Itzig, Franziska

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Franziska Itzig aka Fanny von Arnstein

Franziska Itzig, später Fanny Freifrau von Arnstein (* 29. November 1758 in Berlin; † 8. Juni 1818 bei Wien) war Tochter des jüdischen Geldhändlers Daniel Itzig.

Mit 18 Jahren heiratete sie 1776 standesgemäß, da ausgestattet mit üppiger Mitgift, den reichen Wiener Juden Nathan Adam Arnsteiner (1748-1838). Sein Vater war, passend zu ihrem eigenen Vater in Berlin, der dortige Hofjude Adam Isaac Arnsteiner. Hoffaktor Arnsteiner wohnte zunächst noch mit 30-köpfigem Haushalt in der Milchgasse 1, in der auch der verarmte Mozart abgestiegen war.

Sohn Nathan Arnsteiner hatte mit seinem Schwager, dem Rabbinersohn Bernhard Eskeles (1753-1839) einen profitträchtigen Großhandel aufgezogen und mietete sich mit seiner Frau als Handelshaus ein neues Stadtpalais am Hohen Markt 1 - einem Platz an dem die Habsburger ihre Delinquenten enthaupteten. Juden war seinerzeit der Immobilienkauf noch verboten. Eskeles war der Ehemann von Schwester Caecilie Itzig (1760 - 1836). Er wurde für die Gründung der Österreichischen Nationalbank 1822 zum Baron geadelt. Bereits 1798 war Nathan A. zum Freiherrn von Arnstein geadelt worden.

Lebensumstände, Ausblick

Wiener Palais Arnstein 1830

Als Superreiche ihrer Zeit, gleich nach dem Kaiserhof, lebte Fanny A. das luxuriöse Leben der Frauen frühkapitalistischer jüdischer Geld- und Warenhändlersippen in Wien, wie der Todesco, Rothschild, Gomperz, Worms und Oppenheimer. Sie unterhielt einen Salon und imitierte höfische Feste und Bälle, bei denen sich Müßiggänger aller Art bis hin zu Hofschranzen die Klinke reichten. Das Erscheinen von Leuten wie Grillparzer, Meyerber und Metternich verliehen dem kulturlosen neureichen Besitzbürgermilieu - Cretins, denen trotz ihres Geldes die Paläste verschlossen blieben - Linderung ihres brennenden Ehrgeizes. Dabei vergaß Fanny A. nicht die ideellen und materiellen Quellen ihres Status' - ihre Religion und einen gehörgen Schuss Habsburger-Patriotismus (gegen Napoleon). Für den Reichtum der Arnstein&Eskeles schufteten Hunderte von Arbeiterfamilien in Baumwollspinnereien, Zuckerraffinerien und Kontoren Österreich-Ungarns. Auch in ihren Fabriken verblühten und starben Kinder unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Der nachgekommene ethnokratische Geldadel diktiert derzeit über seinen Medienbesitz wie über den moralischen Wandel ihrer Vorfahren zu denken ist. Es seien Romantiker und Aufklärer gewesen. Mit eifriger Penetranz, wie ehedem, schreiben sie sich selbst die höchsten moralischen Grundsätze zu.

Nachfahren

Sohn Ludwig (Louis) Freiherr von Pereira-Arnstein (1803-1858) übernahm die Firma des Vaters, die inzwischen den staatlichen Eisenbahnbau finanzierte und im Millionen-Gulden-Bereich den Adel kreditierte. Diesem wurden dafür Gleichstellung, Niederlassungsfreiheit, Immobilienerwerb, Fabrikgründungen etc. für Juden abgepresst.

Palais Pereira
Die ganze Welt eine Synagoge: Frontansicht Palais Pereira

Tochter Henriette Freiin von Pereira-Arnstein (1780-1859) heiratete 1802 ihren Adoptivbruder Heinrich Freiherr von Pereira (1773–1835) und betätigte sich als Pianistin. Beide traten später zum Katholizismus über. Als die soziale Lage in den deutschen Ländern 1848 explodierte, zog es die Tochtersippe vor, ihren Reichtum nicht mehr so offen vor dem Volk zu geniessen und errichtete sich am Wienerwaldhang außerhalb der Stadt in ihrer Grundherrschaft Königstetten ein Pseudoschloss mit Landschaftspark und Fernblick zur Donau. (Palais Pereira aka Villa Königstetten aka Villa Pflaum).

Das Bank-Geschäft ging erst 1919 in Konkurs. Das Stadtpalais Arnstein wurde 1945 von Alliierten zerbombt und nicht wieder aufgebaut. Die Landvilla ist heute Staatsbesitz und nicht betretbar. Derer von Pereira-Arnstein leben heute meist in Frankreich und VSA. Nachfahr Ferdinand Eugen Freiherr von Pereira-Arnstein (1964-2010) starb jüngst als Privatvermögensverwalter des Bankhauses Spängler. Er galt als ausgewiesener Kenner der österreichischen Geldlandschaft.