Erbe

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Erbe bezeichnet im heutigen engen Sinne eine Person, die im Falle des Todes einer anderen Person, deren materielles und/oder geistiges Eigentum sowie deren Rechte und/oder Pflichten übernimmt; nach der in der BRD geltenden gesetzlichen Definition des § 1922 BGB ist dies derjenige, der im Erbfall das Vermögen des Erblassers (den Nachlass) als Ganzes entweder alleine oder zusammen mit anderen Erben erhält.

Weiterführende Erläuterung

Im weiteren und höheren Sinne bezeichnet das Erbe, zusätzlich zu der Hinterlassung des materiellen Eigentumes, die Übergabe der Traditionen, des gewachsenen Wissens und Glaubens der Vorfahren bzw. Ahnen an die kommenden Generationen und stellt somit eine der Vorraussetzungen für ein Sippen- und ein hieraus entstehendes Volks- sowie ggf. Rassenbewußtsein dar.

Artikel aus dem staatspolitischen Handbuch


Quelle Folgender Text stammt aus dem Staatspolitischen Handbuch, Band 1: Begriffe.

Erbe bezeichnet die Menge dessen, was von den Vorfahren an die heute Lebenden weitergegeben wurde. Alle traditionalen (Tradition) Kulturen waren der Überzeugung, daß man sich diesem E. gegenüber pietätvoll verhalten müsse, da es sich nicht nur um materielle Güter, sondern auch um die damit verbundenen Werte handele: das E. verpflichtet. Die notorische Berufung der Römer auf den mos maiorum – »die Sitte der Alten« – ist so zu verstehen.

Alle Hochschätzung der Tradition beruht letztlich auf der Absicht, das E. zu schonen. Allerdings ist die Tradition nicht zu verstehen als ein unterschiedsloses Aufbewahren des E.; Goethes Rede vom E. – »Was du ererbt von deinen Vätern, / erwirb es, um es zu besitzen« – bringt das Paradox zum Ausdruck, daß es mit der passiven Übernahme des E. nicht getan ist, sondern dessen Erhaltung aktive Aneignung verlangt.

Konservative (Konservatismus) Gedankengänge umkreisen immer wieder diesen Punkt, wobei feststeht, daß das E. eine grundsätzlich wohltätige Macht ist, daß die Verweigerung oder die Vergeudung des E. nicht nur im privaten Fall, sondern auch im größeren Zusammenhang zu verurteilen sei.

Diese Grundhaltung erklärt wahrscheinlich, warum sich Konservative immer mit besonderer Aufgeschlossenheit für das Problemfeld »Umwelt – Vererbung« interessiert haben. Während bis in die 1960er Jahre eine Art Alltagswissen vorausgesetzt werden konnte, das besagte, die Menschen (Individuen wie Gruppen) seien in bezug auf ihre Ausstattung mit Fähigkeiten und Talenten von vornherein verschieden, breitete sich seither die Annahme aus, man könne eine »anthropologische Revolution« (Herbert Marcuse) durchführen, die es erlaube, voraussetzungslos vom Menschen zu denken und ihn nach einem utopischen Erziehungs- und Gesellschaftskonzept (Gesellschaft) zu formen.

Obwohl die Konservativen sich für ihre Annahme, daß von einem Übergewicht der Vererbung auszugehen sei, auf Ergebnisse der empirischen Psychologie und Soziologie ebenso berufen konnten wie auf Verhaltensforschung und Genetik, setzte sich in der westlichen Welt die Auffassung durch, daß der Mensch bei Geburt »ein weißes Blatt Papier« sei, auf das sich nach Belieben Zeichen eintragen lassen. Dieser Ansicht war argumentativ nicht beizukommen, da sie viel zu sehr dem Fortschrittsoptimismus und den Weltbemächtigungsphantasien des 20. Jahrhunderts entsprach.

Erst an dessen Ende begann sich eine gewisse Ernüchterung breitzumachen. Dabei wurden die Einschätzungen deutlich zugunsten der konservativen Positionen (Konservatismus) korrigiert, das aber nur in pragmatischer Hinsicht, nicht etwa grundsätzlich, was ein Auseinanderklaffen etwa der sozialpolitischen Praxis und deren Legitimation zur Folge hat, ohne daß diese Widersprüche ausreichend thematisiert würden.

Zitate

  • „Wenn in der genetischen Endbilanz von Generation zu Generation nur das berücksichtigt wird, was pro Gen und Genotyp an relativer Fitneß gewonnen oder verloren wurde, so liegt es nicht ganz fern, in diesen primären Antrieben und ihren neuroendokrinen Mechanismen die Garanten dafür zu sehen, daß das kulturelle Verhalten im Durchschnitt an der Leine biologischer Fitneßimperative bleibt.“Hubert Markl

Literatur

Verweise