Ehre
Ehre (von ahd. êra, mhd. êre) ist ein gemeingermanischer Begriff, der lat. honos, decus entspricht. Nahe verwandt sind auch die Begriffe von donum „Ehrgeschenk“, reverentia „Ehrerweisung“ und dignitas „Würde“ und gloria „Ruhm“. Der Gegenbegriff zur Ehre ist die Schande.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Es handelt sich um einen zentralen Begriff für die Stellung des Individuums in der Gemeinschaft. Jeder Stand bzw. jedes Geschlecht hat eine ihm eigene Ehre, die es durch angemessenes, d. h. sittliches Verhalten zu bewahren gilt. Daher ist eine Anmaßung eines höheren Ranges, der einem nicht zusteht, genauso ehrwidrig wie ein Verhalten, das einem niedrigeren Rang als jemandem nominell zustünde. Sittenwidriges Verhalten führt zu Schande, d. h. Verlust von Ehre bzw. Ehrlosigkeit.
Gloria
Im Römischen Reich wurde Ehre als Gloria („Glanz“) bezeichnet und bedeutet prinzipiell das Gleiche wie der germanische Ehrbegriff. Hier wurde Gloria allerdings stark im militärischen Sinne des Imperiums verwendet als Erwerb oder Verlust von Rang, Privilegien, Besitz und Rechten. Die den höheren Rängen erwiesene Ehre verlieh diesen „Glanz“ (gloria). So wurde ein Anführer (der Germanen) durch die Treue seiner Gefolgsleute geehrt (Germania 13), und ebenso die Götter bzw. Gott durch den ihnen geweihten Kult.
Das germanische Wort für „Gloria“ als Glorifizierung der Höhergestellten ist im germanischen *wulþuz (got. vulþus, ahd. woldar, aengl. wuldor, anord. ullr, got. vulþus in hauhistjam guþa (in Lukas 2:14 „Ehre sei Gott in der Höhe“).
Etymologie
Nach Paul Hermann (Deutsche Mythologie) stammt „ehren“ von „wehren“, also von der Fähigkeit, sich wehrhaft verhalten zu können. Das Wort stammt von einem urgermanischen *ẽra, innergermanische Verwandte sind alts. êra, ags. âr (engl. ore überlebt neben honour bis ins 15. Jahrhundert), altn. æra, got. wohl *aisa) Das Wort ist urverwandt mit dem altgriechischen αιδως „Respekt, Ehrfurcht“.[1]
Zitate
- „Ehre ist wie eine Felseninsel, steil und ohne Ufer: Wer sie einmal verläßt, kann nie wiederkehren.“ — Hauptmann Johann von Ewald (1744–1813; zuletzt Generalleutnant) im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (seit der Schlacht von Trenton) am 17. Mai 1781
- „Der Grundbegriff aller lebendigen Sitte ist die Ehre. Alles andere, Treue, Demut, Tapferkeit, Ritterlichkeit, Selbstbeherrschung, Entschlossenheit liegen darin. Und Ehre ist Sache des Blutes, nicht des Verstandes. Man überlegt nicht – sonst ist man schon ehrlos. Die Ehre verlieren, heißt für das Leben, die Zeit, die Geschichte vernichtet sein. Die Ehre des Standes, der Familie, des Mannes und Weibes, des Volkes und Vaterlandes, die Ehre des Bauern, Soldaten, selbst des Banditen: Ehre bedeutet, daß das Leben in einer Person etwas wert ist, historischen Rang, Abstand, Adel besitzt.“ — Oswald Spengler, in: „Der Untergang des Abendlandes“
- „Welches sind die höchsten Güter des germanischen Mannes? Auf diese Frage lautet die Antwort: Mut und Treue und Ehre.“ — Jan de Vries
Quellentext
Ehre
Du lebst von der Ehre und nicht vom Brot. Die Knechte glauben, daß sie zum Leben nur Speise und Trank bedürfen. Der Freie weiß, daß er dazu zuerst der Ehre bedarf.
Deine Ehre ist dein Ansehen bei Kameraden und Volksgenossen. Sie ist aber ebensosehr dein Ansehen vor dir selbst. Ehrenvoll ist, wer mutig ist. Ehrenvoll ist, wer selbstlos und treu ist. Ehrenvoll ist, wer Herr seiner selbst ist. Ehre genießt, wer Großes für sein Vaterland tut.
Ehre kommt nicht aus Geld und Besitz. Wenn aber einer neue Werte schafft oder den anderen Arbeit gibt durch seinen Geist oder seiner Hände Werk, so kann er auch Ehre daraus gewinnen. Ehrenvoll ist es auch, der Sohn eines Edlen zu sein, der viel getan hat für Volk und Staat. Aber der Sohn ist der Ehre unwürdig, wenn er sie nicht aufs neue erwirbt.
Gewonnene Ehre gilt nicht für immer, sondern sie fordert unaufhörlich Arbeit und Kampf. Ehre gleicht einer Krone. Wer aufhört, als König zu leben und zu wirken, verliert sie – und hat sie schon verloren, und wenn er sie gleich noch auf dem Kopfe trüge. Nicht jeder kann aber einem anderen die Ehre nehmen. Die Beleidigung durch einen Buben nimmt niemand die Ehre. Aber wer feige die Beleidigung hingehen läßt, der verliert seine Ehre vor den anderen. Eine Beleidigung ahnden wir nicht zuerst selbst, sondern dazu ist der übergeordnete Führer und Richter da. Wer dich aber schlägt, den schlage wieder, und wer dich ins Gesicht beleidigt, den schlage auch.
Es gibt heute in Deutschland für uns als Nationalsozialisten nur eine Ehre und Ehrauffassung. Es gibt keine besonderen Ehrauffassungen für einzelne Stände mehr. Wir haben alle durch den Nationalsozialismus eine neue gemeinsame Ehre gewonnen. Wir kennen sie. Wer sie nicht hat, der ist nicht frei, sondern unfrei. Der kleinste Arbeiter kann heute frei und ehrenvoll sein und der Kommerzienrat Sklave und Knecht. So will es das neue Gesetz, das nur denen Ehre gibt, die tapfer, selbstlos, treu und Herr über sich selbst sind und die alles für Deutschland tun, was sie vermögen. Der Weg zur Ehre ist damit jedem Deutschen freigegeben.
Siehe auch
- Ehrgeiz
- Unsere Ehre heißt Treue (Wahlspruch)
- Ehrenmann
- Ehrenwaffe
- Rechtserneuerung
- Ehrenmord
- Pflichtbewußtsein
Literatur
- Otto von Gierke: Deutsches Privatrecht, Bd. 1, 1895
- Karl Binding: Die Ehre. Der Zweikampf, 1909
- Max Wundt: Die Ehre als Quelle des sittlichen Lebens in Volk und Staat, 1927
- Franz von Liszt/Schmidt: Lehrbuch des Deutschen Strafrechts, 25. Aufl. 1927
- Alfred Rosenberg: Blut und Ehre, 1934
- Robert Ley: Durchbruch der sozialen Ehre, 1935
- Walter Buch: Des nationalsozialistischen Menschen Ehre und Ehrenschutz, 1939, (PDF- Datei)
- Jan de Vries: Die geistige Welt der Germanen, zuletzt Darmstadt 1964