ENIGMA

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Soldaten des Geheimen Funkmeldedienstes des OKW beim Ver- oder Entschlüsseln von Nachrichten mit Hilfe der Schlüsselmaschine ENIGMA

ENIGMA (altgr. Rätsel) ist eine elektromechanische Rotorverschlüsselungsmaschine, die bereits 1918 von Dr. Arthur Scherbius entwickelt wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gerät von der deutschen Wehrmacht verwendet, um Funksprüche zu verschlüsseln und somit für den mithörenden Gegner unbrauchbar zu machen.

Erläuterung

Die nur von deutschen U-Booten eingesetzte Schlüsselmaschine ENIGMA-M4

Karl Dönitz verbot in seinem Regenbogen-Befehl die Übergabe von U-Booten in Feindeshand. Auch wenn ein Boot durch alliierte Schiffe aufgebracht wurde, sollte es unbedingt von der Besatzung selbst versenkt werden, um die Enigma-Maschinen und Schlüsselunterlagen nicht in alliierte Hände gelangen zu lassen. Der englischen Regierung war das deutsche Vorhaben eines Luftangriffs auf das Flugzeugmotorenwerk bei Coventry schon vorher bekannt, da bereits damals der deutsche Enigma-Code zum Teil entschlüsselt war. Aus Geheimhaltungsgründen und um die Kenntnis der Enigma-Verschlüsselung nicht zu verraten, wurden aber keine Gegenmaßnahmen getroffen oder Warnungen an die eigene Zivilbevölkerung ausgesprochen.

U 110 und U 559

Am 9. Mai 1941 wurde das schwer beschädigte U 110 unter Fritz-Julius Lemp im Nordatlantik südlich von Island durch die englischen Zerstörer der Royal Navy „HMS Bulldog“ und „HMS Broadway“ sowie die Korvette „HMS Aubretia“ aufgebracht und gekapert. Bei der Kaperung fiel dem Gegner eine Enigma-Chiffriermaschine in die Hände.

„Am 7. Mai 41 wurde das deutsche Wetterschiff ‚München‘ durch einen englischen Zerstörer gestoppt, auch hier wurde die ENIGMA wie im vorangegangenen Kommandounternehmen rechtzeitig durch die Deutschen über Bord geworfen, aber alle anderen Dokumente blieben an Bord zurück und fielen der Entermannschaft in die Hände. Zwei Tage später, am 9. Mai 41 gelang es dem deutschen U 110 sich in den alliierten Geleitzug (OB 318) ‚hineinsacken‘ zu lassen, schoss drei Torpedos ab und verzeichnete auch drei Treffer. Das Boot wurde von Kapitänleutnant Fritz-Julius Lemp kommandiert, jenem Mann, der am 3. Sept. 39 den ersten Torpedoschuss in der Schlacht im Atlantik auf den britischen Passagierdampfer ‚Athenia‘ abgefeuert hatte. Bevor sich nun das Boot in der schützenden Tiefe davonschleichen konnte, wurde es durch die englische Korvette ‚Aubretia‘ entdeckt. Damit begann nun das Grosse Drama in der Geschichte um den Kampf im Atlantik und auf den übrigen Weltmeeren. Lemp erreichte die schützende Tiefe nicht mehr rechtzeitig als der WABO-Angriff begann. Gleichzeitig waren die beiden Zerstörer ‚Bulldog‘ und ‚Broadway‘ rasch an der Tauchstelle aufgekreuzt und deckten eine grössere Wasserfläche mit ihren Wasserbomben ein. Im Boot wurden durch die Druckwellen die Batteriegehäuse aufgerissen, Chlorgas entwich in die Stahlröhre, die Seitenruder- und Tiefenruder-Anlagen verklemmten sich. Als einzige Möglichkeit blieb dem Kdt der Befehl zum Anblasen der Tauchzellen. Das Boot ‚schoss‘ der Wasseroberfläche entgegen, wurde bei seinem auftauchen auch gleich aus mittelkalibrigen Bordwaffen beschossen, gleichzeitig liess der Kdt der ‚Bulldog‘, Commander A.J. Baker-Creswell sein Schiff mit Höchstgeschwindigkeit auf Kollisionskurs zum Rammen in Richtung von U 110 zulaufen. Lemp gab den Befehl zum verlassen des Bootes. Die Mannschaft von U 110 verliess ihr Boot, als letzter Kdt Lemp. Das für die Mannschaft vermeintlich sinkende Boot verblieb aber beharrlich an der Wasseroberfläche. Dies erkannte Commander Baker-Creswell auf der ‚Bulldog‘ und er sah darin eine einmalige Gelegenheit, um zu begehrten Unterlagen der deutschen Marineübermittlung zu gelangen. Der Commander liess sein Schiff hart beidrehen, gab einem Enterkommando an Bord seines Schiffes den Befehl zum Übersetzen auf das U-Boot. Das Aussetzen des Enterkommandos konnte die deutsche Mannschaft nicht mehr sehen, denn zu diesem Zeitpunkt war sie bereits aus dem Wasser geborgen und unter Deck gebracht worden. Nur der noch im Wasser schwimmende Lemp erkannte die Gefahr einer Enterung, schwamm wieder in Richtung seines Bootes wurde aber durch eine MP-Garbe aus einer Waffe des Enterkommandos tödlich verletzt und versank unweit des Bootes. Die Engländer wussten genau was sie als Erstes in Sicherheit zu bringen hatten, handelte es sich doch bei den Kommandoangehörige um Leute die auf ihre spezielle Aufgabe vorbereitet waren. Innert kurzer Zeit gelang es ihnen sämtliche Unterlagen wie die Satz- und Kenngruppenbücher für den Funkverkehr, das Kurzsignalheft für U-Boote, Anweisungen zur Einstellung der Schlüsselmaschine, die Funkkladde und schliesslich die Schlüsselmaschine ‚M‘ in Sicherheit zu bringen. Gleichzeitig wurde von der ‚Bulldog‘ auf U 110 eine Schleppleine befestigt und mit Kurs Island die Fahrt wieder aufgenommen. Am darauf folgenden Tag sackte das Boot schwer beschädigt weg, die Leinen mussten gekappt werden. Nun konnte ‚ULTRA‘ darangehen die ‚Bombes‘ auf die 336 Rotorfolgen anstelle der bisherigen 60 bei 5 Walzen umzubauen. Ab diesem Ereignis funktionierte ‚ULTRA‘ ohne Einschränkungen bis zum 1. Februar 1942. Die Mannschaft von U 110 erfuhr in der Gefangenschaft nie etwas über das Schicksal ihres Kommandanten und auch der deutsche Geheimdienst erfuhr nie etwas über die Erbeutung der Marinefunk-Unterlagen. Und so glaubte die deutsche Marineleitung das ENIGMA-Geheimnis bestehe immer noch. ‚Bletchly Park‘ konnte auch die wechselnden Codes immer anpassen, nachdem die Gültigkeit der erbeuteten Unterlagen abgelaufen waren. Entsprechende Warnungen aus Wahrnehmungen des deutschen ‚B-Dienstes‘ über ein Mitlesen des Funkverkehrs durch die Briten, wurden durch die verantwortlichen Stellen, aber vor allem durch Dönitz als absolut unmöglich hingestellt. Ebenfalls die durch den Hilfskreuzer Kdt, Kptltn. Bernhard Rogge gemachten Wahrnehmungen und Äusserungen, wurden nicht für möglich gehalten.“[1]

Am 30. Oktober 1942 gelang es dem englischen Zerstörer „HMS Petard“, das deutsche U-Boot U 559 aufzubringen, wobei auch eine Enigma-M4-Chiffriermaschine erbeutet wurde. Fortan konnten die deutschen Kriegsgegner alle Funksprüche deutscher U-Boote vollständig dechiffrieren.

Folgen

Es ist heute unzweifelhaft, daß der britische Einbruch in die deutschen Schlüsselmittel den U-Boot-Krieg zusammen mit Radar und Kurzwellenpeilung entschied. Neben allen anderen Bemühungen und bekannt gewordenen Erfolgen in der Entzifferung war die Erbeutung der Schlüsselmaschine Enigma und der Einstellungsunterlagen vom sinkenden U 110 am 9. Mai 1941 mit entscheidend für die spätere deutsche Niederlage 1945. Als 1973 bekannt wurde, daß die Enigma-Schlüssel der deutschen U-Boot-Funkverschlüsselung schon frühzeitig entschlüsselt worden waren, meinte Dönitz kurz vor seinem Tod (er starb 1980), daß er dies schon immer geahnt habe.

Literatur

Fußnoten