Sinowjew, Grigori

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Grigori Jewsejewitsch Sinowjew, eigentlich Sinowjew Hirsch Apfelbaum (geb. 11. September 1883 in Nowomirgorod im Gouvernement Cherson; gest. 25. August 1936 in Moskau) war ein jüdischer Bolschewist. Er war von 1921 bis 1926 Mitglied des Politbüros des ZK der KPR (dem Vorgänger der KPdSU). Ursprünglich ein enger Weggefährte von Josef Stalin wurde er später hingerichtet.

Werdegang

Eigentlich hieß Sinowjew Hirsch Apfelbaum.[1] Er kam 1883 in Jelisawetgrad (später: Kirowograd) zur Welt, schloß sich 1903 den Sozialdemokraten an, lernte im Schweizer Exil Lenin kennen, kehrte mit ihm zur Bolschewisierung Rußlands zurück und war von 1917 bis 1924 Vorsitzender des Petrograder Sowjets.[1] Von 1919 bis 1926 war er Führer der Kommunistischen Internationale (Komintern). Von 1921 bis 1926 saß er im Politbüro. 1923 weilte er für einige Zeit in Deutschland, um es reif für die bolschewistische Revolution zu machen. Doch die Deutschen erwiesen sich als resistent.[1]

Grigori Jewsejewitsch Sinowjew war über viele Jahre einer der ranghöchsten Funktionsträger im Moskauer bolschewistischen Machtapparat.[1] Beinahe wäre er nach Lenins Tod Führer der Sowjetunion geworden, als er mit Stalin und Kamenew ein Führungstriumvirat in der UdSSR bildete. Doch Stalin schaltete ihn und Kamenew aus. 1927 wurde Sinowjew als „Trotzkist“ aus der Partei verstoßen. 1936 erfolgte seine Hinrichtung in Moskau.[1]

Solschenizyn berichtete:

„Es existieren Zeugenaussagen, denen zufolge Sinowjew dem Führer des Exekutionskommandos, um Gnade flehend, die Stiefel geküßt haben soll.“[1]

Bolschewistische Betätigung

Als Vorsitzender des Leningrader Sowjets und Chef der Komintern erlangte er großen Einfluß. Als letzterer übte er auch im „Deutschen Oktober“ in der Weimarer Republik des Jahres 1923 großen Einfluß auf die deutschen Kommunisten aus. Nach Lenins Erkrankung und Tod bildete er zusammen mit Stalin und Kamenew zunächst das sogenannte Triumvirat, um den gemeinsamen innerparteilichen Kontrahenten Leo Trotzki, den militärischen Führer der Revolution und Volkskommissar für Armee und Flotte, von der Macht fernzuhalten.

Sinowjew betrieb den Sturz Stalins. Dieser hatte sich jedoch inzwischen der Gunst noch mächtigerer Bolschewiken versichert.

Sturz Sinowjews

So verlor Sinowjew alle seine Funktionen als Vorsitzender der Komintern und als Leningrader Parteichef, wurde als angeblicher Drahtzieher einer Verschwörung aus dem Politbüro 1927 aus der Partei ausgeschlossen, später unter Reuebezeugungen wieder aufgenommen, erneut ausgeschlossen und nach Sibirien verbannt. Unter erzwungener öffentlich bekannter Abkehr von jeglicher Opposition durfte er 1933 in die Partei zurückkehren und wurde Anfang 1934 zum Rektor der Universität in Swerdlowsk (Ural) ernannt, während Stalin schon seine Vernichtung plante.

Hierfür konstruierte Stalin die Verschwörungstheorie, es gäbe einen „trotzkistisch-sinowjewschen Block“. 1936 wurde Sinowjew entgegen Stalins Zusagen unter absurden, unter Folter erpreßten „Geständnissen“ (er mußte sich u. a. selbst als Faschisten bezeichnen) zusammen mit anderen in einem ersten inszenierten Schauprozeß zum Tode verurteilt und in der Moskauer Lubjanka erschossen. Die Urteile waren, wie Nikita Chruschtschow später berichtete, schon vor dem Prozeß von Stalin persönlich diktiert worden. Die Familienangehörigen Sinowjews und der anderen Ermordeten wurden in Arbeitslager deportiert oder ebenfalls umgebracht.

Die Kugeln, mit denen Kamenew und Sinowjew getötet wurden, wurden in ein kleines Glaskästchen mit dem darauf geschriebenen Namen des Opfers gesteckt und vom Geheimdienstchef Genrich Jagoda privat behalten. Als Jagoda wiederum erschossen worden war, übernahm sein Nachfolger Nikolai Jeschow die Kugeln, die nach dessen Exekution in den Besitz seines Nachfolgers, Lawrenti Beria, übergingen.

Zwischen 1924 und 1934 trug die ukrainische Stadt Jelisawetgrad (heute Kirowohrad) ihm zu Ehren den Namen Sinowjewsk.

Zitate

„Neunzig von hundert Millionen Sowjetrussen müssen mitziehen. Was den Rest angeht, so haben wir ihnen nichts zu sagen. Sie müssen ausgerottet werden.“ — Grigori Sinowjew, Ende 1917[2]

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 David Korn: Wer ist wer im Judentum? – FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  2. Zitiert in Johannes Rogalla von Bieberstein: „Jüdischer Bolschewismus“ – Mythos und Realität. Mit einem Vorwort von Ernst Nolte. Ares-Verlag, Graz 2010, ISBN 978-3902475756, Seite 144 f.