Howaldt-Werft
Der Name Howaldt ist als Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) verbunden mit der Hafenstadt Kiel und der Geschichte des deutschen Schiffsbaus. In den 1½ Jahrhunderten des Howaldtschen Schiffbaus zwischen Georg Howaldts Werft von 1865 bis zum Ende von HDW 2012 spiegeln sich Ideenreichtum, Wirtschaftsaufschwung und -krise wie auch eine Verwahrlosung globalisierten Unternehmergeistes und gewerkschaftlicher „großer Politik“ wider.
1838 wurde die Maschinenbauanstalt und Eisengießerei Schweffel & Howaldt gegründet. Schwerpunkt war die Herstellung von landwirtschaftlichen Geräten. Nach dem Ausscheiden der Familie Schweffel aus dem Unternehmen 1879 folgte 1889 der Zusammenschluß mit der 1865 gegründeten Werft des Bruders Georg. 1909 übernahm ein Mannheimer Turbinenbauer die Aktienmehrheit, 1910 schieden Howaldt aus dem Unternehmen aus. Zwischen 1910 und 1918 war die Kaiserliche Marine Hauptkunde der Werft. 1924 wurde das Werk wiederum verkauft, diesmal an die Rombacher Hüttenwerke. Das Unternehmen wurde 1926 liquidiert und als Howaldtswerke AG neu gegründet. 1929/30 expandierten die Kieler und kauften Werften in Hamburg auf. In der Zeit wurden Fischtrawler und Hafenschlepper für die Sowjetunion gebaut. 1938 bis 1943 wurden Teile des Unternehmens mit dem Marinearsenal zur Kriegsmarinewerft zusammengelegt und der Firmensitz nach Hamburg verlegt. Gebaut wurde für das deutsche U-Boot-Programm. 1945 wurde die Schiffbauanlage in Kiel als Reparaturwerft am Kaiser-Wilhelm-Kanal nicht demontiert. 1950 begann man wieder mit dem Neubau von Schiffen, davon viele für den Reeder Aristoteles Onassis. Ab 1953 wurden die Werke in Hamburg und Kiel jeweils eigenständig geführt und 1955 die Kieler Howaldtswerke mit den Deutschen Werken Kiel vereinigt. Neben Tankern wurden Fischereifabrikschiffe, ebenfalls für die Sowjetunion, gebaut. Ende der 1950er Jahre wurden die Werke von der Aufsicht durch das Bundesfinanzministerium in die Aufsicht durch die bundeseigene Salzgitter AG überführt. In den 1960er Jahren bereiteten Überkapazitäten im Schiffbau und die Subventionierung v. a. in Japan immer mehr Probleme. Zugleich verstärke sich die gewerkschaftliche Arbeit durch die SPD und kommunistische Gruppen. Die Betriebszeitungen dieser Zeit lassen reichlich Einblick zu. 1968 fusionierten daher die Howaldtswerke Hamburg, Kiel und die Deutsche Werft zur Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW). Im Zuge des Werftensterbens der 1980er Jahre wurde der Standort Hamburg geschlossen. 1991 wurden von der Preussag (ehemals Salzgitter AG) die Anteile des Bundeslandes Schleswig-Holstein aufgekauft und die HDW zu einem rein privaten Unternehmen gemacht. Durch Werftaufkäufe in Griechenland und Schweden wurde HDW internationalisiert. 1999 wurden die Aktien der Preussag an die Babcock Borsig AG verkauft, die 2002 nach einem Geschäft mit dem Finanzinvestor OEP in Insolvenz ging und die HDW-Anteile an die nordamerikanische OEP verkaufte. 2005 wurden HDW und die Werften von ThyssenKrupp zusammengelegt. Mit der Finanzkrise 2008 brach der Containerschiffbau ein. Der zivile Schiffbau wurde verkauft und der militärische Bereich unter ThyssenKrupp Marine Systems GmbH (TKMS) zusammengefaßt. Auch hier hält OEP 25 % der Anteile. Schiffbau bedeutet dabei heutzutage die Entwicklung durch deutsche Ingenieure und Bau in den Auftragsländern bzw. den Bau des Typschiffs mit beteiligten Fachkräften des Auftraggebers und der Kiellegung der folgenden Bestellungen im Auftragsland. Seit 2012 heißt die Traditionswerft in Kiel TKMS. Der Name Howaldt, HDW, ist Geschichte.
Zur Produktionsgeschichte gehören 1849 der erste Schiffskessel, 1851 Bau des U-Bootes Brandtaucher von Wilhelm Bauer, 1865 Dampfer Vorwärts, 1911 erstes deutsches Hochseedieselschiff, 1912 Tanker Jupiter und zwei Katapultschiffe für die Lufthansa. Eine Spezialität war der Bau von Docks und Containerschiffen. U-Boote dieselelektrisch und mit Brennstoffzellen werden gegenwärtig und fast ausschließlich gebaut.
Literatur
- Bock, Bruno: Gebaut bei HDW - Howaldtswerke - Deutsche Werft AG 150 Jahre. 1988.
- Held, Hermann Josef: 100 Jahre Howaldt. 1938.
- Meyer, Hans: Die Schiffe von Howaldt und HDW / The Ships of Howaldt and HDW. Band 1: Neu- und Umbauten der Kieler Howaldtswerke AG von 1945 bis 1967 / Volume 1: New and Converted Vessels Built by Kieler Howaldtswerke AG between 1945 and 1967. 2013.
- Ostersehlte, Christian: Von Howaldt zu HDW - 165 Jahre Entwicklung von einer Kieler Eisengießerei zum weltweit operierenden Schiffbau- und Technologiekonzern. 2004.
- Rohweder, Jürgen: 175 Jahre: Kieler Schiffe für die Welt. In: MarineForum. Heft 12. 2013. S. 28-31.