Diskussion:Judenmission

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Konfessionelle Haltung

Der bisherige Text „Umkehr“ ist nicht gut verständlich, da keine Ausführungen zur früher „energisch betriebene[n]“ Judenmission vorhanden oder belegt sind. Für die „Umkehr“ selbst müßten m. E. unbedingt Tatsachen beschrieben und Belege angeführt werden.

Nebenbei: Der politisch totalitäre evang. Theologe Christian Staffa (Verfasser von „Vom protestantischen Antijudaismus und seinen Lügen“) ist sicher auch kein Luther-Freund und dürfte ganz im modernen Fahrwasser sein. Stabsdienst 23:34, 3. Scheiding (September) 2014 (CEST)

Hm. Die großen Versöhnungsfeierlichkeiten von JPII. haben doch vor aller Augen stattgefunden. Ich dachte nie, daß es »bewiesen« werden muß, daß es sich dabei um eine klare Umkehr des bisherigen katholischen Kurses handelt. Es gab (wenn ich recht erinnere auf der Weltausstellung in Chicago Ende des 19. Jahrhunderts) lange zuvor einmal ein »Weltparlament der Religionen«. Damals jedoch haben Zen-Buddhisten und Hinduisten schlagartig erkannt, wie weit offen die Tür nach Europa für ihre Lehren tatsächlich stehen! Reaktion der Katholischen Kirche seither: »Antimodernisten-Eid« (1910-1967 wirksam) und insgesamt die totale Wagenburg! Eigentlich ein ganzes 20. Jahrhundert hindurch. JPII. war demgegenüber ein Wandel, eine echte »Umkehr«, wie ich das dort nenne. Und dann gibt es noch dieses Beispiel mit der »Karfreitagsfürbitte«. Der Einfachheit halber (und dafür bitte ich um Entschuldigung) entnehme ich die Details kurzerhand jetzt mal bei der Konkurrenz WP, die dazu Folgendes schreibt:
»Die Karfreitagsfürbitte für die Juden ist eine der Großen Fürbitten in der Karfreitagsliturgie nach dem römischen Ritus, den die römischen Katholiken, Altkatholiken und manche Anglikaner verwenden. Sie entstand im 6. Jahrhundert, nannte die Juden seit 750 perfidis („treulos“), ihren Glauben iudaica perfidia („jüdische Treulosigkeit“) und bat Gott darum, den „Schleier von ihren Herzen“ wegzunehmen, ihnen die Erkenntnis Jesu Christi zu schenken und so der „Verblendung ihres Volkes“ und „Finsternis“ zu entreißen. Seit 800 erhielt sie zudem besondere Merkmale: Nur bei dieser Fürbitte sollten die Beter nicht niederknien und kein Amen sprechen. 1570 legte Papst Pius V. diese Fassung fest, die bis 1956 unverändert gültig blieb. Historikern gilt sie als Ausdruck eines christlichen Antijudaismus´, der auch den Antisemitismus befördert habe. Kritik an der traditionellen Judenfürbitte fand erst nach dem Holocaust Gehör. Seit 1956 veränderte der Vatikan sie schrittweise bis zu ihrer heute gültigen Normalfassung von 1970. Diese betont Israels Erwählung zum Gottesvolk und bittet nicht um Erkenntnis Christi, sondern um Treue der Juden zu Gottes Bund und Liebe zu seinem Namen, erkennt also das Judentum an. Seit 1984 ist auch eine lateinische Ausnahmefassung nach der Liturgie von 1962 möglich. Papst Benedikt XVI. erleichterte 2007 deren Anwendung, um katholischen Traditionalisten entgegenzukommen. 2008 formulierte er diese Fassung neu: Der Einleitungssatz bittet um Erleuchtung der Juden zur Erkenntnis Christi, „des Retters aller Menschen“. Dies rief anhaltende Proteste und Störungen im katholisch-jüdischen Dialog hervor.«
Treulose Juden, jüdische Verblendung, Finsternis in den jüdischen Herzen, Bitte darum, die Juden mögen endlich zur Erkenntnis gelangen... So ging das jahrhundertelang! Benedikt aber schreibt eine entschärfte Fassung, und schon geht das richtige Geschrei los. Seitdem daher Rückzug, eine Scheu, dasselbe auch nur abgewandelt und auch nur ähnlich zu wiederholen, was man ewig lang gepredigt hat. Das ist doch Abkehr und allerdings »Umkehr«, wenn man mit derartigen Predigten aufhört, wenn man sich dafür öffentlich entschuldigt, und nachfolgend etwas ganz anderes predigt...
~ CodexThelema 07:44, 4. Scheiding (September) 2014 (CEST)
@ Stabsdienst: Habe soeben doch noch in Deinen Artikel zu Christian Staffa hineingeschaut. Ich bin sprachlos, wie breitbeinig diese Art von — sehr staatsnah agierenden — Kirchenfunktionären auftritt. Vielleicht kennst Du das überaus vorzügliche Buch von Hermann-Peter Eberlein: ›Flamme bin ich sicherlich!‹ Friedrich Nietzsche, Franz Overbeck und ihre Freunde. (Köln 1999)
Darin wird unter anderem geschildert, wie Nietzsche — auf einer seiner vielen Reisen — in der Schweiz dem Berliner Theologie-Professoren (und späteren sehr einflußreichen evangelischen Staatskirchenfunktionär) Julius Kaftan begegnet ist. Eberlein sammelt Argumente dafür, daß diese mehrtägige Begegnung der tatsächliche Auslöser für die Abfassung von Nietzsches Spätwerk ›Der Antichrist‹ (1888) gewesen sei! So einen Schock kann das bewirken, wenn man eine gewisse Denkungsart (die einem zuvor nur dunkel bekannt geworden ist) dann einmal doch — mit genauem Bauplan — direkt vor Augen zu sehen bekommt...
~ CodexThelema 09:45, 4. Scheiding (September) 2014 (CEST)

@ CodexThelema: Danke für die ausführliche Antwort. Für mich ist die Umkehr ebenfalls evident, ich hatte nur anregen wollen, das zumindest mit einigen Strichen im Artikel nachzuzeichnen und zu belegen. Fallengelassen im Funktionärsapparat wurde die Judenmission schon viel früher als die dann wahrnehmbaren Demonstrationen der Leitungsebene. — Dem sehr interessanten Hinweis Eberlein werde ich nachgehen, danke auch dafür! Stabsdienst 21:22, 4. Scheiding (September) 2014 (CEST)

Wenn ich das WP-Zitat richtig verstehe, hat Papst Benedikt XVI. keineswegs eine entschärfte Fassung der Karfreitagsfürbitte geschrieben, sondern sie im Gegenteil wieder verschärft, indem er erneut die Bitte um Erleuchtung der Juden darin aufnahm, die zuvor (nach dem 2. Weltkrieg und dem "Holocaust"!) fallengelassen worden war. Und das hat das Geschrei hervorgerufen, da es eine Rückkehr zu alten Haltungen darstellte.
Im übrigen ist mir neu, daß der Zen-Buddhismus bereits Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa kam. Der indische Buddhismus wohl, aber nicht der japanische Zen-Buddhismus (und das ist ein himmelweiter Unterschied! Und wichtig, weil bspw. Nietzsche nur den indischen, nicht aber den jap. Zen-Buddhismus kannte...). Dieser kam soweit ich weiß erst Mitte des 20. Jahrhunderts durch Karlfried Graf Dürckheim zunächst nach Europa und dann über Philip Kapleau auch in die VSA. Der Zen-Buddhismus oder besser gesagt, das Zen (ohne Buddhismus), ist m.E. eine der großartigsten Früchte der jap. Kultur. Wenn nicht gar die großartigste.Herr Soundso 18:00, 4. Scheiding (September) 2014 (CEST)

@ Herr Soundso: Jetzt hast Du mich erwischt: Viel mehr als die knappen Erwähnungen bei Douglas Adams (»Per Anhalter durch die Galaxis«) weiß ich leider über ZEN nicht. Ich dachte bislang immer, daß es sich dabei um eine Erweiterung des japanischen Tee-Zeremoniells (bei dem darauf geachtet werden muß, daß der Tee ganz kalt wird) auf das Bogenschießen (bekanntermaßen ohne eigentliches Schießen) handelt. Was Du über Benedikt schreibst, stimmt natürlich, habe ich aber auch so gemeint: Entschärfung sehr viel früher schon (durch Nichtgebrauch des Rituals), dann Wiedereinführung (Verschärfung) durch Benedikt, aber mit entschärfter Detailbearbeitung der formelhaften Teile. Daraufhin scharfer Protest. So hat sich das wohl abgespielt. Ist allgemein bekannt, aber das — von mir erwähnte — »Parlament der Weltreligionen« Ende des 19. Jahrhunderts in VSA (von dem es eine Reihe faszinierender Daguerrotypien gibt) ist dagegen völlig unbekannt. Niemand kennt diese wesentliche Veranstaltung, die nachweislich die europäische Religionsgeschichte meßbar beeinflußt hat. Ist sicher einen oder mehrere Artikel wert... ~ CodexThelema 00:44, 5. Scheiding (September) 2014 (CEST)