Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene
Die Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene wurde am 22. Juni 1905 von dem Mediziner und Privatgelehrten Alfred Ploetz (1860–1940) in Berlin gegründet. Die Gesellschaft führte in Deutschland Rassenhygiene als wissenschaftliches Fach ein und trug wesentlich zu deren Institutionalisierung in Deutschland bei. Über die Rezeption durch den Nationalsozialismus und konkrete Beratungen bei dessen rassenpolitischen Maßnahmen nahm die Gesellschaft unmittelbar Einfluß auf wichtige Gesetzgebungsvorhaben bzw. Gesetzesänderungen wie das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Am Ende des Jahres der Gründung der Gesellschaft waren 31 Mitglieder registriert. Neben Alfred Ploetz u. a. der
- Psychiater und Schwager von Ploetz Ernst Rüdin,
- Ploetz' Jugendfreund Gerhart Hauptmann, der
- Schriftsteller Wilhelm Bölsche, der
- Hygieniker Max von Gruber, der
- Arzt Wilhelm Schallmayer, die
- Ärztin Agnes Bluhm, der
- Ethnologe Richard Thurnwaldt, der
- Forschungsreisende Wilhelm Filchner, der
- Jurist Anastasius Nordenholz (1862–1953; ebenfalls Schwager von Ploetz), der
- Zoologe Ludwig Plate, der
- Botaniker Erwin Baur, der
- Hygieniker Ignaz Kaup und der
- sozialdemokratische Sozialhygieniker Alfred Grotjahn.
Nach Bildung der Gesellschaft in Berlin folgte die Gründung weiterer Ortsgruppen in München, Freiburg und Stuttgart. Insgesamt hatte die Gesellschaft eine große Zahl Ortsgruppen. Vorsitzender war in den 1930er Jahren zeitweilig Ernst Rüdin, Ehrenmitglieder wurden der Zoologe Ernst Haeckel, der Genetiker August Weismann und der Freiburger Gynäkologe Alfred Hegar.
Charakterisierung
Alfred Ploetz charakterisierte die Gesellschaft 1909 als „Gemeinschaft Gleichstrebender von hervorragender sittlicher, intellektueller und körperlicher Tüchtigkeit, deren Lebensführung selbst die Grundzüge der neuen Wissenschaft zu verwirklichen helfen soll“. Aus den durch Selbstuntersuchungen erlangten Daten wollten die Wissenschaftler um Ploetz durch die Sammlung „biologisch und rassenhygienisch wichtigen normalen und krankhaften körperlichen und geistigen Eigenschaften einen Grundstock von wissenschaftlichem Material schaffen, aus dem später Gesetze und Regeln gefolgert und praktische Maßnahmen und Empfehlungen abgeleitet werden können“.
Die führenden Mitglieder der Gesellschaft standen Züchtungsvorstellungen, wie sie vor allem von Willibald Hentschel propagiert wurden, ablehnend gegenüber.
Internationale Zusammenarbeit
1921 bildete die Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene, zusammen mit ausländischen Vereinigungen mit gleichen Zielen, die „International Federation of Eugenic Organizations“, deren Präsident bis 1927 Leonhard Darwin, dann Charles Davenport war und 1932 Ernst Rüdin wurde.
Zeitschrift
Das wissenschaftliche Organ der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene wurde ab 1923 die Zeitschrift „Archiv für Rassen- und Gesellschafts-Biologie“. Sie war 1904 in Jena von Alfred Ploetz, Anastasius Nordenholz und Ludwig Plate gegründet worden. Als weitere Zeitschrift im Dienst der Gesellschaft kam 1933 „Volk und Rasse“ hinzu.