Fischer, Richard

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Prof. Dr.-Ing. Richard Fischer

Richard Fischer (Lebensrune.png 25. September 1897 in Königsberg; Todesrune.png 24. September 1970) war ein deutscher Ingenieur und im Zweiten Weltkrieg Chef des Reichsstelle für Elektrizitätswirtschaft (Reichslastverteiler) im deutschen Stromverbundnetz, Wehrwirtschaftsführer und Inhaber des Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern.

Werdegang

Richard Fischer studierte Ingenieurwesen, erhielt seinen Diplom, war ein frühes Mitglied des „Elektrotechnischen Vereins Berlin“ im Verband Deutscher Elektrotechniker (wird seit mindestens 1925 im Mitgliederverzeichnis als am Nordufer 9 wohnhafter Ingenieur geführt) und promovierte schließlich zum Dr.-Ing. Er war u. a. Vorstandsvorsitzender der Berliner Licht- und Kraft-AG (BEWAG), Vorstandsmitglied der Ostpreußenwerk AG, 1937 Sachverständiger im Streit zwischen dem RWE und den kommunalen Stadtwerken, stellvertretender Leiter der Reichsgruppe Energiewirtschaft und kommissarischer Leiter der Energieabteilung des Reichswirtschaftsministeriums.

Reichsstelle für Elektrizitätswirtschaft

Die Reichsstelle für die Elektrizitätswirtschaft (Reichslastverteiler) war eine in den ersten Kriegstagen vom Reichswirtschaftsministerium geschaffene Behörde zur Sicherstellung und Priorisierung der Dringlichkeit der Elektrizitätsversorgung.

Von Überwachungsstellen zu Reichsstellen

Auf der Grundlage der Verordnung über den Warenverkehr vom 4. September 1934 wurden für alle wichtigen Fachgebiete der gewerblichen Wirtschaft ca. 30 Überwachungsstellen zur Überwachung des Warenverkehrs auf dem inneren Markt und zur Kontrolle, Lenkung und Verteilung der Rohstoffgütereinfuhr als nachgeordnete Dienststellen des Reichswirtschaftsministeriums errichtet. Jede Überwachungsstelle wurde mit ihrer Errichtung juristische Person und unterstand einem vom Reichswirtschaftsminister berufenen und verpflichteten Reichsbeauftragten. Die Reichsbeauftragten waren berechtigt, Anordnungen mit Verordnungscharakter zu erlassen, die im Reichsanzeiger veröffentlicht wurden.

Seit dem 18. August 1939 hießen die bisherigen Überwachungsstellen einheitlich Reichsstellen. Die Aufgaben der Überwachungs- bzw. Reichsstellen im allgemeinen und die ihnen im Einzelnen zur Wahrnehmung zugewiesenen Angelegenheiten veränderten sich in den elf Jahren ihres Bestehens aus verschiedenen Ursachen wiederholt. Die 1942 mit der Einführung des Begriffes „Lenkungsbereich“ verknüpften praktischen Auswirkungen waren beträchtlich, da von jetzt ab stärker als vorher der Organisation der gewerblichen Wirtschaft (Reichsgruppe Industrie, ihren Wirtschaftsgruppen und deren Untergliederungen), den Reichsvereinigungen und Gemeinschaften mehr oder weniger große Aufgaben im Rahmen der wirtschaftlichen Reichsbeauftragungsverwaltung neben oder mit den Reichsstellen, vereinzelt sogar mit der Eigenschaft als Reichsstelle, übertragen wurden. Am durchgreifendsten waren die Folgen des Übergangs aller kriegswichtigen Produktionsaufgaben vom Reichswirtschaftsministerium auf das Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion im Herbst 1943. Letzteres baute dafür seine eigene, großenteils neue Organisation so umfassend auf, daß das System der Reichsstellen weitgehend ausgehöhlt wurde.

EltSicherstellungs-VO

Mit der vom Reichswirtschaftsminister und Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft, Walter Funk, erlassenen Elektrizität-Sicherstellungs-Verordnung (EltSicherstellungs-VO) vom 3. September 1939 wurde die „Reichsstelle für Elektrizitätswirtschaft“ geschaffen. Das Amt des Reichslastverteilers bekleidete seit 1939 Richard Fischer aus dem Stab von Staatssekretär Günter Schulze-Fielitz (1899–1972), dem späteren (nach Dr. Todts Tod) ständigen Vertreter Speers als GIWE (Generalinspektor für Wasser und Energie). Ihm unterstanden die Bezirks-, Zwischen-und Ortslastverteiler.

Aufgabe

Aufgabe der Reichsstelle war die Aufrechterhaltung der Energieversorgung im Krieg für die wichtigen industriellen Verbraucher. Dazu wurde sie ermächtigt, die Elektrizitätsversorgung nach dem Grad der Dinglichkeit zu regeln und Verbraucher vom Strombezug auszuschließen oder ihre Stromabnahme zu beschränken. Zur Verbesserung der Versorgungssicherheit mit Energie und zur Durchsetzung von Rationalisierung und Zentralisierung in der Energiewirtschaft wurde durch Erlaß des Führers und Reichskanzlers vom 29. Juli 1941 das Amt eines Generalinspektors für Wasser und Energie (GIWE) geschaffen und Fritz Todt damit beauftragt, der bereits als Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen und Reichsminister für Bewaffnung und Munition fungierte. Der Energieinspektor erhielt Stellung und Befugnisse eines Reichsministers und umfassende Zuständigkeiten im Energiesektor einschließlich der staatlichen Energieaufsicht sowie bei Wasserwirtschaft und -straßen. Auch die Reichsstelle für die Elektrizitätswirtschaft (Reichslastverteiler) wurde aus dem Geschäftsbereich des Reichswirtschaftsministeriums herausgelöst und dem neuen Generalinspektor für Wasser und Energie untergeordnet.

Referate

Fisher richtete sechs verschiedene Referate ein, deren Tätigkeitsbereiche die Aufgaben der Reichsstelle wiedergeben: Regelung der Lastverteilung (Ref. 1), Regelung der Kohlenzuteilung (Ref. 2), Regelung des Arbeitseinsatzes und der Freistellung von Kraftfahrzeugen und Betriebsstoffen (Ref. 3), Fortführung wichtiger Bauvorhaben (Ref. 4), Nachrichten- und Meßwesen (Ref. 5), Personal, Haushalt und Rechtsfragen (Ref. 6). Außerdem ernannte er als mittlere Ebene Bezirkslastverteiler in den Bezirkswirtschaftsämtern und auf lokaler Ebene Ortslastverteiler aus den Industrie- und Handelskammern.

Verdienste

Die Stromversorgung konnte über die „Reichssammelschiene“ des Hochspannungsnetzes (auch durch interbezirkliche Auflagelieferungen) trotz der sich abzeichnenden und zunehmenden Engpässe über mehrere Jahre sichergestellt werden, denn neben den Bemühungen um einen verstärkten Ausbau der Stromerzeugungsanlagen gleichzeitig die alten, schon stillgelegten Kraftwerke wieder hochgefahren wurden.

Kriegsbedingt gelang weder Fritz Todt noch seinem Nachfolger Albert Speer eine radikale Umstrukturierung und Zentralisierung der Energieerzeugung. Der immer spürbarer werdende Mangel an Elektrizität führte ab dem Winter 1941/1942 zu Kürzungen im Spitzenbedarf, und die fehlende Kraftwerksleistung wurde in Folge des durch die massiven Rüstungsanstrengungen nach dem Scheitern der Blitzkriegsstrategie im Ostfeldzug gestiegenen Energiebedarfs immer problematischer. Im Winter 1942/43 betrugen die Stromabschaltungen in der Bedarfsspitze nur 4 %, im Januar 1944 dann knapp 8 % und ein Jahr später aufgrund der im Luftkrieg zerstörten Kraftwerke und Leitungen teilweise 29 %. Im Endkampf um Deutschland im Jahre 1945 dennoch zwischen 70 und 85 % der Stromversorgung zu sichern, grenzte an ein Wunder und ist der Ingenieurleistung der Mitarbeiter der Reichsstelle für Elektrizitätswirtschaft zu verdanken.

Nachfolger

Die Abwicklung der Reichsstellen erfolgte nach 1945. Nachfolger der der Reichsstelle für Elektrizitätswirtschaft wurde in der Nachkriegszeit die Deutsche Verbundgesellschaft e. V. (DVG), die von 1948 bis 2002 existierte.[1]

Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz

Fischer wurde im Auftrag des Führers von Reichsminister Albert Speer im Juli 1944 mit dem Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern ausgezeichnet. Dr. Fischer hatte durch die Steigerung und Sicherstellung der deutschen Stromversorgung eine der Voraussetzungen für die Schlagkraft und Beweglichkeit der deutschen Rüstung und Kriegsproduktion geschaffen.

„Im Laufe der Tagung zeichnete Reichsminister Speer eine Reihe, um die Rüstung besonders verdienter Männer aus. Er überreichte im Auftrag des Führers das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern an Reichslastverteiler Dr. Fischer, Generaldirektor Keßler, Generalkommissar für Sonderproduktionsaufgaben Direktor Langenohl, Leiter des Hauptringes Guß und Dr.-Ing. Lüschen, Leiter des Hauptausschusses Elektrotechnik. Einer Reihe weiterer Mitarbeiter überreichte der Minister das ihnen vom Führer verliehene Deutsche Kreuz in Silber.“

Zur Verleihungsbegründung auf der Rüstungstagung am 5. Juli 1944 hieß es:

„Dr. Ing. Fischer hat seit Kriegsbeginn die Reichsstelle für Elektrizitätswirtschaft aufgebaut und als Reichslastverteiler des Generalinspektors für Wasser und Energie mit einem kleinen Mitarbeiterstab für die beste Ausnutzung der deutschen Energieerzeugungsanlagen und des Verbundnetzes gesorgt. In engster Zusammenarbeit mit der gesamten Energiewirtschaft hat er durch großzügige Befehlsführung und unermüdliche Kleinarbeit den Einsatz der Anlagen so gelenkt, daß die der Elektrizitätswirtschaft gestellte Aufgabe der Versorgung der Rüstungsindustrie und der Bevölkerung mit Strom auch bei schwerer Feindeinwirkung gelöst wurde. Dr. Ing Fischer hat sich hiermit entscheidende Verdienste um die deutsche Kriegswirtschaft erworben. Die Verleihung des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes an ihn ist zugleich eine Anerkennung der großen Leistungen der gesamten deutschen Energiewirtschaft.“[2]

Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit war Dr.-Ing. Richard Fischer u. a. Vorstandsmitglied und später Vorstandvorsitzender der „Hamburgische Electricitäts-Werke AG“. Ich war, seiner zeit voraus, ein früher Verfechter der Fernwärme. Mit dem forcierten Ausbau des Fernwärmenetzes scheiterte er jedoch am Einspruch der hanseatischen Öl- und Gaslobby. Sein „Fischer-Ring“ für Fernwärme wurde nicht gebaut.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Die deutsche Stromversorgung im Kriege, 1944

Verweis

Fußnoten

  1. Die DVG wurde 1948 auf Initiative der Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG (RWE) von neun regional und überregional tätigen Elektrizitätsversorgungsunternehmen gegründet. Dazu gehörten neben dem RWE die Preußische Elektrizitäts-AG, die Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG, die Badenwerk AG, die Energie-Versorgung Schwaben AG, die Berliner Kraft- und Licht-AG (Bewag), die Hamburgische Elektricitäts-Werke AG, die Bayernwerk AG und die Elektrowerke AG. Die wesentliche Aufgabe der DVG lag in der Beratung über den Betrieb eines Höchstspannungsnetzes für Elektrizität, über den nationalen und schließlich auch internationalen Verbundbetrieb.
  2. Marburger Zeitung – Amtliches Organ des steirischen Heimatbundes (Marburg an der Drau) vom 6. Juli 1944