Birnbaum, Immanuel

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Immanuel Birnbaum (* 12. August 1894 in Königsberg; † 22. März 1982 in München) war ein jüdischer Journalist und Publizist.

Werdegang

Immanuel Birnbaum, evangelisch, war der Sohn des jüdischen Komponisten und Musikhistorikers Eduard Birnbaum und einer deutschen Protestantin. Er studierte in Freiburg, Königsberg und München Staatswissenschaft, öffentliches Recht und Philosophie und war danach als Hochschulassistent an der Universität München und Kiel tätig.

Wirken

Immanuel Birnbaum hatte sich schon zur Kaiserzeit, 1917, der SPD angeschlossen. In der Weimarer Republik wirkte er als Chefredakteur sozialdemokratischer Organe.[1]

Den Ersten Weltkrieg machte Birnbaum in einem bayerischen Infanterie-Regiment mit und wechselte nach seiner Heimkehr im Jahre 1919 aus der Hochschullaufbahn in den Beruf des Journalisten über. Politisch stand er den Sozialdemokraten nahe, wenn er auch der marxistischen Ideologie ebenso fernblieb wie dem Zionismus.[2]

Immanuel Birnbaum wurde 1919 zunächst Chefredakteur des „Bremer Volksblatt“ und redigierte dann von 1920 bis 1927 in der Folge als Nachfolger von Paul Löbe die „Breslauer Volkswacht“. Ab 1927 schrieb er viele Jahre hindurch als „Auslandskorrespondent in Warschau“ für angesehene österreichische und deutsche Blätter wie die „Vossische Zeitung“ und die „Frankfurter Zeitung“, außerdem war er dort von 1935 bis 1938 Presseattaché an der österreichischen Gesandtschaft in Breslau (Presseattaché an der österreichischen Botschaft in Warschau 1935-1938 und 1947-1949).[3]

1939 ging er über Finnland nach Schweden und wirkte dort als Korrespondent für schweizerische und finnische Blätter. Dort wurde er wegen Kontakte zur „Rickmann-Bande“ verhaftet (Sabotagesprengungen gegen die für Deutschland lebenswichtigen Erzzufuhren aus Skandinavien). In all diesen Jahren befaßte sich Birnbaum vorwiegend mit Fragen des europäischen Ostens und zwar von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu kulturellen Problemen. Er galt später als einer der besten Kenner östlicher Fragen unter den deutschen Publizisten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Birnbaum zunächst wieder nach Warschau, wo er namentlich für Schweizer Blätter arbeitete und von 1947 bis 1949 wieder österreichischer Presseattaché war. Er wurde jedoch 1949 ausgewiesen und schrieb nun von Wien aus auch für verschiedene deutsche Zeitungen, darunter die „Süddeutsche Zeitung“. 1949 kam Birnbaum in die Bundesrepublik. Die „Süddeutsche Zeitung“ berief ihn dann im Frühjahr 1953 zum „Leiter ihres außenpolitischen Ressorts“, das er bis November 1972 leitete. Zu diesem Zeitpunkt schied er aus der Leitung des außenpolitischen Ressorts der Zeitung aus. Mitglied der Chefredaktion war er von 1962 bis 1976, zuletzt als eine Art „elder statesman“. Auch nach seinem Ausscheiden schrieb er weiter Beiträge, vor allem zu Fragen der Außenpolitik, für die Zeitung.

Immanuel Birnbaum bekleidete Schlüsselpositionen in Politik und Publizistik der Bundesrepublik. Er wirkte ab 1960 als stellvertretender Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, war Mitbegründer der „Deutsch-Polnischen Gesellschaft“ und half maßgeblich, 1969 die sogenannte „neue Ostpolitik“ Brandts einzufädeln.[1]

Birnbaum unternahm große Reisen in der ganzen Welt und hielt zeitweilig noch Vorlesungen an der Hochschule für Politische Wissenschaften und an der Universität München. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung charakterisierte Birnbaum einmal als einen „ungemein witzigen, höchst amüsanten Zeitgenossen, einen Ausbund an Erfahrung, Wissen, Belesenheit und Bibelfestigkeit“.

Familie

Immanuel Birnbaum war ab 1949 mit Lidia, geb. Orszanowska, verheiratet und hinterließ vier Kinder — zwei Söhne aus erster und einen Sohn und eine Tochter aus zweiter Ehe. Er starb am 22. März 1982 im Alter von 87 Jahren in München.[3]

Veröffentlichungen

„Die 3. polnische Republik“ (1945, schwedisch; Neuauflage 1977), „Kleine Geschichte der Sowjetunion“ (1959). 1968 erschien Birnbaums Buch „Entzweite Nachbarn - Deutsche Politik in Osteuropa“, in dem er den „historischen Hintergrund jeder gegenwärtigen und künftigen deutschen Ostpolitik“ untersuchte. 1974 veröffentliche Birnbaum seine Erinnerungen unter dem Titel „Achtzig Jahre dabeigewesen“, außerdem gab er 1977 die Sammelschrift „Im Prinzip Freiheit“ heraus.

Auszeichnungen

  • 1960: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
  • 1970: Theodor-Wolff-Preis, vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (6000 Euro dotiert). Der Preis erinnert an den langjährigen jüdischen Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“, Theodor Wolff.
  • 1971: Bayerischer Verdienstorden
  • 1972: Königlicher Wasa-Orden, Schweden
  • 1973: Orden des Löwen von Finnland

Literatur

  • Immanuel Birnbaum: Die Entstehung der studentischen Selbstverwaltung in Deutschland 1918/19. in: Victor-Emanuel Preusker (Hg.): Festschrift für Hermann Wandersleb zur Vollendung des 75. Lebensjahres, Bonn 1970, S. 37–48.

Verweise

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  2. Internationales Biographisches Archiv 31/1982
  3. 3,0 3,1 Munzinger-Archiv GmbH, 1982