder Tod.
Schon greift der Strom nach dem zerlumpten Weib.
Die Flut umfließt
zuerst das Knie nur, dann den Mantelsaum.
Die Frau keucht vorwärts, und sie merkt es kaum,
daß immer tiefer jetzt der Steg versinkt.
Nur ein gespanntes Seil gibt Halt der Hand,
und wer das Seil entgleiten läßt ertrinkt.
Noch dreißig Meter bis zum andern Strand!
Seht ihr die Frau,
die tief im Wasser mit der Strömung ringt?
Ist das noch Weib, das dort den Tod bezwingt?
Nicht achtend jener, die der Fluß erfaßt
und stumm in seine grauen Wogen hüllt,
kämpft sie um ihre teure Last
bis an die Brust von kalter Flut umspült.
Es rauscht die Flut,
sie raunend auf den Grund zu ziehn.
Nach oben aber drängt’s die Mutter hin.
Die weiße Hand von einer schönen Frau
die wurde jäh zur gnadenlosen Faust.
Da - sie steigt wankend aus der Fluten Grau.
Der Strom hat nichts als nur ihr Haar zerzaust.
Doch kaum
kniet keuchend sie auf festem Grund,
ein Siegeslächeln um den Kindermund,
reißt jäh die Flut den schmalen Steg entzwei,
und hundert Leiber treibt die Strömung ab.
Im Rauschen stirbt so mancher müde Schrei.
Der graue Strom zieht alle sanft hinab.
Ein bleiches Weib,
in einem Männermantel, schwer und weit,
am Rücken schwankt der Rucksack breit,
das kriecht durch die Ruinenstadt.
Jetzt betet, Kinder! Denn Mutter kommt,
und bringt euch Brot in ihrem Buckelsack
wankt auch die Welt, liegt auch die Stadt zerbombt.

Siehe auch