Es waren zwei Königskinder

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Trauernde Königstochter

Es waren zwei Königskinder ist ein deutsche Ballade, welche vermutlich bereits im Mittelalter entstanden ist. Der Text stammt aus Westfalen und ist in zahlreichen Varianten verbreitet. Die Musik dazu schrieb der Komponist Ludwig Senfl (1486–1543). Die Dichtung ist in Deutschland erstmalig nach 1563 vollständig überliefert („Zwischen zweyen Burgen“[1] auf einem Nürnberger Flugblatt von Valentin Fuhrman). Die Ballade ist auch in einer zweiten Flugschrift aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Deren Textfassung ist mit dem Nürnberger Druck inhaltlich identisch, jedoch folgt nach dem Liedtext noch der Sinnspruch: „Wie wehe dem ist / der Liebe sucht / da keine ist.[2] Seit dem frühen 19. Jahrhundert wurde die Ballade in entsprechenden Sammlungen wieder publiziert, häufig auch mit dem Strophenanfang „Ach Mutter, liebste Mutter“. Die antike Sage von Hero und Leander behandelt ein auffallend ähnliches, im wesentlichen und seinem Hergang nach identisches Thema und wurde von dem Römer Ovid in seinen „Heroiden“ (Heldenbriefen) und dem spätgriechischen Dichter Musaios überliefert.


Das Lied zum Anhören

Gesungen vom gemischten Chor eines musischen Gymnasiums

Text

Noten zum Lied


Es waren zwei Königskinder,
Die hatten einander so lieb,
Sie konnten zusammen nicht kommen,
Das Wasser war viel zu tief.


„Ach, Liebster, könntest du schwimmen?
so schwimm doch herüber zu mir!
Zwei Kerzen will ich anzünden,
Und die sollen leuchten dir.“


Da war eine falsche Nonne (auch: Norne),
Die tat, als ob sie schlief.
Sie tat die Kerzen auslöschen
Der Jüngling der sank so tief


Und als der Jüngling zu Grunde ging
so schrie sie und weinte sehr
sie ging mit verweinten Augen
wohl vor der Mutter Tür


„Ach Mutter, herzliebste Mutter,
Der Kopf tut mir so weh;
Ich möcht so gern spazieren
an den tiefen, tiefen See.“


„Ach Tochter, liebe Tochter
allein darfst du nicht gehn
nimm deinen jüngsten Bruder
und der soll mit dir gehn“


„Ach Mutter, liebe Mutter,
mein Bruder ist ja noch ein Kind
der schießt ja alle Vögel
die auf der Heide sind“


„Ach Tochter, liebe Tochter
allein darfst du nicht gehn
nimm deine jüngste Schwester
und die soll mit dir gehn“


„Ach Mutter, liebe Mutter,
meine Schwester ist ja noch ein Kind
sie pflückt ja alle Blumen
die auf der Heide sind“


Die Mutter ging nach der Kirche,
Die Tochter ging ihren Gang.
Sie ging so lang spazieren,
Bis sie den Fischer fand.


„Ach Fischer, liebster Fischer,
Willst du verdienen großen Lohn?
So wirf dein Netz ins Wasser,
Und fisch mir den Königssohn!“


Er senkte sein Netz ins Wasser,
und nahm sie in den Kahn
Er fischte und fischte so lange,
Bis sie den Königssohn sahn.


Was nahm sie von ihrem Haupte
eine goldene Königskron
Sieh da, du edler Fischer
das ist dein verdienter Lohn


Was nahm sie von ihrem Finger
ein Ringlein von Gold so rot
Sieh da du armer Fischer
kauf deinen Kindern Brot


Sie schloß ihn in ihre Arme
Und küßt' seinen bleichen Mund:
„Ach, Mündlein, könntest du sprechen,
So würde mein Herz gesund.“


Sie schwang um sich ihren Mantel
Und sprang mit ihm ins Meer:
„Gut' Nacht, mein Vater und Mutter,
Ihr seht mich nimmermehr'!“


Da hörte man Glockengeläute,
Da hörte man Jammer und Not,
Da lagen zwei Königskinder,
Die sind alle beide tot.


Eine bekannte gekürzte Textversion lautet:


Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb,
sie konnten zusammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.


„Ach, Liebster, kannst du nicht schwimmen,
so schwimme doch her zu mir,
drei Kerzen will ich anzünden,
die sollen leuchten dir.“


Das hört eine falsche Nonne,
die tat, als wenn sie schlief,
sie tät die Kerzen auslöschen,
der Jüngling ertrank so tief.


Ein Fischer wohl fischte lange,
bis er den Toten fand:
„Sieh da, du liebliche Jungfrau,
hast hier deinen Königssohn.“


Sie nahm ihn in ihre Arme
und küßt seinen bleichen Mund,
es mußt ihr das Herze brechen,
sank in den Tod zur Stund.


Publikationen

Das Lied ist u. a. veröffentlicht in:
Des Rennsteigwanderers Liederbuch (1907) • Weltkriegs-Liedersammlung (1926) • Liederbuch des Thüringerwald-Vereins (1927) • Wie's klingt und singt (1936) • Liederbuch für die deutschen Flüchtlinge in Dänemark (1945)

Literatur

  • Rosa Warrens: Germanische Volkslieder der Vorzeit in den Versmaßen der Originale, Band 4, 1866, S. 230ff. (PDF-Datei)
  • Ernst Kleinpaul: Von der Volkspoesie. Nebst ausgewählten echten Volksliedern und Umdichtungen derselben, 1870, S. 128ff. (PDF-Datei)
  • Ernst Rosenmüller: Das Volkslied „Es waren zwei Königskinder“. Ein Beitrag zur Geschichte des Volksliedes überhaupt, 1917

Verweise

Fußnoten

  1. „Zwischen zweyen Burgen“ (Text)
  2. Dieses Sprichwort findet sich später auch bei Justus Georg Schottel (Vgl.: Ausführliche Arbeit Von der Teutschen HaubtSprache. Braunschweig 1663, S. 1128).