Judenmission

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Als Judenmission wird der Versuch bezeichnet, gläubige, traditionsbewußte Juden (der orthodoxen Spielart jüdischer Religiosität) zur Konvertierung zum Christentum zu bewegen. Dieses Vorhaben folgt aus dem neutestamentlich begründeten Taufbefehl und Missionsbefehl, den angeblich der Kultgründer des Christentums, Jesus Christus, seinen Jüngern erteilte. Im Neuen Testament steht an prominenter Stelle des Matthäus-Evangeliums:

Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.[1]

Schon der Hamburger Mathematiker, Orientalist und Bibelforscher Hermann Samuel Reimarus hat in der Mitte des 18. Jahrhunderts Argumente für die These gesammelt, daß Jesus Christus strikt jüdischem Gesetzesdenken, jüdischen Wertorientierungen und jüdischen Strafvorstellungen gefolgt ist. Die spätere heidenchristliche und konziliare Entwicklung der frühen Kirche hat die religiöse Distanz der christlichen Glaubenslehre zum Judentum stets weit übertrieben. Eine auf Paulus zurückgehende theologische Abnabelung von der jüdischen Tradition trägt erkennbar kirchenpolitische und taktische (Eliten des Römischen Imperiums täuschende) Merkmale, weniger aber einen eigentlich-religiösen Charakter.

Konformismus

Durch mehrere mittelalterliche Jahrhunderte hindurch haben Juden es vermocht, sich dem rücksichtslosen Konformitätsdruck der Katholischen Kirche systematisch zu entziehen. Diese Tatsache wird oftmals unbeholfen mit dem Wort „Glaubenstreue“ oder mit der Idee einer besonderen „Glaubensstrenge“ erklärt. Diese Erklärungsversuche tragen allerdings nicht weit, jene Substantive stehen vielmehr als Platzhalter für eine gänzlich fehlende Erklärung der Zusammenhänge da. Die Erklärungsversuche vermögen nicht im mindesten zu überzeugen, da ja sowohl Kreuzzügler als auch die späteren Reformatoren in jeglicher Hinsicht radikal, energisch und ausschließend die einfachen Bürger auf ihrem jeweiligen Territorium vollzählig zur eigenen Konfession (und zum Übertritt zu ihr) motivieren konnten.

Distinktion

Bei den häufig – aber keineswegs ausnahmslos – reisenden (im Fernhandel und im Geldhandel tätigen) orthodoxen Juden gelang diese gewaltsame Vereinnahmung jedoch nicht. Eine mögliche Erklärung für deren beibehaltene Distinktion liegt in den Vorteilen, die die abgrenzende Lebensweise der Juden ihnen stets verschaffte. Das Arbeitsverbot am Sabbat bewahrte sie wirksam vor der Versklavung. Während sie selber den Sklavenstatus recht gut kannten (ein großer Teil der Juden stammt von vorderasiatischen Sklaven ab), sahen insbesondere die sich frei fühlenden und frei lebenden Nordeuropäer nicht, was für eine Schutzfunktion vor Leibeigenschaft der jüdische Sabbatdienst tatsächliche leistete.

Ferner mag auch die im Alltag sichtbare Auswirkung der Christianisierung für die zu einem hohen Prozentsatz seit jeher alphabetisierten Juden auf analphabetische Nordeuropäer schockierend gewirkt haben. In Zeiten, in denen sogar deutsche Könige Analphabeten waren (im frühen und teils noch im hohen Mittelalter) konnte ein des Schreibens mächtiger, kaufmännisch tätiger Jude die barsche Aufforderung, sich einem Bischof zu unterwerfen und die christliche Glaubenslehre anzunehmen, nur als Angriff auf seinen Stolz, auf seine Freiheit (und als plumpe Beleidigung seines Geistes) empfinden. Daß aber die Distinktion dennoch gelang, folgt selbst aus einer schweren Schockwirkung (beim Anblick lamentierender Christen) noch nicht logisch. Zum Gelingen brauchte es mutmaßlich außerdem die Reisefreiheit des Handelsjuden.

Rebellion

Im Verlaufe der Geschichte nahmen höchste Vertreter der christlichen Glaubenslehre immer wieder völlig unterschiedliche Standpunkte in der Frage der Judenmission ein. Als besonders delikat gilt in diesem Zusammenhang die Einstellung des deutschen Reformators Martin Luther. Im seinem Frühwerk plädierte Luther für die Missionierung aller Juden: Er lehnte ein Gemeinwesen mit Bürgern oder Untertanen von mehr als einem religiösen Bekenntnis schroff ab. In seinem Spätwerk forderte Luther dann energisch den Einzug aller jüdischen Glaubensschriften, eine Austreibung und Tötung aller verbliebenen Juden sowie die Vernichtung aller Synagogen und jüdischen Schulen.

Der gegenwärtige zeitgenössische Protestantismus möchte an diese Geschichte der Herkunft vieler seiner eigenen Glaubensmaximen heute nicht mehr erinnert werden. Dieser zeitgenössische „moderne“ Protestantismus folgt den Methoden einer lautlosen Rebellion, dergestalt, daß Luther weiterhin (als eine Art Erfinder des Christentums) den naiven protestantischen Gläubigen vorgestellt wird, aber dessen Auffassungen zu Kindererziehung, Frauen, Kriegen, Soldaten, Hexenverbrennungen – und eben Juden – wortlos unter den Tisch fallen. Wenn Opportunisten rebellieren, dann tun sie es in dieser Weise eines verspannten Schweigens und mit dem Mittel der verquasten Rede.

Für die – mit staatlichen Subventionen überreich ausgestatteten – bevorstehenden Feierlichkeiten zum Reformationsjahr 2017 (die, mit Bezug auf das Jahr 1517, auch als „Semimilleniums-Feiern“ bezeichnet werden), steht deshalb zu erwarten, daß Theologen und geweihte Kirchenvertreter mit vereinten Kräften die besagten Quellen in Luther-Texten herunterspielen, beweihräuchern oder totschweigen. Ein beschwichtigend-ableugnender Umgang mit diesen Quellen wird sicher nicht nur fortgesetzt werden, sondern er wird erwartungsgemäß außerdem noch besondere Blüten absurder Realitätsbestreitung durch akademische und charismatische Bibelgläubige zeitigen.

Umkehr

Innerhalb der Katholischen Kirche muß die Frage der Judenmission als Bespiel einer heftigen Umkehr angesehen werden. Schon während des Pontifikats von Papst Johannes Paul II. (1978–2005) wurde die – lange so energisch betriebene – Judenmission offiziell zum Irrtum erklärt und öffentlich als schlimme Unhöflichkeit in entschuldigenden Ritualen und Festlichkeiten revidiert.

Literatur

  • Bernd Rebe: Die geschönte Reformation. Warum Martin Luther uns kein Vorbild mehr sein kann. Ein Beitrag zur Lutherdekade. Tectum-Verlag, Marburg 2012, ISBN 978-3-8288-3016-5

Fußnoten

  1. Mt. 28, 18-20