Ditfurth, Franz Wilhelm von

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Franz Wilhelm von Ditfurth

Franz Wilhelm Freiherr von Ditfurth (Lebensrune.png 7. Oktober Gut Dankersen bei Rinteln 1801 Todesrune.png 25. Mai 1880 in Nürnberg) war ein deutscher Forscher und Sammler auf dem Gebiet des deutschen Volksliedes, Musiker, Dichter und Schriftsteller.

Herkunft

Ditfurths Vater war kurhessischer Landrat und Vorstand der Schaumburger Ritterschaft; seine Mutter starb 1808 bei der Geburt seines jüngsten Bruders, der die Reihe von 21 Geschwistern abschloß, von denen aber nur noch 14 am Leben waren. Vielbeschäftigt, wie der Vater teils in seiner amtlichen Stellung, teils mit seinen großen Gütern war, konnte er seinen jüngsten Kindern nur wenig Aufmerksamkeit widmen, so daß diese unter der eher nachlässigen Pflege von verschiedenen Haushälterinnen und einer mangelhaften Erziehung von Hauslehrern ziemlich verwildert heranwuchsen.

Leben

Jugend

In Franz Wilhelm von Ditfurth zeigte sich schon frühzeitig ein entschiedener Hang zur Musik; es fand sich aber keine Gelegenheit, ihm darin Unterricht zu erteilen. Im Jahr 1815 starb der Vater. Zwei Jahre später kam der Sohn mit seinem jüngeren Bruder auf das neu gegründete Gymnasium in Rinteln, wo er sich durch Fleiß und Betragen, insbesondere aber durch seine Leistungen im Chorgesang auszeichnete, worin er auch den ersten Unterricht erhielt. 1820 ging Ditfurth an die Universität Marburg, um Justiz zu studieren. Mehr mit Musik und Poesie beschäftigt, später in allerhand studentische Verbindungen und Händel verwickelt, widmete er diesem Berufsstudium nur wenig Zeit, bis endlich ein angedrohtes consilium abeundi diese Periode abschloß und anhaltender Fleiß das Versäumte nunmehr nachholte. Im Herbst 1825 verließ Ditfurth die Universität, um sich in Kassel zum Examen vorzubereiten. Dort kam er sehr bald mit Louis Spohr und anderen Musikern in Berührung, und auf ihren Rat hin beschloß er, seiner Neigung zu folgen und sich gänzlich der Musik zu widmen. Er tat dies um so lieber, als ohnehin wenig Aussicht in der juristischen Laufbahn bestand.

Beginn der Volksliederforschung

Im damaligen Kurhessen war allerdings die Familie des älteren Bruders Ditfurths, bei dem er wohnte, beim Herrscherhaus in Ungnade gefallen und somit auch für ihn jede Hoffnung auf eine Anstellung im Staatsdienste abgeschnitten. Ditfurth ging nun nach Leipzig und begann bei Moritz Hauptmann Musik zu studieren. Während dieser Zeit machter er die Bekanntschaft mit dem Geheimrath v. Appell und mit Dr. Großheim, von denen er die vielen schönen Volkslieder aus der Zeit des siebenjährigen Krieges erhielt, welche ihn zuerst auf die historischen Volksdichtungen hinwiesen, deren Sammlung ihn in der Folge bis an sein Lebensende beschäftigte. Im Jahr 1830 siedelte Ditfurth nach Unterfranken über, wo sein Bruder das Schloß Theres erworben hatte. Hier gewann er die schöne Gegend und die ländliche Beschäftigung so lieb, daß er dort länger verweilte, als er zuerst beabsichtigt hatte. Gleichzeitig eröffnete sich ihm durch den in dieser Gegend gepflegten Volksgesang ein so ergiebiges neues Feld, daß er immer tiefer und emsiger in das Sammeln der, nun vor allem fränkischen Volkslieder geriet, wobei ihm seine musikalischen Kenntnisse doppelt zu Statten kamen. Durch seine Bekanntschaft mit Gottfried von Tucher, einem anerkannten Musikforscher, wurde er auf das Gebiet der alten Musik geführt, und brachte eine Reihe der schönsten Werke alter Niederländer, Italiener, Spanier, Franzosen und Deutscher aus den Originalstimmen des 16. und 17. Jahrhunderts in Partitur, sowie fast alle wichtigsten Chorwerke deutscher Meister jener Zeit.

Auch schuf er hierbei eigene Dichtungen: es entstanden eine Menge Balladen und lyrische Poesien, von denen allerdings nur wenige in Zeitschriften veröffentlicht wurden. So vergingen Jahre, in welchen er zwischendurch längere Zeit auch in Coburg, Würzburg, Bamberg, Berlin, Kassel, Stuttgart und Leipzig verweilte. In Leipzig gab er 1855 die „Fränkischen Volkslieder mit ihren zweistimmigen Weisen" heraus und vermählte sich in demselben Jahre mit Thekla, der Tochter des Leipziger Buchhändlers Wallis, worauf er seinen Wohnsitz in München nahm. Hier entstand sein Trauerspiel „Judith“, das bei einer Preiswettbewerb unter den sieben besten genannt wurde. Im Jahre 1859 zog Ditfurth auf Veranlassung des Gründers des Germanischen Museums nach Nürnberg, um das Fach der alten Musik zu übernehmen, sah sich aber in seinen Erwartungen bitter getäuscht. Seit dieser Zeit hatte ihn eine lange Kette von Verlusten und Unannehmlichkeiten aller Art getroffen, die seine Lage oft sehr bedrückten, da auch von den größeren literarischen Arbeiten trotz aller Bemühungen nichts zu verwerten war und sein eigenes Vermögen allmählich zugesetzt werden mußte.

Erste öffentliche Beachtung

Erst im Jahr 1869 gelang es, einen Teil der viele Jahre lang gesammelten Volkslieder, die „Einhundert historische Volkslieder des preußischen Heeres von 1675 bis 1866“ (1870) herauszugeben. Da dieses Werk von der gesamten Presse Beifall erhielt, konnte Ditfurth ab nun noch weitere Sammlungen darbieten, wie „Die historischen Volkslieder des bayrischen Heeres von 1620–1870“ (1871), „Die historischen Volkslieder des 7jährigen Krieges von 1756–1763“ (1871), „Die historischen Volkslieder der Freiheitskriege von 1812–1815“ (1871), „Die historischen Volkslieder vom Ende des 7jähr. Krieges bis zum Brand von Moskau“ (1872), „Die historischen Volkslieder von der Verbannung Napoleons nach Elba bis zur Gründung des Nordbundes, 1815–1866“ (1872), „Historische Volkslieder und volksthümliche Lieder des Krieges 1870–71 (II, 1872), „Deutsche Volks- und Gesellschaftslieder des 17. und 18. Jahrh. Wort und Weise gesammelt" (1872), „52 ungedruckte Balladen aus dem 16., 17. und 18. Jahrh. Aus fliegenden Blättern, handschriftlichen Quellen und mündlicher Ueberlieferung“ (1874), „110 Volks und Gesellschaftoslieder des 16., 17. und 18. Jahrhundert-S“ (1874), „Die historischen Volkslieder des österreich. Heeres von 1683–1849“ (1874), „Hundert unedirte Lieder des 16. und 17. Jahrh. mit ihren zweistimmigen Singweisen“ (1876), „Fünfzig ungedruckte Balladen und Liebeslieder des 16. Jahrh. mit den alten Singweisen“ (1877), „Alte Schwänke und Märlein. Neu gereimt“ (1877), „Die historischen Volkslieder vom Ende des 30jähr. Krieges 1648 bis zum Beginn des 7jähr. Krieges 1756“ (1877).

An eigenen Dichtungen gab Ditfurth noch heraus: „Ein Pilgerstrauß“ (1870) und „Kreuz und Schwert. Zeitklänge aus den Jahren 1870 und 1871 (1871). Beide Sammlungen enthalten zwar schöne und kraftvolle poetische Werke, sind aber in der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges fast unbeachtet geblieben. Ditfurth starb in Nürnberg am 25. Mai 1880.

Werke

  • Fränkische Volkslieder, 1855, 2 Bände; Nachdruck 1966. (Hierzu gehören 180 geistliche Lieder (Kirchenlieder und Wallfahrtslieder), sowie

400 weltliche Lieder, die in folgende Themenbereiche geordnet sind: Balladen, Liebeslieder, Hochzeits- und Ehestandslieder, geschichtliche Lieder, Soldatenlieder, Jäger- und Wildschützenlieder, Handwerkslieder und Verwandtes, Zechlieder und Vermischtes)

  • Die historischen Volkslieder der Zeit von 1756 bis 1871, 2 Bände in 6 Heften, 1871
  • Die historisch-politischen Volkslieder des dreißigjährigen Krieges. Hrsg. v. K. Bartsch, 1882, Nachdruck 1972

Literatur

  • Franz Brümmer: Ditfurth, Franz Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 726–728.