Reischle, Hermann
Hermann Reischle ( 22. September 1898 in Heilbronn; 25. Dezember 1993) war ein deutscher Politiker (NSDAP), SS-Führer und Volkswirt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Er war Sohn eines schwäbischen Weingärtners und wurde am 22. September 1898 in Heilbronn in Württemberg geboren. Während er noch in der Obersekunda des Heilbronner Realgymnasium die Schulbank drückte, brach der erste Weltkrieg aus.
Erster Weltkrieg
Auch Hermann Reischle, den Sechzehnjährigen, trieb es hinaus, doch erst nachdem er im Herbst 1916 sein Notabitur gemacht hatte, kam er als Kriegsfreiwilliger eines Füsilier-Regiments hinaus an die kämpfende Front. Er wurde mehrfach verwundet und im Juli 1918 zum Leutnant der Reserve ernannt. Durch Tapferkeit vor dem Feinde erring er sich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse sowie die Silberne und Goldene Württembergische Militärverdienstmedaille.
Weimarer Republik
1919 schloß er sich als Zeitfreiwilliger dem Studentenbataillon in Tübingen an und half mit, die Kommunistenaufstände im Ruhrgebiet und in Süddeutschland zu bekämpfen. Gleichzeitig studierte er an den Universitäten Tübingen und Berlin Volkswirtschaftslehrer. Er mußte sein Studium immer wieder unterbrechen, weil er in Freiwilligenformationen Dienst tat oder sich durch Werkstudentenschaft Geld verdienen mußte.
1923 gelang es ihm endlich, zum Dr.rer.pol. zu promovieren.[1] Er betätigte sich nun auf zahlreichen Gebietender deutschen Wirtschaft, lernt zunächst die Bankpraxis kennen, war dann wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Revision- und Verbändewesen und wurde 1924 handelspolitischer Referent und Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung beim Reichsverband des Deutschen Gartenbaues, später auch Vorstandsmitglied der Deutschen Gartenbau-Kredit AG.
Nach jahrelanger wirtschaftlicher Tätigkeit konnte er jetzt wieder auf dem Gebiet der Landwirtschaft arbeiten, aus dem er eigentlich stammte und für das er, der auch in jahrelangem Großstadtaufenthalt, nie die Verbundenheit mit dem Boden verlor, von jeher eine besondere Vorliebe hatte. Schon frühzeitig hatte sich Reischle der völkischen Bewegung angeschlossen; später gehörte er unter anderen auch dem Stahlhelm an und betätigte sich publizistisch in der völkischen und nationalsozialistischen Presse.
Nach seinem Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnr. 474.435) wurde er 1931 als Gartenbaureferent in die Landwirtschaftliche Abteilung der Reichsleitung berufen und im Sommer 1932 Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung des Agrarpolitischen Apparats der NSDAP. Schon zu dieser Zeit war er einer der treuesten Mitkämpfers von Richard Walther Darré und arbeitete mit ihm an den großen Plänen, die dieser später als Reichsminister einmal in die Tat umsetzen will.
Reischle trat 1932 in die SS ein (Mitgliedsnr. 101.350). Reischle gehörte als SS-Gruppenführer dem Stab Reichsführer SS Heinrich Himmler an.
Drittes Reich
Richard Walther Darré ernannte ihn in April 1933 zum Stabsleiter des Amts für Agrarpolitik bei der Reichsleitung und schließlich – nach seiner Berufung zum Reichsernährungsminister – zum Chef des Stabsamtes beim Reichsbauernführer und zum Sonderbeauftragten für Wirtschaftspolitik im Reichsnährstand. Bei der Bildung des Generalrats der Wirtschaft wurde Dr. Reischle auch Mitglied dieses Greniums, in dem er für den Reichsnährstand tätig war.
Er war Mitglied des Beirates der Deutschen Reichsbank und Deutschen Reichspost. Ferner war er Reichshauptamtsleiter des Hauptamts „Blut und Boden“ im Reichsamt für Agrarpolitik in München. Er gehörte 1935 zu den Gründungsmitgliedern des Ahnenerbes und war dort bis 1938 stellvertretender Kurator. Von 1935 bis 1938 leitete er mit Unterbrechungen das Rasseamt des Rasse- und Siedlungshauptamtes.
Reischle trat am 5. Dezember 1940 im Nachrückverfahren für den verstorbenen Eugen von Quadt-Wykradt-Isny als Abgeordneter in den nationalsozialistischen Reichstag, dem er bis zum Ende des Dritten Reich im Frühjahr 1945 als Vertreter des Wahlkreises 31 (Württemberg) angehörte. Außerdem war Reischle Mitglied des Generalrates der Wirtschaft. Ab August 1942 nahm er als Hauptmann der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil.
Schriften
- Das Effektengeschäft der deutschen Kreditbanken von Kriegsbeginn bis Dezember 1922. Mit besonderer Berücksichtigung der Lage der Produktion und der Wirkung des Währungsverfalls, 1923 (Dissertation)
- Aufgaben und Aufbau des Reichsnährstandes, 1934 (mit Wilhelm Saure)
- Reichsbauernführer Darré, der Kämpfer um Blut und Boden, eine Lebensbeschreibung, 1935
- Eine Burg des deutschen Geistes, in: Germanien 8, S. 331-334
- Was will das deutsche Ahnenerbe?, in: Germanien 8, S. 337-338
- Volkstum als Erbe. Vortrag auf der Reichstagung der NS-Kulturgemeinde München, in: Nationalsozialistische Monatshefte 7, S. 683-694
- Landflucht und Landarbeiterfrage. Rede des Reichshauptamtsleiters der NSDAP., Dr. Hermann Reischle vor dem Januar-Lehrgang der Kommission für Wirtschaftspolitik der NSDAP am 27. Januar 1938 in München, 1938
- Der Weg der NS- Wirtschaft, in: Odal, Oktober 1939, S. 873
- Kann man Deutschland aushungern?, 1940., Schriftenreihe der NSDAP
- Der Volkswirtschaftliche Ausgleich zwischen Stadt und Land, 1942
Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Württembergische Militärverdienstmedaille in Silber und Gold
- SA-Wehrabzeichen
Fußnoten
- Geboren 1898
- Gestorben 1993
- Deutscher Hauptmann
- Deutscher Politiker
- Deutscher Publizist
- Stahlhelm-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- SS-Mitglied
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Hauptmann (Heer der Wehrmacht)
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger der Württembergischen Militärverdienstmedaille