Effi Briest
Titel: | Effi Briest |
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Autor: | Theodor Fontane |
Verlagsort: | Berlin |
Erscheinungsjahr: | 1896 |
Originalsprache: | Deutsch |
DNB-Nummer: | 4099478-9 |
Verweise | |
PDF: | Volltext bei Projekt Gutenberg-DE |
Effi Briest ist ein Gesellschaftsroman von Theodor Fontane, der zwischen 1894 und 1895 in der Deutschen Rundschau vorabgedruckt und 1896 erstmals als Buch veröffentlicht wurde. Das Werk gilt als Höhepunkt des poetischen Realismus und thematisiert die starren gesellschaftlichen Konventionen des preußischen Adels im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Die siebzehnjährige Effi Briest, Tochter eines brandenburgischen Landjunkers, wird auf Initiative ihrer Eltern mit dem doppelt so alten Baron Instetten verheiratet, einem karriereorientierten Landrat. Das Paar zieht nach Kessin in Pommern, wo sich Effi aufgrund der emotionalen Distanz ihres Gatten und der Isolation in der provinziellen Gesellschaft zunehmend unverstanden fühlt. Eine kurze Affäre mit dem Major Crampas bleibt zunächst unentdeckt.
Sechs Jahre später, nach Instettens Versetzung nach Berlin, entdeckt dieser zufällig Briefe, die die Untreue seiner Frau belegen. Obwohl die Leidenschaft zwischen Effi und Crampas längst erloschen ist, sieht Instetten sich durch den Ehrenkodex der damaligen Zeit gezwungen, den Major zum Duell zu fordern, bei dem dieser getötet wird. Effi wird verstoßen, verliert das Sorgerecht für ihre Tochter Annie und stirbt schließlich vereinsamt im Elternhaus. Ihre Eltern nehmen sie zwar auf, müssen dafür jedoch den gesellschaftlichen Ausschluss (soziale Ächtung) in Kauf nehmen.
Struktur und Stil
Fontane verwendet eine sachliche Erzählweise mit ironischen Untertönen, die den Kontrast zwischen menschlichen Schwächen und gesellschaftlicher Rigidität verdeutlicht. Die Handlung ist chronologisch aufgebaut, unterbrochen von symbolträchtigen Naturbeschreibungen (z. B. das „Spukhaus“ in Kessin als Sinnbild innerer Ängste). Die wiederkehrende Formel „Dies ist ein weites Feld...“ (im Munde des Vaters Briest) reflektiert die Unmöglichkeit, moralische Konflikte rational aufzulösen.
Historischer Kontext
Der Roman spiegelt die Krise des preußischen Landadels nach der Reichsgründung, als traditionelle Standesnormen zunehmend mit modernen Individualitätsansprüchen kollidierten. Fontane, selbst Sohn eines Apothekers mit hugenottischen Wurzeln, verarbeitet hier eigene Erfahrungen aus der Beobachtung des Berliner Hoflebens.
Rezeption
Während das Werk zunächst als Unterhaltungsroman wahrgenommen wurde, erkannte die Literaturwissenschaft des 20. Jahrhunderts seine psychologische Tiefe und Gesellschaftsdiagnostik. Kontrovers diskutiert wird bis heute Instettens Entscheidung zum Duell: Einige Interpreten sehen darin eine Kritik an preußischem Pflichtfanatismus, andere eine tragische Notwendigkeit im Rahmen zeitgenössischer Legalität.
Verfilmungen
- Der Schritt vom Wege (1939), Regie: Gustav Gründgens
- Effi Briest (1970), DEFA-Produktion mit Angelica Domröse
- Fontane Effi Briest (1974), Regie: Rainer Werner Fassbinder
- Effi Briest (2009), ARD-Verfilmung mit Julia Jentsch
Literatur
- Theodor Fontane: „Effi Briest, Roman“ (PDF-Datei)
- Helmuth Nürnberger: Fontanes Welt. eine Biographie des Schriftstellers. Berlin 2007.