Hutten, Philipp von

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Überall in der Neuen Welt erzählten die Spanier vom Goldreich Neu-Granada, und so strömen Kolonisten aus allen Himmelsrichtungen dorthin, in der Hoffnung auf etwas Wohlstand. Auch Philipp von Hutten glaubte, sich noch Anteile an den Reichtümern sichern zu können – doch er wird ohne seinen engsten Gefährten reisen müssen: Georg Hohermuth ist im Juni 1540 an einem Fieberanfall gestorben. Mit mehreren Hundert Soldaten und rund 320 Pferden, erneut großzügig von den Augsburgern vorfinanziert, will Hutten zum einstigen Reich der Muisca vorstoßen. Doch noch ehe er aufbricht, untersagt ein Vertreter der spanischen Kolonialbehörde dem Welserführer, Neu-Granada zu betreten. Die Krone hatte kein Interesse daran, die Deutschen an den Reichtümern der neuen Provinz teilhaben zu lassen. Die Nachricht ließ etliche Soldaten Huttens nach Neu-Granada desertieren; der Ritter aber will noch immer nicht aufgeben. Eine Rückkehr nach Deutschland ohne Gold oder Silber ist für ihn undenkbar. Hatten nicht die Eingeborenen vom Río Papamene von Frauen berichtet, die viel Gold und Silber besäßen? Verbarg sich in den Wäldern am Fuß der Anden womöglich ein weiteres Goldreich? Am 1. August 1541 brach die Expedition unter seinem Kommando auf. Die Provinz Venezuela war zu dieser Zeit führungslos. Spätestens seit der Nachricht, daß ihnen Spaniens König Karl jeden Zugriff auf Neu-Granada verwehrte, haben die Welser nicht mehr in das Überseegebiet investiert und sandten nach Hohermuths Tod auch keinen weiteren Gouverneur. Sie wollten nur das Gold, das ihnen Hutten in Aussicht gestellt hatte - das koloniale Abenteuer in Südamerika war für die Augsburger dagegen vorbei. Einige Jahre später entzog König Karl ihnen die Statthalterschaft über Venezuela, die Provinz fiel an die spanische Krone zurück. Die zweite Expedition nach El Dorado wurde noch anstrengender als die erste. Mehr als drei Jahre irrten die Männer durch die Wildnis auf der vergeblichen Suche nach Gold. Anfang 1545 macht sich Hutten enttäuscht auf den Rückweg nach Neu-Augsburg.

Philipp Reichsfreiherr von Hutten (Lebensrune.png 18. Dezember 1505 auf Schloß Birkenfeld in Unterfranken; Todesrune.png ermordet 17. Mai 1546 im Welserland, Gebiet des heutigen Venezuela) war ein deutscher Entdecker und Neffe des Reichsritters Ulrich von Hutten.

Leben

Von der Familie errichtetes Grabdenkmal von Loy Hering in der Kirche Maria Sondheim bei Arnstein für Philipp von Hutten (1505-1546).

Philipp von Hutten war einer von etwa 600 vorrangig Deutschen, die Ende 1534 unter Georg Hohermuth von Speyer, der nach Ambrosius Alfingers Tod der neue Gouverneur von Venezuela war, in die Neue Welt aufbrachen. Im Februar 1535 kamen sie dort an.

Im Mai 1535 brach Hohermuth zusammen mit Hutten und Bartholomäus Welser mit 400 Männern von der deutschen Welserkolonie in Südamerika aus zu einer Expedition ins Landesinnere auf der Suche nach dem „El Dorado“ auf. Das Handelshaus der Welser hatte die Expedition finanziert und ausgerüstet. Anfang 1538 kehrten 110 Konquistadoren nach Coro zurück. Nach dem Tod des Gouverneurs Georg Hohermuth von Speyer am 11. Juni 1540 wurde Hutten im Dezember des gleichen Jahres als Nachfolger Nikolaus Federmanns zum militärischen Oberbefehlshaber der deutschen Kolonie ernannt. Um August 1541 brach er zu einer erneuten Expedition ins Landesinnere auf. 1545 gab Hutten dann den Rückzugsbefehl. Mehr als 1.500 km hatte er sich mit seiner Gruppe vom Ausgangsort Coro entfernt. Niemand war bisher tiefer in den Süden vorgedrungen, doch das ersehnte Goldland fand auch er nicht.

Neue Deutsche Biographie

Über die Jugend H.s weiß man lediglich, daß er als Edelknabe an den Hof Kaiser Karls V. kam, dort vom Gf. Heinrich von Nassau erzogen und dann Diener des Kaisers wurde. Der 25jährige ging mit den von den Welsern ausgerüsteten Schiffen nach Venezuela. Erst von hier ab wissen wir Näheres über ihn, wobei sein Name in den Quellen meist verstümmelt ist. H. erscheint zunächst in der Umgebung des Gouverneurs Hohermut. H. begleitete ihn auf dem Konquistazug, den dieser 1535 unternahm, um das „Goldland“ zu entdecken. Unterwegs bekam H., als Unterfeldherr Hohermuts, den Auftrag, Federmann, der den Weg Hohermuts auf seinem Zug zum Goldland gekreuzt hatte, nachzuziehen, doch mußte er das Vorhaben wegen der einsetzenden Regenzeit am Apure aufgeben und kehrte mit seinen Leuten zu Hohermut zurück, der im Mai 1538 nach schweren Strapazen und Verlusten in Coro eintraf. Nach dem Tod Hohermuts (Juni 1540) ernannte die Audiencia Real von Santo Domingo als oberste Behörde der amerikan. Besitzungen Spaniens H. zum Generalkapitän der Provinz Venezuela (1541 von Karl V. bestätigt). H.s Entschluß, selbst eine Expedition ins Innere zu unternehmen, wurde bekräftigt durch die Nachrichten, die 1539 von Federmanns Zug nach Coro gelangten. Ein Brief vom 10.3.1541. in dem H. von seinem Vorhaben berichtet, ist die letzte unmittelbare Nachricht von ihm. H. verließ Coro am 1.8.1541 mit einer Truppe von etwas über 150 Mann, die zumeist aus Berittenen bestand. Er folgte zunächst dem Weg Hohermuts, gelangte aber über den Rio Bermejo, den Endpunkt Hohermuts, hinaus und stieß mit einer kleinen Schar von rund 40 Berittenen in die Llanos vor, mußte jedoch, im Kampf mit den zahlreichen und wehrhaften Omeguas schwer verwundet, im Herbst 1544 wieder umkehren. Etwa 100 Meilen von Coro entfernt, wurde er in der Karwoche 1546 von dem Spanier Juan de Carvajal zusammen mit dem ihn begleitenden Bartholomäus Welser und zwei Spaniern ermordet. Carvajal hatte sich 1545 von der Audiencia in Santo Domingo das Amt des Gobernadors und Generalkapitäns von Venezuela verschafft und befürchtete, wenn H. nach Coro zurückkehrte, den Verlust seiner Stellung. Carvajal wurde noch 1547 entsprechend dem Urteil des Lizentiaten Tolosa hingerichtet. H.s Bruder, Bischof Moritz von Eichstätt, und die Welser verlangten die Herausgabe der „muchos bienes, oro y plata y otras muchas cosas“, die die Ermordeten hinterlassen hatten. Was darauf erfolgte, ist nicht bekannt. Verloren gegangen sind die Aufzeichnungen, die H. während seiner Unternehmungen machte; erhalten blieben nur 8 Briefe aus den Jahren 1535–41. Mit dem Tod H.s und des jungen Welser wurde dem Entdeckungsunternehmen der Welser ein Ende bereitet. Aufgrund seiner langen Tätigkeit und Erfahrungen wäre H. allenfalls in der Lage gewesen, die Grenzen der Provinz Venezuela weiter nach Süden auszuweiten. Jetzt mußten sich die Welser mit dem Erreichten begnügen und künftig mehr die Besiedlung der Provinz betonen. H. wird als tüchtiger und charaktervoller Führer geschildert, und sympathische Züge spiegeln sich auch in den von ihm erhaltenen Briefen. Sein Bruder ließ ihm in der Kirche von Maria Sondheim b. Arnstein (Unterfranken) eine Gedenktafel errichten.[1]

Tod

Auf dem Rückweg wurden Philipp von Hutten und Bartholomäus Welser durch Juan de Carvajai ermordet, der sich selbst zum Gouverneur von Venezuela ernannt hatte. Carvajai sah die spanischen Pläne offensichtlich durch die Deutschen Hutten und Welser gefährdet, die das Land bei ihrer Erkundung rechtmäßig in deutschen Besitz genommen hatten.

Am 17. September 1546 wurde Juan de Carvajal, Gouverneur der Stadt Coro (Provinz Venezuela), in El Tocuyo zum Tod durch den Strang verurteilt, geschleift und hingerichtet. Der Richter Juan Pérez de Tolosa hatte ihn an jenem Tag aktenkundig für schuldig gesprochen, Philipp von Hutten, Bartholomäus Welser und zwei weiteren Männern heimtückisch die Köpfe abgeschlagen zu haben. Dem Schuldspruch ging ein Kriminalprozess voraus, gemäss dessen Akten der Richter Carvajals Schuld mittels Befragung zahlreicher Zeugen bewiesen habe; auch habe Carvajal die Tat gestanden. Ebenfalls bewiesen sei, dass Carvajal seinen Opfern das Gehör und die Beichte verweigert und ihnen keine Gelegenheit gegeben habe, sich zu verteidigen. Die am „Fall“ beteiligten Hauptfiguren waren Philipp von Hutten, Bartholomäus Welser der Jüngere und Juan de Carvajal. Diese werden im Folgenden einführend vorgestellt. Das aus heutiger Sicht prominenteste der vier enthaupteten Opfer ist Philipp von Hutten (1505-1546), der kurz vor dem Aufbruch zu seiner Expedition ins Landesinnere, auf der er seinen Tod finden sollte, zum Generalkapitän der Provinz Venezuela ernannt worden war. Er hinterliess eine Reihe von Briefen, die er an Mitglieder seiner Familie und an Freunde in der Heimat richtete und die einen Teil des Korpus der vorliegenden Arbeit bilden. Der Name „Hutten“ ist in der deutschen Literatur ein Begriff, der auf den bekannten Dichter und als Humanisten bezeichneten Ulrich von Hutten (1488-1523), einen Verwandten Philipps, zurückgeht. Das fränkische Adelsgeschlecht der Hutten verfügte über Verbindungen zum spanischen Hof, wo Philipp in jungen Jahren als Page diente. Philipp von Hutten gilt als der vierte in der Reihe deutscher Konquistadoren, die mit dem Augsburger Handelshaus der Welser nach Venezuela kamen (in chronologischer Reihenfolge waren dies vor Hutten Ambrosius Dalfinger, Nikolaus Federmann und Georg Hohermuth von Speyer). Unter bisher nicht geklärten Umständen liess sich Philipp von Hutten im Jahr 1534 für die Welser-Streitmacht nach Venezuela anwerben. Mit den Welsern, dem bekannten Augsburger Handelshaus, hatte Kaiser Karl V. 1528 einen Vertrag abgeschlossen, in dem er ihnen das Gebiet, das ungefähr dem Territorium des heutigen Venezuela entspricht, zur Erschliessung zugesprochen hatte. […] Die zweite Expedition, die er selber angeführt hatte, wurde durch seine Enthauptung durch Juan de Carvajal abrupt beendet. Unter den Opfern Juan de Carvajals war auch Huttens Gefährte Bartholmäus Welser der Jüngere. Mit welchem Auftrag ihn sein Vater, Bartholomäus Welser der Ältere – Vorsteher jener Finanzdynastie der Welser, welcher die Statthalterschaft der Provinz zugesprochen worden war – nach Venezuela geschickt hatte, ist nicht bekannt. Fest steht jedenfalls, dass das zweite prominente Opfer dem Zentrum der Macht mindestens ebenso nahe stand wie Philipp von Hutten.[2]

Die Briefe

Einige seiner Briefe gelangten nach Thüringen und wurden dort erst 1975 wiederentdeckt. Elf der Briefe Huttens aus Puerto Rico und Venezuela aus den Jahren 1535-1541 wurden dann 1996 in dem Buch „Das Gold der Neuen Welt“ erstmals herausgegeben. Nicht die Gier nach Gold habe ihn in die Neue Welt gezogen, schreibt Hutten darin unter anderem, sondern „ein gar sunderliches Gefühl“, er hätte nicht in Frieden sterben können, wenn er nicht „Indien“ gesehen hätte. Ein typisch deutsches Gefühl.

Literatur

  • Carl Klunzinger: Antheil der Deutschen an der Entdeckung von Südamerika, oder Abenteuer des A. Dalfinger und des N. Federmann, beider von Ulm, des G. Hohemut von Speier und des fränkischen Ritters P. von Hutten unter der Herrschaft der Welser von Augsburg in Venezuela (1857) (PDF-Datei)
  • „Zeitung aus India Junckher Philipps von Hutten. Aus seiner zum Theil unleserlich gewordenen Handschrift“; in: Johann Georg Meusel: „Historisch-litterarisches Magazin“, Band 1, 1785, S. 51ff. (PDF-Datei)
  • Das Thal des Amazonenstromes und seine deutschen Erforscher in: „Der Deutsche Pionier. Erinnerungen aus dem Pionierleben der Deutschen in Amerika“, Band 9, 1877
    Teil 1 S. 283ff., Teil 2 S. 299ff., Teil 3 S. 339ff., Teil 4 S. 379ff., Teil 5 S. 446ff., Teil 6 S. 469ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Eberhard Schmitt:
    • „Des Reichsritters Philipp von Hutten Suche nach dem goldenen Glück der Neuen Welt. Zur Erstveröffentlichung des ältesten bisher bekannten Briefs eines Deutschen aus der neuen Welt“, 1992
    • „Das Gold der Neuen Welt. Die Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela, Philipp von Hutten 1534-1541“, 1996 Verlag Frankenschwelle Hildburghausen, ISBN 978-3861800521 (Inhaltsverzeichnis als PDF-Datei, Bestellmöglichkeit)
  • Otfrid von Hanstein: Auf der Jagd nach dem goldenen Kaziken. Die erste deutsche Kolonie der Welser in Venezuela 1527 - 1555 und die Eroberungszüge des Ambrosius Dolfinger, Nikolaus Federmann, Georg Hohermut von Speier und Philipp von Hutten, nach den alten Berichten des Antonio de Herrera, Bartolomé de Las Casas und Hieronymus Bentzon von Meyland und den Forschungen neuerer Gelehrter, 1929
  • Arnold Federmann: Deutsche Konquistadoren in Südamerika, Verlag Reimar Hobbing, 1938
  • Bruno Brehm: Die schrecklichen Pferde - Der Welserzug nach Eldorado, 1942

Fußnoten