Plate, Ludwig (1862)

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Prof. Dr. phil. Ludwig Plate; er war u. a. Mitglied der „Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene“ (1904), der Akademie der Wissenschaften in Stockholm und Budapest sowie der „Leopoldina“ (1933).

Ludwig Hermann Plate (Lebensrune.png 16. August 1862 in Bremen; Todesrune.png 16. November 1937 in Jena) war ein deutscher Zoologe und ab 1909 Professor in Jena.

Werdegang

Plate, Ludwig Zoologe.jpg

Nach Abschluß des Gymnasiums in Bremen studierte er zuerst Mathematik und Naturwissenschaften in Jena und anschließend in Bonn und München. 1885 wurde er in Jena promoviert, bestand 1887 in Bonn das Staatsexamen für das höhere Lehramt, wurde im selben Jahr Assistent am Zoologischen Institut der Universität Marburg und nach der Habilitation 1888 Privatdozent. Er unternahm dann 1893-95 eine Forschungsreise an der Westküste Südamerikas bis nach Feuerland. Weitere Reisen führten ihn 1901/02 nach Griechenland und an das Rote Meer, 1904/05 in die Karibik, 1913/14 nach Ceylon und Südindien. 1896 war er für ein Jahr Assistent am Zoologischen Institut der Universität Berlin und dann 1898 Lehrer an der Tierärztlichen Hochschule Berlin. 1898 wurde er Titularprofessor in Berlin, 1901 Kurator am Museum für Meereskunde, 1905 ordentlicher Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.

Ab 1909 war er ordentlicher Professor der Zoologie in Jena und Direktor des „Phyletischen Museums“. 1904 gehörte er zu den Begründern des „Archivs für Rassen- und Gesellschafts-Biologie“, des Organs der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene. Er war langjähriger Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes in Jena und gehörte seit 1930 dem „Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten“ an. 1932 wandte er sich in der 2. Auflage seiner Vererbungslehre gegen die „törichte demokratische Gleichmacherei“ indem er nachwies, daß nur „Männer und Rassen“ Weltgeschichte zu machen imstande sind. 1935 erklärte er in seiner Autobiographie, daß die Führung im Staat nie von der großen Masse ausgehen darf.

Neue Deutsche Biographie

Nach Abschluß des Gymnasiums in Bremen 1882 studierte P. zuerst Mathematik und Naturwissenschaften in Jena. Dabei beindruckte ihn Ernst Haeckel (1834–1919) als leidenschaftlicher Vertreter der Evolutionstheorie, dessen dogmatische Darstellung P. aber auch kritisch betrachtete. Beim Studium in Bonn und München war namentlich der Zoologe Richard Hertwig (1850–1937) sein Lehrer. 1885 wurde er in Jena mit einer Arbeit über die Rädertiere (Rotatoria) promoviert, bestand 1887 in Bonn das Staatsexamen für das höhere Lehramt, wurde im selben Jahr Assistent am Zoologischen Institut der Univ. Marburg und nach der Habilitation (Protozoen-Studien mit Btrr. z. Gattung Lagenophrys, Noctiluca u. a.) 1888 Privatdozent. Als Stipendiat der Humboldt-Stiftung der Berliner Akademie der Wissenschaften führte P. 1893-95 eine Sammel- und Forschungsreise an der Westküste Südamerikas bis nach Feuerland durch. Weitere Reisen führten ihn 1901/02 nach Griechenland und an das Rote Meer, 1904/05 in die Karibik, 1913/14 nach Sri Lanka (Ceylon) und Südindien. Die unter Mitarbeit verschiedener Spezialisten veröffentlichten vier Bände der „Fauna chilensis“ und die vier Bände der „Fauna et Anatomica Ceylanica“ waren das Ergebnis von P.s Sammeltätigkeit. 1896 war P. für ein Jahr Assistent am Zoologischen Institut der Univ. Berlin bei Franz Eilhard Schulze (1840–1921) und wurde 1898 Lehrer an der Tierärztlichen Hochschule Berlin. 1898 wurde er Titularprofessor in Berlin, 1901 Kurator am Museum für Meereskunde, 1905 o. Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. P. war zunächst vergleichend-anatomisch unter Einbeziehung der Evolutionstheorie tätig, wovon seine umfassende vergleichende Übersicht der „Sinnesorgane im Tierreich“ (Tl. 2 seines Werkes „Allg. Zool. u. Abstammungslehre“) 1924 zeugt. P. hat die Evolutionstheorie, vor allem in der von Darwin gegebenen Version, auch in allgemeinverständlichen Werken dargestellt, so in dem Übersichtswerk „Die Abstammungslehre, Tatsachen, Theorien, Einwände und Folgerungen in kurzer Darstellung“ (1925, 2. Aufl. d. „Leitfaden d. Deszendenztheorie“). Er bezog öffentlich gegen die „ultramontane Weltanschauung“ der kath. Orthodoxie Stellung und sah keine Versöhnung von Glaube und Naturwissenschaft. Er erkannte aber andererseits die durch die Genetik bedingten neuen Gesichtspunkte der Evolutionslehre nur teilweise an und hielt an der Vererbbarkeit erworbener Eigenschaften fest, obwohl diese durch August Weismann (1834–1914) überzeugend widerlegt worden war. Mit seiner „Erbstockhypothese“ wollte er die nur auf einzelne Erbanlagen gerichtete Betrachtung der Evolution überwinden. P. kritisierte die Genetiker Hugo de Vries (1848–1935) und Wilhelm Johannsen (1857–1927) und den Paläontologen Otto Jaekel (1863–1929). Er meinte, als „Altdarwinist“ eine die verschiedenen Ansichten verknüpfende Evolutionsvorstellung entwickeln zu können, die sich aber gegen die von Theodosius Dobzhansky (1900–75) und Julian Huxley (1887–1975) begründete „synthetische Theorie“ der Evolution nicht behaupten konnte. Auf Haeckels Wunsch seit 1909 o. Professor der Zoologie in Jena und damit auch Direktor des von diesem gerade begründeten „Phyletischen Museums“, entzweite P. sich bald mit Haeckel über die Nutzung des Museums. 1904 gehörte er zu den Begründern des „Archivs für Rassen- und Gesellschaftsbiologie“, des Organs der „Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene“. Er trat zunehmend als Chauvinist, Antidemokrat und Antisemit hervor, war langjähriger Vorsitzender des „Alldeutschen Verbandes“ in Jena und gehörte seit 1930 dem „Stahlhelm“ an. 1932 wandte er sich in der 2. Auflage seiner „Vererbungslehre“ gegen die „törichte demokratische Gleichmacherei“ und behauptete, daß „Männer und Rassen“ Weltgeschichte machen; 1935 erklärte er in seiner Autobiographie, daß „die Führung im Staat nie von der großen Masse ausgehen darf.[1]

Werke (Auswahl)

Fußnoten

  1. Plate, Ludwig, in: „Neue Deutsche Biographie“ 20 (2001), S. 507–508