Horst Mahlers Presseerklärung vom 4. August 2011
In einer Presseerklärung vom 4. August 2011 nahm der BRD-Regimekritiker Horst Mahler zur Lügenhetze gegen ihn und angebliche Stasi-Vorwürfe Stellung.
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- Horst Mahler
- Anton-Saefkow-Allee 22c
- 14772 Brandenburg
- am 4. August 2011
Information für die Presse betreffend meine angebliche Stasi-Mitarbeit
Ich habe zu keinem Zeitpunkt wie auch immer für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR gearbeitet.
Die Behauptung, ich hätte die Zusammenarbeit mit der Stasi „gestanden“, ist frei erfunden und wird für den Urheber juristische Konsequenzen haben.
Ich habe auch nicht beobachtet, daß das MfS der DDR versucht hat, mich für eine Mitarbeit zu gewinnen. Dagegen hat die CIA – erfolglos – einen solchen Versuch unternommen. Vermutlich ist dieser Versuch beim Innensenator des Landes Berlin dokumentiert.
Seit der Kuba-Krise (1962) habe ich in Westberlin mit einem politischen Freundeskreis intensiv für das Vorhaben geworben, Westberlin zur „Drehscheibe“ eines offenen west-östlichen Dialogs auszubauen. An der Erarbeitung dieses Konzepts war mein damaliger engster politischer Freund, Walter Barthel, beteiligt, der in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts für die Außerparlamentarische Opposition in Westberlin Außerordentliches geleistet hat. Nach dem Zusammenbruch der DDR ist Barthel laut DER SPIEGEL als Doppelagent (für das MfS und den BND) enttarnt worden, ich hatte von der Geheimdiensttätigkeit meines Freundes keine Kenntnis.
Zu damaliger Zeit habe ich mich – insbesondere auch öffentlich – dafür eingesetzt, die SEW als Dialog-Partner zu fairen Bedingungen in Westberlin in den politischen Willensbildungsprozeß einzubinden. Diese Anstrengungen brachten vielfältige Kontakte zu Journalisten und Parteifuntkionären „der anderen Seite“ mit sich. Ich wurde auch mehr oder weniger regelmäßig von den in Westberlin akkreditierten Vertretern der sowjetischen Nachrichtenagenturen TASS und Novosty zu Gesprächen aufgesucht.
In den bewegten Ostertagen 1968 (nach dem Mordanschlag auf Rudi Dutschke) gestaltete sich mein Verhältnis zum Vorsitzenden der SEW, Gerd Danelius, fast freundschaftlich. Von diesem erfuhr ich, welche Berichte über meine politische Tätigkeit auf dem Schreibtisch von Erich Honecker landeten. Auf dem Höhepunkt der Turbulenzen von 1968 ordnete Danelius zu meiner Unterstützung ein Mitglied des Parteivorstandes der SEW (Herrn Teske??) als meinen „persönlichen Sekretär“ ab mit der Aufgabenstellung, meine Termine zu koordinieren.
Als sich vor diesem Hintergrund im Jahre 1968 die gegen meine Person gerichtete Medienhetze verschärfte, bot mir der „Kronjurist“ der DDR-Regierung, der Kollege Friedrich K. Kaul, eine Dozentur an der Humboldt-Universität an, um mich und meine Familie auf diese Weise in „Sicherheit“ zu bringen. Ich habe dieses Angebot im Einvernehmen mit meiner damaligen Ehefrau abgelehnt.
Es ist sicher kein Zufall, daß der vermeintliche „Stasi-Verdacht“ gegen mich gerade in diesen Tagen in großer Aufmachung hochgespielt wird. Offensichtlich soll damit ein Gegengewicht gegen den Eindruck gesetzt werden, den der vor einigen Tagen im ARD-Fernsehen ausgestrahlte mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm „Die Anwälte“ von Birgit Schulz in einer breiten Öffentlichkeit hinterlassen hat.
Bemerkenswert ist der Umstand, daß auch diesmal wieder die Höhe der gegen mich ausgesprochenen Freiheitsstrafen (12 Jahre – durch nachträgliche Gesamtstrafenbildung auf 10 Jahre und 2 Monate zurückgeführt) sowie die zugrundeliegenden „Taten“ – ausschließlich Meinungsäußerungen, im Verborgenen gehalten werden.
Um dieses Intrigenspiel bestimmter Medien zu durchkreuzen, sollte die Öffentlichkeit darauf bestehen, daß die Generalstaatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin das vollständige Protokoll meiner Vernehmung im wiederaufgenommenen Ermittlungsverfahren gegen Kurras veröffentlicht. Die Vernehmung erstreckte sich über 5 Stunden.
Abschließend verweise ich darauf, daß die mich angeblich als IM belastenden Karteikarten in Presse-Kreisen seit Jahren bekannt sind.
- Horst Mahler