Herzdame
Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Herzdame |
Originaltitel: | L’entraîneuse |
Produktionsland: | Frankreich |
Erscheinungsjahr: | 1939 |
Laufzeit: | 95 Minuten |
Sprache: | Französisch |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Albert Valentin |
Drehbuch: | Charles Spaak |
Produktionsleitung: | Paul Martin |
Kamera: | Günther Rittau |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Michèle Morgan | Suzy |
Gilbert Gil | Pierre Noblet |
Andrex | Marcel |
Gisèle Préville | Lucienne Noblet |
René Génin | Professor |
Herzdame (frz. L’entraîneuse) ist ein französischer Spielfilm von 1939. Die deutsche Erstaufführung fand am 2. Juni 1939 statt.
Handlung
Dieser Film muß bei uns einen durchaus zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Das Thema selbst nämlich erscheint uns zweifellos der durchaus interessanten und immer künstlerischen Getaltung kaum wert. Es ist die inzwischen etwas abgeklapperte Geschichte eines Animiermädchens in einer üblen Neppbar, die sich jeden Abend für eine Flasche Champagner jedem an den Hals wirft.
Sie aber leidet darunter, sie hat nur eine Sehnsucht: raus aus dem Sumpf, so schnell wie möglich in eine bürgerlich-behagliche Atmosphäre fliehen, ein Heimchen am Herd werden, um schließlich als kreuzbraves Hausmütterchen im Kreise der Kinderehen ihr bis dato frivoles Leben zu beschließen. Sie tut auch diesen Versuchssprung ins Bürgerliche, aber die Vergangenheit verfolgt sie, und so geht sie wieder dahin, wo sie hergekommen ist und wo sie nun auch unbedingt hingehört: in das Tingeltangel „Herzdame“.
Wir also sollen nun eine stille Mitleidsträne aus unserem Augenwinkel drücken und denken: wie hart ist doch das „flüssige Brot“ der Animiermädchen, wie schrecklich muß es sein, so Nacht für Nacht sich fremden Männern zu nähern, nur damit diese eine beträchtliche Zeche machen, und wie bitter muß es sein, dorthin wieder zurückzukehren, nachdem man einmal gesehen hat, wie gut und schön die „andere Welt“ ist. Ja, und ginge man diesem Gedankengang nach, dann käme man zu dem Resultat, daß diese Mädchen eigentlich gar nichts dafür können, sondern Opfer sozialer Umstände sind, womit dann das Pferd beim Schwanz aufgezäumt wäre, denn so ist es nun einmal mitnichten.
Millionen junger Mädchen, die arm waren oder arm sind, verfielen nämlich überall und zu allen Zeiten, so sie wollten und mutig und entschlossen waren, auf etwas ganz anderes, worauf aber diese Animiermädchen niemals kommen können: auf Arbeit nämlich. Auf richtige Arbeit, bei der man sich zwar die Hände schmutzig macht, aber sonst sauber bleibt. Uns interessieren diese anrüchigen Barmädchen „seelisch“ in keiner wie immer gearteten Weise, womit gar keine falsche Moral gepaukt werden soll, denn das wäre billig und unangebracht.
Aber wir sehen nun einmal Menschen und Dinge aus unserer Weltanschauung, und in unserer Weltanschauung ist nun einmal kein Mitleid für diese „Verlorenen“ vorhanden, und es ist auch nicht auf dem filmliterarischen Schleichpfad zu erringen. Von diesen grundsätzlichen Einwendungen gegen das Drehbuch von Charles Spaak abgesehen, muß mit aller Anerkennung festgestellt werden, daß hier ein sehr abgetönter Film entstanden ist. Es muß auch auf die hervorragenden Originaldialoge hingewiesen werden, auf viele reizende oder verblüffend gut gesehene und geschilderte Einzelheiten, die ebenso wie die Schauspielerführung durch Albert Valentin zum größten Tell auf dessen Konto kommen. Die verschiedenen Typen sind unheimlich echt: der philosophierende Dorfschullehrer, der mit Ehrenämtern beladene Spieler, der doch nur eine jämmerliche Figur ist, der geschniegelte Gauner, der eisige und scheinbar phlegmatische Kriminalkommissar. Hinzu kommt die Schilderung dieses Sommerferienparadieses, das wahrhaftig einen Erholungstraum für jeden Zuschauer bedeutet.
Günther Rittau, der deutsche Kameramann, hat den Film brillant photographiert, und es wird kultiviert und sicher gespielt: Michele Morgan, Gisele, Gilbert Gil, René Génin seien genannt. Die Zuschauer nahmen den französischen Film, der mit einkopierten deutschen Titeln lief, mit Spannung und Interesse auf.