Sahm, Heinrich
Heinrich Friedrich Wilhelm Martin Sahm ( 12. September 1877 in Anklam; 3. Oktober 1939 in Oslo) war ein deutscher Politiker. Von 1920 bis 1931 war er Präsident des Senats der Freien Stadt Danzig und von 1931 bis 1935 Oberbürgermeister von Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Wirken
Die Sahms waren nachweisbar seit 1750 in Anklam ansässig, wo sie sich als Handwerker oder Kaufleute betätigten. In Anklam geboren, wuchs er auf und besuchte das Gymnasium, das zu jener Zeit schon auf eine vier Jahrhunderte alte Vergangenheit zurückblicken konnte. Es war noch vollkommen offen, welche Laufbahn Sahm einschlagen würde; fest stand lediglich das Studium. Und als er das Abitur gemacht hatte, bezog er die Universität, um Jura zu studieren - zunächst München, dann Berlin und schließlich das heimatliche Greifswald.
In Anklam war er als junger Referendar vorübergehend im Anwaltsbüro tätig. Doch erst nachdem er Assessor geworden war, entschloß er sich zur kommunalpolitischen Karriere.
Hierbei spielte die Erwägung eine entscheidende Rolle, daß der Kommunalbeamte sah, was er schaffte. Stettin war seine Anfangsstation. Ein Jahr später, er war gerade 28 Jahre alt, wurde er zum besoldeten Stadtrat in Magdeburg gewählt. Magdeburg galt gewissermaßen als Oberbürgermeisterfabrik. Nicht weniger als vier Kommunalpolitiker waren allein aus seiner Magdeburger Zeit Oberbürgermeister geworden: Paul Lindemann - Kiel, Heinrich Scholtz - Danzig, Hans Luther - Essen und Heinrich Sahm.[2]
In Magdeburg war er eifrig bemüht, in möglichst vielen Dezernaten beschäftigt zu werden, um einen umfassenden Einblick in die Verwaltung zu erhalten.
Sein Chef, Oberbürgermeister Dr. August Lentze, der später in Berlin lebte, hatte ihm in dieser Hinsicht das größte Entgegenkommen gezeigt. U. a. war er auch Dezernent für das Kaiser-Friedrich-Museum und von dieser Zeit datiert eigentlich sein starkes Interesse für alle Dinge, die irgendwie mit der Kunst zusammenhängen, vor allem für die Malerei.
Sechs Jahre dauerte seine Magdeburger Tätigkeit, dann wurde er auf Grund einer Bewerbung zum zweiten Bürgermeister der Stadt Bochum gewählt. Die stürmische Entwicklung des kommunalen Lebens im Industriebezirk brachte für sich reiche Erkenntnisse.
Der Erste Weltkrieg unterbrach aber seine Arbeit in Bochum, wo er übrigens für die Errichtung eines Heimatmuseums Sorge getragen hatte, und Sahm übernahm 1915 die Verwaltung der von deutschen Truppen besetzten Stadt Warschau. 1918 kehrte er nach Bochum zurück, aber nur für kurze Zeit, da er den Posten eines Geschäftsführers des Deutschen und Preußischen Städtetages in Berlin übernahm. Doch bald kam wieder die Sehnsucht nach praktischer Verwaltungsarbeit, und so folgte er 1919 einem Ruf als Oberbürgermeister nach Danzig. Damit ging der Wunsch seines Vorgängers Heinrich Scholtz, ihn einmal als seinen Nachfolger auf seinem Posten zu sehen, in Erfüllung.
Sahm führte die Verhandlungen in Paris über den Zukünftigen Status des Freistaats und seine Beziehungen zu Polen. Von 1920 bis 1931 war Sahm Präsident des Senats der Freien Stadt Danzig und von 1931 bis 1935 Oberbürgermeister von Berlin. Danach war er ab Mai 1936 Botschafter in Norwegen. Dort starb er an den Folgen einer Blinddarmoperation kurz bevor Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop ihn von seinem Posten abberufen wollte.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse
- Kriegsverdienstkreuz
Schriften
- Material zur Geschichte der Freien Stadt Danzig. A. W. Kafemann, Danzig 1930
- Sahm, Erinnerungen aus meinen Danziger Jahren 1919–1930. Johann Gottfried Herder-Institut, Marburg 1955 (als Manuskript gedruckt)
V. l. n. r.: Georg von Detten, Heinrich Sahm, Prinz August Wilhelm von Preußen, Hermann Göring, SA-Standartenführer Dr. Julius Lippert, Karl Ernst und Artur Görlitzer in Berlin am 30. April 1934