Königsberg

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Königsberg

Wappen von Königsberg
Staat: Deutsches Reich
Gau: Ostpreußen
Landkreis: Kreisfreie Stadt
Provinz: Ostpreußen
Einwohner (1939): 360.577
Koordinaten: 54° 44′ N, 20° 29′ O
Flucht.jpg
Königsberg befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Rußland vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.

Königsberg ist eine deutsche Stadt und die Hauptstadt sowohl Ostpreußens als auch des gleichnamigen Regierungsbezirks. Die Hansestadt liegt an der äußersten Südgrenze Samlands am Fluß Pregel, 7 km vor dessen Einmündung in das Frische Haff.

Zusammenfassung

Karte der Stadt Königsberg von 1809
Lage in Ostpreußen

Die Stadt Königsberg wurde 1255 gegründet und zu Ehren des Königs Ottokar II. von Böhmen Königsberg genannt. Sie war von 1457 bis 1525 die Residenz des Hochmeisters des Deutschen Ordens und von 1525 bis 1618 der preußischen Herzöge.

Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte und 1968 gesprengte Schloß, ein Viereck von 110 Länge und 70 m Breite bildend, lag auf einer kleinen Anhöhe. In der Schloßkirche wurden Friedrich I. 1701 und Wilhelm I. 1861 zu preußischen Königen gekrönt. Königsberg wurde von britischen Terrorbombern im August 1944 größtenteils zerstört.

Der historische Stadtkern, bestehend aus den Stadtteilen Altstadt, Löbenicht und Kneiphof, wurde praktisch vollständig vernichtet. Darunter der Königsberger Dom, das Schloß, sämtliche Kirchen der Innenstadt, die alte und die neue Universität sowie das alte Speicherviertel. Etwa 200.000 Königsberger wurden obdachlos.

Die Ende Januar 1945 abgeschnittene und zur Festung erklärte Stadt verteidigte sich drei Monate lang, ehe sie von sowjet-bolschewistischen Truppen, trotz heldenhafter Gegenwehr unter General Otto Lasch, erobert wurde. Die deutsche Militärführung der Stadt ergab sich den sowjetischen Einheiten erst am 9. April 1945.

In der Folgezeit wurde von russisch-bolschewistischen Horden ein ununterbrochenes, über ungefähr sechs Wochen, Tag und Nacht andauerndes Foltern, Vergewaltigen und Morden der verbliebenen deutschen Bevölkerung abgehalten. (→ Völkermord)

Als 1948 die letzten Deutschen aus der nun schon völkerrechtswidrigKaliningrad“ genannten deutschen Stadt deportiert wurden, waren von geschätzten 110.000 Menschen am Tag der Kapitulation nur noch knapp 15.000 am Leben. Im Jahre 1939 hatte die Stadt einmal 372.000 deutsche Einwohner gehabt.

Seit der vorübergehenden völkerrechtswidrigen Annexion durch Rußland, der damaligen Sowjetunion im Jahre 1945 und der anschließenden restlichen Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus ihrer Heimat befindet sich derzeit diese ostpreußische Stadt unter russischer Verwaltung.

Erdkunde

Das Stadtgebiet Königsbergs liegt zu beiden Ufern des Flusses Pregel, der ca. 7 km weiter flußabwärts in das Frische Haff einmündet. Dieses wiederum wird durch die schmale Halbinsel der Frischen Nehrung von der Ostsee abgegrenzt. Durch den Königsberger Seekanal zum 50 km entfernten Hafen Pillau besteht eine direkte Verbindung zum Meer. Auf dem Straßen- bzw. Schienenweg ist die Reichshauptstadt Berlin etwa 650 km entfernt.

Stadt Königsberg

Wappen

Das Stadtwappen zeigt die drei Stadtwappen unter dem preußischen Adler als vereinigendes Siegel. Der Adler trägt die Initialen FRW (Friedrich Wilhelm Rex) auf der Brust, darüber die Königskrone Preußens und auf dem Haupt die Herzogskrone des Landes. In der Mitte steht das Wappen Altstadts: oben in Silber eine rote Krone, unten ein silbernes Kreuz in rotem Feld; links das Wappen der ehemaligen Stadt Löbenicht, zwischen zwei Sternen eine Krone; rechts das der ehemaligen Stadt Kneiphof: in Grün eine aus Wellen aufsteigende Hand mit goldener Krone, jederseits begleitet von einem abgewendeten goldenen Hifthorn. Es wurde 1724 Friedrich Wilhelm I. zur Vereinigung als Siegel gestiftet und wurde 1906 vom Magistrat zum Stadtwappen erklärt.

Das Wahrzeichen der Stadt war bis zu seiner sinnlosen Verwüstung durch englische Terrorbomber der Royal Air Force und der nachfolgenden endgültigen Zerstörung durch die Russen das Königsberger Schloß.

Geschichte

Krönung Friedrichs I. in der Schloßkirche zu Königsberg, Blick nach Süden, unterm Baldachin Königin Charlotte

Zeittafel der Stadt Königsberg

Die Eidesleistung von Wilhelm I. bei der Krönung in der Schloßkirche zu Königsberg, Blick nach Norden, unterm Baldachin Königin Augusta; gemalt von Adolf von Menzel
  • 1255: Der Deutsche Orden erbaut die Burg Königsberg.
  • 1262: Belagerung der Burg durch die aufständischen Prußen
  • 1286: Gründung der Altstadt
  • 1300: Gründung des Löbenicht
  • 1327: Gründung des Kneiphofs
  • 1457: Königsberg wird Residenz der Hochmeister des deutschen Ordens.
  • 1525: Königsberg wird Hauptstadt des Herzogtums Preußen.
  • 1544: Herzog Albrecht gründet am 20. Juli die Königliche Albertus-Universität zu Königsberg, „Albertina“ und führt den evangelischen Glauben ein.
  • 1660: Der Große Kurfürst zerschlägt den Königsberger Aufstand und legt die Zwingfeste Friedrichsburg an.
  • 1701: Am 18. Januar Köningskrönung Friedrichs I.
  • 1724: Vereinigung der drei Städte (Altstadt, Kneiphof und Löbenicht) zu Königsberg
  • 1758–1762: Russische Okkupation und Huldigung der Kaiserin Elisabeth
  • 1807: Königsberg wird von Franzosen besetzt.
  • 1808–1809: Preußische Reformen in Königsberg beraten und erlassen
  • 1844: König Friedrich Wilhelm IV. legt den Grundstein für die Neue Universität am Paradeplatz.
  • 1861: Am 18. August Krönung König Wilhelms I.
  • 1919: Ostpreußen wird vom Reich abgeschnitten (sogenannter Versailler Vertrag).
  • 1920–1941: Deutsche Ostmesse in Königsberg
  • 1933: Am 12. März erlangt die NSDAP in der Stadtverordnetenwahl die absolute Stimmenmehrheit.
  • 1944: August. Zwei Nachtangriffe (26./27. August und 29./30. August) durch englische Terrorflieger der Royal Air Force zerstören Königsberg schwer.
  • 1945: Am 9. April kapituliert der Kommandant Otto Lasch.
  • 1947–1948: Vertreibung der letzten 25.000 Deutschen

Um 100 vor der Zeitrechnung wanderten die Goten in das Gebiet an und östlich der Weichselmündung ein und blieben dort bis ins 2. bis 3. Jh. n. d. Z. Ihre materielle Hinterlassenschaft (Wielbark-Kultur) zeigt eine Mischung aus skandinavischen und anderen Elementen. Ansonsten wohnten an der Südostküste der Ostsee damals Balten, von den antiken Autoren Aesti genannt. Im 10. Jahrhundert wurde der Stammesname Bruzi (Prußen) erwähnt. Nach vergeblichen Versuchen, die Prußen zu unterwerfen und zu christianisieren, wandte sich der polnische Seniorherzog Konrad von Masowien um Hilfe gegen die Prußen an den Deutschen Orden, der sich von ihm als Vorleistung für die Zurückwerfung das Culmer Land und alle zukünftigen Eroberungen vermachen ließ. 1231 begann der Deutsche Orden mit der Unterwerfung der Prußen. Während diese durch den Eroberungskrieg stark dezimiert wurden, rief der Orden deutsche Siedler ins Land.

Deutscher Orden

Kant-Denkmal in Königsberg: Das Standbild Immanuel Kants, des größten Sohnes der ostpreußischen Hauptstadt, wurde von Christian Daniel Rauch geschaffen und von Hermann Gladenbeck 1857 gegossen. Seit 1945 gilt es als verschollen. 1992 wurde eine Nachbildung des Monuments in Königsberg errichtet.[1]

Das Gebiet der späteren Stadt an der Ostsee war um das Jahr 1000 n. d. Z. von den zu den Balten gehörenden heidnischen Prußen bewohnt. Der Deutsche Orden, der seit den 1220er Jahren die Christianierung der Balten betrieb, errichtete 1254 auf Anregung des beim Kreuzzug mitwirkenden böhmischen Königs Ottokar II. anstelle der eroberten und zerstörten prussischen Burg Tvankste oder Tuwangste zum Schutz und Trutz gegen die heidnischen Prußen zunächst eine hölzerne Burg. Diese provisorische Befestigung, Conigsberg genannt, wurde bis 1257 in einen Steinbau umgewandelt.

Das Schloß ist ein längliches Rechteck, 104 m lang und 66,8 m breit, sein Baubeginn war 1255. Es war später Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens und ab 1525 Residenz der Herzoge von Preußen.

Im Umfeld der Burg entstanden drei Ordensstädte namens Altstadt, Löbenicht und Kneiphof, die jeweils eine eigene Verwaltung hatten und ihre Befestigung, einen Markt und eine Kirche erhielten. Ihre Bürger waren Deutsche. Allgemein wird das Jahr 1255 als Entstehungsjahr der Gesamtstadt angesehen. Die Altstadt wurde 1256 im Gebiet des späteren Steindammes angelegt und wurde nach der Zerstörung durch die Prußen im Jahre 1263 in dem Tal unterhalb des Schloßberges wieder aufgebaut. Sie erhielt 1286 das Stadtrecht und wurde 1340 Mitglied der Hanse.

Die Kneiphofinsel war seit 1322 geistlicher Bezirk, für den zwischen 1330 und 1380 der Dom errichtet wurde. Im Inneren befanden sich Grabdenkmäler, darunter das des Markgrafen Georg Friedrich und des Kanzlers v. Kospoth.

Nach dem Verlust der Marienburg 1457 wurde die Burg Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens.

Preußen

Königsberg 1937
Nachbildung des Kant-Denkmals

1701 wurde das Herzogtum Preußen zum Königreich erhoben und Kurfürst Friedrich III. krönte sich am 18. Januar in der Königsberger Schloßkirche als Friedrich I. zum König in Preußen. Friedrich der Große konnte sich 1772 König von Preußen nennen. Mit dem Erwerb des preußischen Königstitels setzte sich für die vom brandenburgischen Kurfürsten bzw. König in Preußen regierten Territorien die Bezeichnung Königlich preußische Staaten, kurz Preußen, durch, so daß 1701 Preußen i. S. des preußischen Gesamtstaates entstand. „Preußen“ ist somit politisch aus dem hohenzollernschen Brandenburg hervorgegangen, verdankt aber seinen Namen dem östlichen Preußen um Königsberg.

1724 wurden am 13. Juni die drei Städte Altstadt, Kneiphof und Löbenicht zur Stadt Königsberg vereinigt. Im selben Jahr wurde in Königsberg der wohl berühmteste Sohn der Stadt, der Philosoph Immanuel Kant geboren. Kant soll in seinem Leben kaum einmal seine Heimatstadt verlassen haben. Durch ihn wurde die Königsberger Universität zu einem Zentrum der Philosophie.

1730 wurde in Königsberg Johann Georg Hamann geboren, den man den Magus des Nordens nannte. Er war Philosoph und Schriftsteller. Der Schriftsteller, Musiker, Komponist und Jurist E. T. A. Hoffmann wurde 1776 in Königsberg geboren.

Um 1800 zählte Königsberg mit etwa 60.000 Einwohnern zu den größten deutschen Städten.

Auch in den Napoleonischen Kriegen war Ostpreußen mit Königsberg und Memel wichtiger Schauplatz, als Flucht- und Rückzugsgebiet der preußischen Armee und des Königs nach den Niederlagen gegen Napoleon 1807. Nach der Niederlage der Armee Napoleons in Rußland begann von Ostpreußen aus die organisierte Befreiungsbewegung gegen Napoleon, als am 30. Dezember 1812 die Militärkonvention von Tauroggen zwischen dem preußischen General Yorck von Wartenburg und dem Befehlshaber in russischen Diensten Hans Karl von Diebitsch unterzeichnet wurde.

1829 wurden die beiden Provinzen Ost- und Westpreußen als „Provinz Preußen“ mit der Hauptstadt Königsberg vereinigt. 1860 wurde der Bau der Preußischen Ostbahn, die Königsberg an Berlin anschloß und die Stadt zu einem wichtigen Knotenpunkt im innereuropäischen Verkehr machte, vollendet.

Wilhelm I. ließ sich am 18. Oktober 1861 in der Schloßkirche wieder in Königsberg zum König krönen. Die eigens für die Zeremonie angefertigten Kronkarkassen sind im Zweiten Weltkrieg verschollen. Er ließ sich ein Palais bauen, das später als archäologisches Museum genutzt wurde.

1844 wurde anläßlich des 300. Jubiläums der Universität der Grundstein für die Neue Universität gelegt, sie wurde 1865 nach Stülers Plänen vollendet. Die Börse wurde nach dem Plan von H. Müller aus Bremen im italienischen Renaissancestil erbaut und 1875 vollendet.

Weimarer Republik

Durch den sogenannten Versailler Vertrag war Ostpreußen vom übrigen Reichsgebiet durch den „polnischen Korridor“ abgetrennt, was insbesondere zu großen wirtschaftlichen Problemen führte. Diese wurden durch eine gezielte Wirtschaftspolitik (siehe Ostmesse) und andere Maßnahmen (siehe Seedienst Ostpreußen) gemildert.

Die Zahl der Einwohner belief sich im Jahre 1900 mit der Garnison (ein Grenadierregiment Nr. 1, ein Grenadierbataillon Nr. 3, zwei Battaillone Infanterie Nr. 43, ein Kürassierregiment Nr. 3, zwei Regimenter Feldartillerie Nr. 16 und 52, ein Fußartillerieregiment Nr. 1, zwei Pionierbataillone Nr. 1 und 18 sowie ein Trainbattaillon Nr. 1 auf 189.483 Personen, davon waren 8.465 Katholiken und 3.975 Juden.

In der Stadt waren 18 Konsulate fremder Staaten.

Im Jahr 1920 eröffnete Reichspräsident Friedrich Ebert im Königsberger Tiergarten die erste Ostmesse, die bis 1941 regelmäßig abgehalten wurde. 1919 wurde der von Hans Hopp entworfene erste zivile Flughafen Deutschlands in Königsberg-Devau in Betrieb genommen. Die Eröffnung des neuen Hauptbahnhofes am südlichen Stadtrand im Jahre 1929 ermöglichte die Umgestaltung des ehemaligen Bahnhofsgeländes.

Seit dem 1. April 1905 bestand die Stadt auch aus den eingemeindeten Vororten Kosse, Ratshof, Amalienau, Mittelhufen, Vorderhufen, Tragheimsdorf, Maraunenhof, Löben, Ziegelhof, Karolinenhof, Kalthof, Mühlenhof, Rosenau und Ponarth, die sich aus kleineren Dörfern und Gütern entwickelt hatten.

Drittes Reich

Königsberg war während der Zeit des Nationalsozialismus Sitz der Gauleitung für Ostpreußen unter Gauleiter Erich Koch. Im Zweiten Weltkrieg kam es nach Kriegsbeginn mit der UdSSR zu einigen Bombenangriffen auf Königsberg durch die sowjetische Luftwaffe, die mit dem Vorrücken der deutschen Streitkräfte allerdings bald zum Erliegen kamen. Danach blieb Königsberg aufgrund seiner entfernten Lage im Nordosten des Deutschen Reiches lange Zeit von den Kriegsgeschehnissen verschont, bis es Luftangriffe auf Königsberg in den Nächten vom 26. zum 27. August 1944 sowie vom 29. zum 30. August 1944 von englischen Bomberverbänden stark zerstört wurde. Weite Teile Königsbergs brannten über mehrere Tage. Der historische Stadtkern, bestehend aus den Stadtteilen Altstadt, Löbenicht und Kneiphof war praktisch vollständig zerstört, darunter der Dom, das Schloß, sämtliche Kirchen der Innenstadt, die alte und die neue Universität sowie das alte Speicherviertel. Etwa 200.000 Königsberger waren obdachlos geworden.

Die Ende Januar 1945 abgeschnittene und zur „Festung“ erklärte Stadt verteidigte sich drei Monate lang heldenhaft, ehe sie von sowjetischen Truppen eingenommen werden konnte. Die Militärführung der Stadt unter General Otto Lasch ergab sich den sowjetischen Einheiten am 9. April 1945. Zu diesem Zeitpunkt standen die sowjetischen Soldaten bereits auf dem Universitätsplatz, unter dem sich der Bunker von Lasch befand. Der vorangegangene Straßen- und Häuserkampf hatte auf beiden Seiten hohe militärische Verluste gefordert. Das schlimmste und grausamste Verbrechen erfolgte dann aber an der eingekesselten deutschen Zivilbevölkerung durch sowjet-bolschewistische Rotarmisten, welches über Tage anhielt und in einem unglaublichen Blutbad gipfelte. Massenvergewaltigungen von Frauen, das Schlachten von schwangeren Frauen und viele andere entmenschlichte bolschewistische Untaten sollten als Kriegsverbrechen nie gesühnt werden.

Bombenterror und Völkermord 1944

Endkampf um Königsberg 1945

Hauptartikel: Endkampf um Königsberg

Nachkriegszeit

Auf der Potsdamer Konferenz beschlossen die Siegermächte, das mittlere Ostpreußen vorübergehend unter die Verwaltung der Sowjetunion zu stellen. Am 17. Oktober 1945 gliederte die UdSSR dieses Gebiet der Russischen Sowjetrepublik an. 1946 wurde Königsberg in Kaliningrad umbenannt.

Nach einer Zählung im August 1945 befanden sich noch ca. 100.000 deutsche Zivilisten, meistens Frauen und Kinder, in der Stadt. Diese wurden von der sowjetischen Besatzungsmacht festgehalten, um als Zwangsarbeiter in ihrer eigenen Heimat ausgenutzt zu werden. Als 1948 die Deutschen aus Königsberg endgültig vertrieben wurden, waren von diesen 100.000 Menschen nur noch etwa 20.000 am Leben. Die anderen 80.000 Deutschen waren Seuchen und Hunger zum Opfer gefallen oder ermordet worden.[2] Charakteristisch ist eine Äußerung von Kindern, die ein Arzt in Königsberg vor typhusverseuchtem Wasser gewarnt hatte: „Ach was, ist ja ganz egal, woran wir kaputtgehen. Raus kommen wir ja doch nicht.“[3]

Im Oktober 1947 wurde damit begonnen, die bis dahin noch in Königsberg und dem umliegenden Gebiet verbliebene deutsche Bevölkerung in Richtung Westen zu deportieren. Seitdem befindet sich die Stadt im isolierten, derzeit russisch verwalteten mittleren Ostpreußen.

Britische Bomber und kommunistischer Baustil haben vom Deutschtum wenig übriggelassen, auf Veranlassung Breschniews wurde das Königsberger Schloß gesprengt. Der Deutsche Dom wurde jedoch wieder aufgebaut. Bis 1999 wurden die Königsberger Kasematten vom russischen Militär als Munitionslager genutzt. Bei späteren Untersuchungen konnten im Fort 3 einige Reste der dorthin in den letzten Kriegstagen ausgelagerten „Prußen-Sammlung“ aus der Vorzeit der Region ausgegraben werden.

Königsberg als Wiege des Preußentums wird sich, unter welcher Besatzung auch immer, niemals von seinen urdeutschen Wurzeln lösen können. Auch das deutsche Herz, die Krönungsstadt der preußischen Könige Königsberg, wird eines Tages wieder neu beginnen zu schlagen als das, was sie immer war: eine deutsche Stadt in deutschem Land.

Kontroverse um Rückbenennung

Der Vorschlag des Königsberger Oberbürgermeisters Felix Lapin, die Stadt von Kaliningrad in Königsberg zurückzubenennen, sorgt für eine anhaltende Debatte. Auf heftige Ablehnung stößt der Plan bei Kommunisten und russischen Nationalisten, die als Reaktion ein „Komitee gegen die Regermanisierung Kaliningrads“ gegründet haben, berichtet die österreichische Zeitung „Der Standard“. Andere dagegen wollen die in den vergangenen Jahren aufkommende Rückbesinnung auf die ostpreußische Vergangenheit der russischen Exklave auch im Namen zum Ausdruck bringen. Der Königsberger Gouverneur Georgi Boos erhofft sich dadurch auch eine bessere Vermarktung als Touristenziel. „Ich bin nur gegen eine Umbenennung von oben. Das muß schon die Bevölkerung wollen.“[4]

Personen

Siehe auch

Filmbeiträge

„Festung Königsberg“ (1944, Kulturfilm):

Literatur

Dokumentationen/Filme

  • Ostpreußen wie es war (Polarfilm, ISBN 3-937163-45-x)
  • Ostpreußen, Ermland und Masuren, Reise in ein fremdgewordenes Land (Polarfilm, ISBN 3-939504-39-4)
  • Ostpreußen-Reise 1937 (Polarfilm, ISBN 3-937163-30-1)
  • Sturm über Ostpreußen, 1. Ostpreußen im Inferno, 2. Ostpreußen im Todeskampf, Dokumentation der Tragödie von Juni 1944 bis Mai 1945 (Polarfilm, ISBN 3-937163-67-0)

Verweise

Filmbeiträge

Fußnoten

  1. Wolfram Mallebrein (Hg.): Deutsche National-Denkmale, DSZ Verlag, München 1995, S. 155
  2. Wilhelm Starlinger: Die Grenzen der Sowjetmacht, in: Beiheft IX zum Jahrbuch der Albertus-Universität Königsberg/Pr. (Würzburg 1955), S. 38, 53. Geringfügig abweichende Angaben in Dokumentationen der Vertreibung, Bd. 12, S. 107
  3. Hans von Lehndorff: Ostpreußisches Tagebuch – Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945–1947, S. 156
  4. Streit um Rückbenennung von Königsberg, JF, 4. Dezember 2009