Franz Schneider Verlag

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Firmensignet des Verlages in abgewandelter Form zum Jubiläum
Dieses wirkungsvolle Dreifarbenplakat (35:55 cm) wurde in der Woche des Deutschen Buches in Schaufenstern einiger Buchhandlungen längere Zeit und in mehrfacher Wiederkehr aufgestellt. Es erinnerte alle Volksgenossen an ihre Pflicht, über allen anderen Aufgaben die Mitarbeit am geistigen und seelischen Aufbau bei alt und jung nicht zu vergessen und damit auch wieder zur wirtschaftlichen Belebung des ganzen Buchhandels und der mit ihm verbundenen graphischen Industrie beizutragen.

Franz Schneider Verlag (FSV) war ein deutscher Verlag, der sich auf Kinderbücher spezialisierte.

Geschichte

1898 lernte der liberale Politiker Friedrich Naumann den 23jährigen Wahlredner Franz Schneider kennen. 1904 folgte Franz Schneider Naumann nach Berlin und übernahm die Leitung des Verlages „Die Hilfe“, der Naumanns gleichnamige Wochenzeitschrift herausbrachte. 1907 wurde der Verlag umgegründet, Franz Schneider Mitgesellschafter und alleiniger Geschäftsführer.

1913 bewarb sich die Kindergärtnerin Sophie Reinheimer mit ihren Kunstmärchen „Von Sonne, Regen, Schnee und Wind“ beim Verlag. Das Buch gefiel Franz Schneider. Noch im selben Jahr schied er zum Bedauern seines Verlegers aus, um sich ebenfalls in Berlin mit dem eigenen Franz Schneider Verlag selbstständig zu machen. Als Startkapital schenkte Friedrich Naumann ihm 5.000 Goldmark. Reinheimers Erstlingswerk konnte erscheinen und wurde auf Anhieb zum Erfolg. Es folgten weitere Bilderbücher der Autorin: 1924 „Aus Tannenwalds Kinderstube“ und 1932 „Tier-Radio“.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlegte Franz Schneider Geschichtsbücher, zeitkritische, politische und philosophische Bücher. 1922 erschien Ludwig Marcuses „Die Welt der Tragödie“, es folgten von ihm in den Zwanzigerjahren drei weitere wissenschaftliche Werke.

Franz Schneiders Liebe gehörte aber weiterhin auch dem Kinderbuch, speziell dem modernen Kinderbuch, das er gemeinsam mit seinem Lektor Franz-Werner Schmid entwickelte. Waren beim Publikum bislang fantastische und märchenhafte Bilderbücher mit wenig oder gar keinem Text die Favoriten, so kamen jetzt realistische Kinderromane in Mode, die in aller Welt spielten und in denen die Kinder die Hauptakteure waren und Erwachsene Nebenrollen zu spielen hatten – so etwa in „Kai aus der Kiste“, „Minnewitt macht nicht mehr mit“ oder „Pick reist nach Amerika“. Die neuen Kinderbuchliteraten rekrutierten sich aus dem Autorenkreis der im Ullstein Verlag erscheinenden Zeitschrift „Der heitere Fridolin“, bei der auch Erich Kästner mitarbeitete.

Im Alter von 32 Jahren führte Franz Schneider als alleiniger Geschäftsführer des Verlages eine der seinerzeit modernsten Betriebsverfassungen ein – eine Maßnahme, an die sein Sohn Franz-Joachim im Jahr 1979 mit seinen „Innerbetrieblichen Grundsätzen im Franz Schneider Verlag“ anknüpfte.

1927 siedelte der Verlag wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten nach Leipzig über, 1936 (bis auf das Auslieferungslager) wieder zurück nach Berlin. Im Jahr 1943 wurden die Buchvorräte des Verlages in Leipzig durch Bombenangriffe zerstört. Franz Schneiders Frau Luise hatte zudem in den letzten Kriegsjahren größere Mengen Akten in die Altpapiersammlung der Schulen gegeben: Korrespondenzen, Durchschläge und vermutlich auch Archivbestände. Ihrem Sohn Franz-Joachim hatte dies Pluspunkte bei der schulischen Notengebung und öffentliche Belobigungen eingebracht. 1944 wurde das Berliner Verlagsgebäude durch Fliegerbomben zerstört. Ausweichdomizil wurde die Lutherstadt Wittenberg.

Kurz nach dem Wahlsieg der NSDAP im Jahr 1933 erschien bereits das farbig illustrierte Kinderbuch „Kinder, was wißt ihr vom Führer?“.

1946, nach dem Tod von Franz Schneider Senior, bemühten sich seine Frau Luise und Sohn Franz-Joachim um einen Wiederaufbau. Da Wittenberg in der damaligen sowjetischen Besatzungszone (SBZ) lag, brauchte man für das Verlegen von Büchern die Genehmigung der russischen Administration. Diese wurde nicht erteilt. Jedoch war von Franz Schneider bereits 1943 der Vier Tannen Verlag gegründet worden, in dem überwiegend märchenhafte Stoffe im kleinen Hardcoverformat veröffentlicht wurden. Er bestand bis 1949 und sicherte die Existenz, da er ohne Probleme die erforderliche Lizenz erhielt.

Franz-Joachim Schneider, der Sohn des Verlagsgründers, organisierte 1947 den Umzug nach Westen der BRD und ließ über Umwege und großen Schwierigkeiten Hausrat und das gesamte Mobiliar in einem Güterwaggon über die Zonengrenze nach Augsburg in die amerikanische Zone schaffen. Bei den Bombenangriffen auf Berlin waren drei Waggons mit druckfrischen Büchern unversehrt geblieben, die nach 1945 verkauft werden konnten. Die Verlagslizenz wurde kurz vor der Währungsreform in den drei Westzonen 1948 erteilt. Damit konnte der Wiederaufbau beginnen.

16 Titel erschienen im Jahr 1948, ab 1949 wurden bereits jährlich 300.000 Bücher verkauft. Franz-Joachim Schneider wurde Mitinhaber und Gesellschafter des Verlags. Von ihm soll der Name „Onkel Franz von den Schneider-Büchern“ stammen, mit dem die Gewinnspielkarten unterzeichnet wurden, die ab Mitte der Fünfziger Jahre in jedem Buch miteingebunden waren und eine starke Leserbindung schufen. 1953 wurde der griffige und bis heute verwendete Slogan „Kinder lieben Schneider-Bücher“ kreiert. Das Verlagslogo erfuhr im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Veränderungen, von der Jugendstil–Schrift über das Oval (die „Zigarre“) bis hin zum Rechteck mit dem auffälligen roten Schneider-S, das ab 1963 auf jedem Buch prangte. Ebenfalls in den Sechzigerjahren wurde die Schreibweise „SchneiderBuch“ eingeführt.

1953 siedelte der Verlag nach München-Schwabing in ein 2-Zimmer-Wohnbüro über, um 1956 auf einem eigenen, 10.000 qm großen Gelände im Münchner Norden bis 1994 eine Bleibe zu finden. Auf 350 qm befanden sich Lektorat, Verkauf, eine Binderei und eine Kantine. Die eigene Auslieferung kam 1966 dazu. Neben klassischen „Hausautoren“ wie Margarete Haller („Gisel und Ursel“) oder Erich Kloss („Försterhaus-Serie“), die weiterhin ihr Lesepublikum fanden, kam nun auch eine neue Autorengeneration zum Zug. Der Schriftsteller, Schauspieler und Kabarettist Oliver Hassencamp startete 1959 die äußerst erfolgreiche Serie Burg Schreckenstein, in der bis 1988 27 Bände erschienen. 1954 veröffentlichte Rolf Ulrici seinen ersten Käptn Konny Rolf Ulrici Verleger Franz SchneiderKäpt’n Konny-Band, dem bis 1974 sieben weitere Bände folgen sollten. Marie Louise Fischer, eine über Jahrzehnte sehr erfolgreiche Unterhaltungsschriftstellerin, dockte ebenfalls Ende der Fünfziger an und veröffentlichte mit der Zeit mehr als 70 Mädchenbücher bei Verleger Franz Schneider, sowohl Einzel- als auch Fortsetzungsbände. Ihr Mann Hans Gustl Kernmayer war im Jugend-Sachbuch und Mädchenbuch erfolgreich. Seine Lausbuben– und Abenteuergeschichten wurden von Mädchen und Jungen gleichermaßen gern gelesen.

1995 verließ der Schneiderbuch-Verlag sein Münchner Stammhaus am Frankfurter Ring 150. Binderei und eigene Auslieferung wurden aus Rentabilitätsgründen aufgelöst. Alle anderen Abteilungen zogen um. Neue Adresse war nun die Schleißheimer Straße 267.

Anfang 2004 übernahmen die Egmont Verlagsgesellschaften zunächst den Vertrieb der Schneiderbücher. Im Oktober 2007 siedelte dann auch die Redaktion in das Kölner Verlagshaus um und wurde vollständig in die Egmont Verlagsgesellschaften integriert. Dort sind mittlerweile sechs Verlagsmarken vereint.

Schriften (Auswahl)

  • Inge Wendt: In der Bücherstube Butz, 1941
  • M. Wittber: Heinz, der Klassenhäuptling, 1934
  • Fred vor der Wülbek: Harte Jungen, 1937