Eppstein, Georg von

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Wirklicher Geheimer Rat Oberleutnant a. D. Prof. Dr. phil. Dr. jur. h. c. Georg Johannes Friedrich Freiherr von Eppstein, 1919

Georg Johannes Friedrich Epstein, seit 1915 von Eppstein, seit 1918 Freiherr von Eppstein (Lebensrune.png 20. März 1874 in Breslau; Todesrune.png 26. September[1] 1942 im Ghetto Theresienstadt), war ein promovierter Schriftsteller, Phaleristiker (Schriftleiter des Deutschen Ordens-Almanachs), Hofbeamter, Reserveoffizier, Hochschulkurator, Publizist und Chef des Geheimen Kabinetts Leopolds IV. Fürst zur Lippe, dem er Freund und Berater war. Er war 1916 maßgeblich für die Gründung der Fürst Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaften verantwortlich.

Werdegang

Fürst zur Lippe am 2. Februar 1917 auf Einladung der Universität Erlangen, vermutlich zu Ehren seines Freundes und Beraters Dr. phil. von Eppstein, der an diesem Tage die Ehrendoktorwürde erhielt.
Vaterländisches Gedicht, in: „Von Draußen und Daheim. Deutsche Gedichte“ (1922)
Todesfallanzeige mit dem schwer lesbaren Todestag

Epstein besuchte das Breslauer Realgymnasium sowie das Johannesgymnasium und studierte anschließend nach dem Abitur Philosophie und Literatur in Breslau. Daneben war er schon als Student als Hilfsredakteur für Zeitungen tätig. 1895 ging er für anderthalb Jahre als Redakteur zur Tilsiter Allgemeinen Zeitung nach Tilsit und wurde anschließend Einjährig-Freiwilliger im 4. Niederschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 51 in Breslau (nach anderen Quellen bei einem anderen Regiment in Königsberg, als Reservist dann den „51er“ zugeteilt). Im Sommer 1898 trat er in Breslau bei der „Breslauer Frauen-Zeitung“ als Feuilletonist und Theaterkritiker ein. Er promovierte 1899 zum Dr. phil. und veröffentlichte diverse literarische Skizzen, Novellen und Lyrikbände. Um die Jahrhundertwende zog er nach Berlin-Mitte. 1901 konvertierte er in Berlin-Kreuzberg zum Christentum. Als Publizist beschäftigte er sich mit staatsrechtlichen und historischen Themen, wobei er hauptsächlich Pressestimmen und Archivquellen kompilierte, edierte und kommentierte. Epstein publizierte verschiedentlich gemeinsam mit Paul von Roëll (1854–1917), der dem Centralverband deutscher Industrieller nahestand. Er war Mitherausgeber und seit 1903 verantwortlicher Leiter des von Roëll im Jahr 1901 gegründeten halboffiziösen Organs „Neue politische Correspondenz“, in dem häufig amtliche Verlautbarungen und Stellungnahmen erschienen, weshalb er sich regelmäßig in Berliner Ministerien bewegte.

1909 veröffentlichte Leutnant der Reserve Dr. Epstein an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau eine juristische Staatsexamensarbeit zum Kündigungsrecht der Beamten, die ihn als Regierungsassessor für die Beamtenlaufbahn qualifizierte. Über von Roëll, der sich auch als Adelsforscher und Ordenskundler betätigte und 1902–1903 Fürstlich Lippischer Kammerherr war, kam Epstein mit den Fragen des lippischen Erbfolgestreits in Berührung und begann, sich mit den Rechtsangelegenheiten des damaligen Regenten Leopold zur Lippe aus der Linie Lippe-Biesterfeld zu befassen. Nach dessen Thronbesteigung wurde Georg Epstein als Rechts- und Finanzberater des Fürstenhauses herangezogen und trat Anfang 1912 als Leiter des Zivilkabinetts des Fürsten Leopold IV. zur Lippe in dessen Dienste. Mit seiner Familie lebte er bis dahin in Berlin-Wilmersdorf, ab dem 5. Dezember 1912 als lippischer Untertan in Detmold, wo ihm als Kabinettsrat am Schloßplatz 5 (Pavillon 5) eine Dienstwohnung zur Verfügung stand. Am 1. Juni 1921 meldete er sich mit Familie nach Berlin-Lichterfelde (Potsdamerstraße 32) ab und lebte zuletzt in der Berliner Oranienburgerstraße 31. Am 12. Oktober 1924 gehörte er in Breslau zu den Ehrengästen bei der Einweihung des Denkmals für die Gefallenen des 4. Schlesischen Infanterie-Regiments Nr. 51.

„Georg Epstein arbeitete in den Jahren 1896/96 als Redakteur bei der ‚Tilsiter Allgemeinen Zeitung‘ und gab in diesem Zeitraum einen ersten Gedichtband (‚Erste Wanderfahrten‘, 1896) heraus, dem weitere folgen sollten (‚Fallendes Laub‘, ‚Else, ein Liederreigen‘ und ‚Im Vorübergehen‘). Seinen Militärdienst leistete er 1897/98 in Königsberg, bevor er ab 1898 als Feuilleton-Redakteur bei der ‚Breslauer Frauenzeitung‘ arbeitete. Im Jahr 1901 siedelte er nach Berlin, wo er nicht nur Schriftleiter der ‚Neuen Politischen Correspondenz‘ tätig war, sondern auch zum Dr. phil. promoviert wurde (Promotionsverfahren und Thema sind bislang nicht nachweisbar). Am 9. März 1901 sagte sich Georg Epstein vom jüdischen Glauben los und trat zum christlichen Glauben über. Seine Taufe fand in der Jerusalemgemeinde in Berlin-Kreuzberg statt. Nur wenige Tage später, am 16. März 1901, heiratete er die nichtjüdische Hertha Reimann aus Guhrau. 1904 wurde er Mitglied des renommierten heraldischen Vereis ‚Herold‘ zu Berlin und setzte in den folgenden Jahren seine schriftstellerischen und journalistischen Arbeiten fort. So trat Epstein 1904 nicht nur als Mitherausgeber des ‚Deutschen Ordens-Almanach‘ in Erscheinung, sondern knüpfte erste Verbindungen nach Lippe durch sein journalistisches Engagement für die ‚Biesterfelder Sache‘ im Rahmen der letzten Phase des Lippischen Thronfolgestreits. 1905 erfolgte die Herausgabe seines Romans ‚Märchenmenschen‘. Im Mai 1912 wurde Georg Epstein zum Vortragenden Rat im Geheimen Kabinett mit dem Titel ‚Geheimer Kabinettsrat im Fürstlichen Hofmarschallamt‘ ernannt. Wenige Monate später, im November 1912, siedelte er mit seiner Frau und seiner 1909 geborenen Tochter Ingeborg nach Detmold über, wo ihm eine steile Karriere als enger Berater des Fürsten Leopold IV. zur Lippe bevorstand. 1913 wurde er Mitglied der Akademie der gemeinnützige Künste zu Erfurt. Während seines Einsatzes im Ersten Weltkriegs erhielt er zahlreiche Orden und Auszeichnungen und wurde entsprechend befördert. Am 25. Oktober 1915 wurde er unter dem Namen ‚von Eppstein‘ nobilitiert. Im Januar 1917 erfolgte die Verleihung des Titels ‚Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz‘. Sein gesellschaftlicher Aufstieg rief Neider und Kritiker auf den Plan, die ihre antisemitische Grundhaltung deutlich zum Ausdruck brachten. Georg von Eppstein wurde am 2. Februar 1917 die Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät der Universität Erlangen verliehen. Im selben Jahr wurde ihm zudem der Professoren-Titel durch den lippischen Landesherrn verliehen. Am 12. November 1918 wurde er in den Freiherrnstand erhoben. Nach der Revolution 1918, die der sehr konservative, kaisertreue und patriotische Eppstein als ‚militärischen und staatlichen Zusammenbruch‘ bezeichnete, und dem Thronverzicht Leopolds IV. wurde dieser im Juni 1921 aus den Fürstlichen Diensten entlassen und zog mit seiner Familie nach Berlin-Lichterfelde, wo er wiederum als freier Schriftsteller tätig war. Trotz seiner Herausgeber- und Autorentätigkeiten (Herausgabe u. a. von Gedichtbänden und Überarbeitung älterer Werke) setzte von Eppstein auch von Berlin aus seine Beratertätigkeit für den ehemaligen lippischen Landesherrn fort und vertiefte einmal mehr damit die Verbindung zur fürstlichen Familie, insbesondere zu Leopold IV. Im Jahr 1934 erfolgte die Herausgabe seines letzten Buches ‚Von Draußen und Drinnen‘ in der Detmolder Meyerschen Hofbuchhandlung von Max Staercke; zwei Jahre später, 1936, erschien zusammen mit Staercke eine Biografie über den Prinzen Bernhard zur Lippe.“[2]

Tod

In der geräumigen Villa in Berlin-Lichterfelde lebte das seit dem Tod ihrer Tochter kinderlose Ehepaar von Eppstein zusammen mit mehrfach wechselnden Mitbewohnern und Untermietern. Anfang August 1937 verstarb von Eppsteins Frau Hertha und wurde in Berlin in dem Grab beigesetzt, in dem bereits ihre 1922 gerade dreizehnjährig verstorbene gemeinsame Tochter Ingeborg beerdigt lag. Am 17. November 1938 bat der Fürst zur Lippe seinen Neffen Bernhard zur Lippe-Biesterfeld seinen Freund Freiherr von Eppstein, der auch zwei Jahre zuvor („Prins Bernhard: het vorstelijk Huis Zur Lippe-Biesterfeld“) der Biograph Bernhards war (und dabei dessen Reiter-SS-Laufbahn verschwieg), in den Niederlanden aufzunehmen, der allerdings die Bitte ablehnte.

Am 14. März 1941 wurde Georg von Eppstein durch das Reichsinnenministerium nicht nur die Namensänderung, sondern auch die Standeserhöhungen aberkannt, so daß er nunmehr zwangsweise den Namen „Georg Israel Epstein“ führen mußte. Als 1942 seine Umsiedlung drohte, versuchte Leopold IV. zur Lippe nochmals seinen Berater und Freund zu retten. Doch auch seine Eingabe vom 12. März 1942 an den Reichsminister und Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, einem Jugendfreund und Regimentskamerad des Freiherrn von Eppsteins, blieb erfolglos, da dieser nicht in der Lage war, zu intervenieren. Am 26. Juni 1942 wurde „Georg Epstein“, der inzwischen auf einem Auge erblindet war, verhaftet und in das Altenheim in der Großen Hamburger Straße 26 verbracht, das zum Sammellager für die zur Umsiedlung bestimmten Menschen umfunktioniert worden war.

Am 2. Juli 1942 wurde „Georg Epstein“ mit dem Transport I/14-600 von Berlin nach Theresienstadt umgesiedelt, wo er bei seiner Schwester wohnte und laut Todesfallanzeige des dortigen Ältestenrates im September 1942 an einer Herzschwäche ausgelöst durch eine Darminfektion verstarb. Die Behauptung mancher Quellen, er wäre in einem Konzentrationslager verstorben, sind hanebüchen, wenngleich die Umstände des Ablebens des verdienten Beamten und Offiziers tragisch bleiben.

Familie

Georg Johannes Friedrich Epstein wurde in Breslau als Sohn jüdischer, kaisertreuer Eltern geboren. Sein Vater war Julius Epstein, Kaufmann und Makler, seine Mutter Jenny, geb. Silbermann. Er hatte mehrere Geschwister, darunter der 1877 geborene Walter).

Ehe

Verheiratet war Dr. von Eppstein mit Hertha Helene Emilie, geb. Reimann (Lebensrune.png 21. August 1879 in Guhrau/Schlesien; Todesrune.png 2. August 1937 in Berlin). Ihre Tochter Ingeborg Hertha Helene Freien von Eppstein (Lebensrune.png 8. März 1909 in Berlin; Todesrune.png 7. März 1922 in Berlin) war früh verstorben, ein Verlust, den der Freiherr und die Freifrau nie überwanden.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Deutscher Ordens-Almanach, 1908
Gedicht zu Ehren von Hermann von François

Ehrungen

  • Ernennung zum Vortragenden Rat im Geheimen Kabinett und Hofmarschallamt mit Diensttitel „Geheimer Kabinettsrat im Fürstlichen Hofmarschallamt“ durch den Fürsten. Mai 1912
  • Ernennung zum Chef des Geheimen Zivilkabinetts mit dem Rang eines Rates I. Klasse im November 1915
  • Verleihung des erblichen Adels unter dem Namen „von Eppstein“ am 25. Oktober 1915
  • Verleihung des Charakters als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz im Januar 1917
  • Ehrendoktorwürde (Dr. jur. h. c.) am 2. Februar 1917
  • Verleihung des Professoren-Titels durch den lippischen Landesherrn, 1917
  • Erhebung in den Freiherrnstand am 12. November 1918

Schriften (Auswahl)

Georg Freiherr von Eppstein. Fürst Bismarcks Entlassung.jpg
  • Erste Wanderfahrten, Gedichte und Skizzen (1896)
  • Arys'er Soldatenleben, Humoreske in Versen (1897)
  • Fallendes Laub, Novelle (1898)
  • Else, ein Liederreigen (1899)
  • Im Vorübergehen, neue Gedichte und Skizzen (1901)
  • Studien zur Geschichte und Kritik der Sokratik, Emil Streisand Verlag, Berlin 1901
  • Hrsg. mit Paul von Roëll: Bismarcks Staatsrecht: die Stellungnahme des Fürsten Otto von Bismarck zu den wichtigsten Fragen des Deutschen und Preußischen Staatsrechts: nach amtlichen privaten und zeitgenössischen Quellen, Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin 1903
    • Eine mit Conrad Bornhak hrsg. 2., neu bearb. Aufl. ersch. in Berlin, Hafen-Verlag, 1923
  • Märchenmenschen (Roman, 1905)
  • Hrsg. mit Paul von Roëll, Karl Schiller, Otto Hermann von Trotha: Deutscher Ordens-Almanach: Handbuch der Ordensritter und Ordens-Damen deutscher Staatsangehörigkeit. Unter amtlicher Förderung und nach amtlichen Quellen bearbeitet und herausgegeben (erschien in zweijähriger Folge jeweils im Oktober 1904, 1906 und 1908 in Leipzig und Berlin, Verlag Deutscher Ordens-Almanach G.m.b.H.
  • Die Vorschriften der Deutschen Bundesstaaten über die Trageweise und die Rückgabe der Orden und Ehrenzeichen. Nach amtlichen Quellen bearbeitet und zusammengestellt von Georg Epstein, in: „Deutscher Ordens-Almanach 1906/1907“, Berlin 1906
  • Beiträge zum Kündigungsrecht der Militärpersonen, Beamten, Geistlichen und Lehrer an öffentlichen Unterrichtsanstalten nach Paragraph 570 BGB, W. Moeser Buchdruckerei, Berlin 1909
  • Deutschland und Ungarn: ein Beitrag zu den politischen und oekonomischen Beziehungen der beiden Länder in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Meyersche Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei, Detmold 1916
  • Der Einfluß des Ungarischen Staatsrechts auf die Rechtstellung der Doppelmonarchie, Meyersche Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei, Detmold 1917
  • Fürst Bismarcks Entlassung: nach den hinterlassenen, bisher unveröffentlichten Aufzeichnungen des Staatssekretärs des Innern, Staatsministers Dr. Karl Heinrich von Boetticher und des Chefs der Reichskanzlei unter dem Fürsten Bismarck Dr. Franz Johannes von Rottenburg, August Scherl Verlag, Berlin 1920 (PDF-Datei)
  • Der Deutsche Kronprinz: Der Mensch / der Staatsmann / der Geschichtsschreiber, Max Koch Verlag, Leipzig 1926
    • Der Band bildet ein zweibändiges Gesamtwerk zusammen mit dem zugleich erschienenen, von Hermann von François verfaßten kriegsgeschichtlichen ersten Band: „Der Deutsche Kronprinz – Der Soldat und Heerführer“
  • Von Draußen und Daheim. Deutsche Gedichte, Eigenbrödler-Verlag, Berlin und Zürich, in mehreren teils erw. Aufl. ersch. 1928–1931
  • Du! Eine stille Geschichte aus einer Jugend, Eigenbrödler-Verlag, Berlin und Zürich 1930
    • erweiterte Fassung der bereits 1910 publizierten Erzählung „Ins neue Land – Eine stille Geschichte“
  • Zus. mit Max Staercke: Prins Bernhard: het vorstelijk Huis Zur Lippe-Biesterfeld, A.W. Bruna & Zoon’s Uitgevers, Utrecht, 1. und 2. Auflage 1936, 3. Auflage 1937

Bildergalerie (Vorwort zu „Von Draußen und Daheim“)

Fußnoten

  1. Die Todesfallanzeige bestätigt das Datum September 1942, allerdings ist die Handschrift schwer leserlich, so daß manche Quellen den 26., andere dagegen den 28. oder gar den 29. als Todestag entziffern.
  2. EPPSTEIN, Prof. Dr. Georg Johannes Friedrich Freiherr von