Hohermuth, Georg
Georg Hohermuth von Speyer ( um 1500 in Speyer; 11. Juni 1540 in Neu-Augsburg, Welserland im Gebiet des heutigen Venezuela) war ein deutscher Entdecker und Statthalter von Venezuela.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
1534 wurde er von Kaiser Karl V. zum Statthalter und Generalkapitän der Welserschen Provinz Venezuela und Cabo de la Vela ernannt. Am 8. Dezember 1534 schiffte er sich mit Philipp von Hutten und Nikolaus Federmann in San Lucar ein und kam am 6. Februar 1535 in Neu-Augsburg (Coro) an. Am 13. Mai 1535 brach Hohermut zu einer Expedition ins Landesinnere auf und und kam in östlicher und südlicher Richtung über das Stromgebiet des Orinoko hinaus bis in das Einzugsgebiet des Amazonas. Am 27. Mai 1538 kehrte er zurück. Während der langen Abwesenheit war 1535 Nikolaus Federmann zum Statthalter und Generalkapitän ernannt worden.
Neue Deutsche Biographie
- Von H.s Jugend ist nichts bekannt. Die ersten Nachrichten beziehen sich auf seine Tätigkeit im Dienste der Welser, zunächst in Augsburg, dann in den Niederlassungen in Lyon und Sevilla. 1530 verlieh ihm Karl V. ein Wappen. 1534 wurde er von Karl V. zum Nachfolger von Jörg Ehinger als Statthalter und Generalkapitän der Welserschen Provinz Venezuela und Cabo de la Vela ernannt. Das Amt des Statthalters wurde mit jährlich 200 000, das des Generalkapitäns mit 100 000 Maravedis besoldet. Am 8.12.1534 schiffte H. sich mit Philipp von Hutten und Nikolaus Federmann in San Lucar ein und kam am 6.2.1535 in Coro an. H.s Aufgabe als Statthalter bestand in der Ausübung der Justiz, in der Wahrung des Friedens, in der Besiedlung, in der Vermehrung der Bevölkerung und in der Bekehrung der Eingeborenen zum katholischen Glauben. Wie alle seine Zeitgenossen, die nach Amerika gingen, lockte ihn am meisten das legendenumwobene Goldland des „Dorado“. Am 13.5.1535 brach H. zu einer Expedition nach dem Goldland auf, wobei er Francisco de Vanegas als seinen Stellvertreter in Coro zurückließ. Während Federmann am Cabo de la Vela, das heißt an der äußersten Westgrenze der Provinz, einen befestigten Platz zur Ausbeutung der dortigen Perlenbänke anlegen sollte, zog H. mit einer Truppe von 300 Mann zu Fuß und 100 Reitern über das Küstengebirge und kam in östlicher und südlicher Richtung über das Stromgebiet des Orinoko hinaus bis in das Einzugsgebiet des Amazonas. Am südlichsten Fluß, dem „Rio Vermejo“ (vermutlich handelt es sich um den Yari oder den Caguan), den er nicht zu überqueren vermochte, verlor er bei einem Kampf mit den Eingeborenen seinen besten Gehilfen Esteban Martin. Da sich kein Paß über das Gebirge nach dem jenseits liegenden Dorado als gangbar erwies, trat er am 13.8.1537 die Rückreise an und kam zu Ende des Jahres am Apure an. Hier erhielt er Nachricht, daß Federmann dieselbe Gegend passiert habe, doch konnte er ihn nicht mehr erreichen. Am 27.5.1538 kehrte er, nachdem er 3 Regenzeiten überstanden hatte, wieder nach Coro zurück, nur noch mit der Hälfte der Truppe, mit der er ausgezogen war. Das Unternehmen H.s fand offenbar zunächst nicht die Billigung der Welser, denn inzwischen kehrten diese ihre Gunst Federmann zu, der auf ihre Veranlassung von Karl V. schon 1535 zum Statthalter und Generalkapitän ernannt wurde. Die lange Abwesenheit H.s stimmte auch nicht mit dem Wortlaut seiner Bestallung überein. Allerdings erreichten seine Berichte über seine Entdeckungen (so derjenige an den spanischen Hof von 9.10.1538) einen Stimmungsumschwung. Der Untersuchungsrichter Navarro hatte H. für die Handlungen seiner Stellvertreter verantwortlich gemacht und die „residencia“ über ihn verhängt. Doch wurde Navarro dann von seinem Amt suspendiert und H. von Karl V. am 18.4.1539 erneut in seinem Amt bestätigt, während die Ernennung Federmanns am selben Tag rückgängig gemacht wurde. H. bereitete dann einen neuen Zug nach dem Goldland vor und begab sich, um sich mit den nötigen Leuten, Pferden und Ausrüstungsgegenständen zu versehen, zu Beginn des Jahres 1540 nach Santo Domingo. Vor allem scheint ihn die Entdeckung des Chibchareiches (Neugranada) durch Jimenez de Quesada beschäftigt zu haben, denn in einem Schreiben an den Hof erhob er den Anspruch, daß diese Entdeckung in den Bereich der Grenzen seiner Provinz falle. Bevor er seine Expedition beginnen konnte, starb er. – H. wird von seinen Zeitgenossen als tapfer, ausdauernd, mild und gerecht geschildert. Seine besondere Leistung war die Entdeckung der Westzuflüsse des Orinoko, der Nordwestarme des Amazonasstromes und der Sierra de Pasto. Insgesamt legte er dabei eine Wegstrecke von 3500 km zurück. Allerdings fehlten ihm jener Unternehmungsgeist und jene Findigkeit, die Jimenez de Quesada und Federmann an ihr Ziel führten.[1]
Literatur
- Carl Klunzinger: Antheil der Deutschen an der Entdeckung von Südamerika, oder Abenteuer des A. Dalfinger und des N. Federmann, beider von Ulm, des G. Hohemut von Speier und des fränkischen Ritters P. von Hutten unter der Herrschaft der Welser von Augsburg in Venezuela (1857) (PDF-Datei)
- Otto Spamer: Das Buch berühmter Kaufleute oder der Kaufmann zu allen Zeiten: Vorbilder, Charakter- & Zeitgemälde, vornehmlich Schilderungen interessanter Lebensgänge hervorragender Kaufleute, Industrieller, sowie Förderer des Handels, Band 1, 1868, S. 162ff. (PDF-Datei)
- Das Thal des Amazonenstromes und seine deutschen Erforscher in: „Der Deutsche Pionier. Erinnerungen aus dem Pionierleben der Deutschen in Amerika“, Band 9, 1877
Teil 1 S. 283ff., Teil 2 S. 299ff., Teil 3 S. 339ff., Teil 4 S. 379ff., Teil 5 S. 446ff., Teil 6 S. 469ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar! - Otfrid von Hanstein: Auf der Jagd nach dem goldenen Kaziken. Die erste deutsche Kolonie der Welser in Venezuela 1527 - 1555 und die Eroberungszüge des Ambrosius Dolfinger, Nikolaus Federmann, Georg Hohermut von Speier und Philipp von Hutten, nach den alten Berichten des Antonio de Herrera, Bartolomé de Las Casas und Hieronymus Bentzon von Meyland und den Forschungen neuerer Gelehrter, 1929