Capra-Teuffenbach, Ingeborg

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Ingeborg Teuffenbach, Zeichnung von Wolfgang Willrich

Ingeborg Maria Capra-Teuffenbach (Lebensrune.png 1. Oktober 1914 in Wolfsberg, Kärnten; Todesrune.png 16. September 1992 in Innsbruck, Tirol) war eine deutsche Schriftstellerin, Dichterin, Hörspielautorin und Kritikerin.

Leben und Werk

Kindheit und Jugend

Ingeborg Teuffenbach entstammte einem bürgerlichen Elternhaus. Ihr Vater Johann Baptist Teuffenbach (1864–1924) war Kunst- und Handelsgärtner mit eigenem Landgut und dazugehöriger Baumschule, welche er selbst bewirtschaftete. Er ehelichte in zweiter Ehe Maria Teuffenbach, geb. Gluhak (1879–1971), welche auch die Mutter der Dichterin war. Ihre dichterische und schriftstellerische Begabung erbte sie ihrer Meinung nach von ihrem Vater, der einen Roman und einen Lyrikband verfaßte, diese jedoch nicht veröffentlichte, und dessen Vater. Auch ihr Großonkel, k. u. k. Feldzeugmeister Albin Freiherr von Teuffenbach zu Tiefenbach und Maßweg (1834–1920) war Schriftsteller und Publizist. Er war unter anderem Verfasser und Herausgeber der vielgelesenen Schrift „Vaterländisches Ehrenbuch – geschichtliche Denkwürdigkeiten aus allen Ländern und Ständen der österreichisch-ungarischen Monarchie in Gedichten“ und anderer kultureller Werke.

1924 verstarb der Vater überraschend, woraufhin die Mutter gezwungenermaßen die Familienführung übernahm und für den Familienunterhalt sorgte.

Ingeborg Teuffenbach nahm in ihren späten Jahren dazu Stellung:

„Ich bin auf einem Besitz aufgewachsen, der von einer Frau, meiner Mutter, bewirtschaftet wurde. Feminismus ist mir daher ein geläufiger Begriff, dessen Regeln auch in meinem privaten Leben Geltung haben.“

Selbstverständlich verstand Frau Teuffenbach den Begriff „Feminismus“ nicht in seiner heutigen kulturmarxistischen Form, die unter diversen Vorwänden schlicht eine geistig-psychologische Vergiftung der Geschlechterbeziehung betreibt. Ihr ging es darum herauszustellen, daß Frauen unter bestimmten Voraussetzungen bzw. Zwängen „ihren Mann stehen“ können und müssen.

Als sie die Schulreife erreichte, besuchte sie Volks- und Bürgerschule in Wolfsberg. Durch häufige Erkrankungen mußte zweitweise ein Hauslehrer beansprucht werden. Dadurch kam sie schon früh mit Literatur, Kunstgeschichte und Sprachen in Berührung. Nach Volks- und Bürgerschule plante sie zunächst, Lehrerin zu werden.

Nach einem Jahr an der Lehrerbildungsanstalt Klagenfurt wechselte sie zu einem zweijährigen Kindergartenlehrgang in Wien, um diesen mit der Reifeprüfung abzuschließen.

Danach kehrte sie ins Kärntner Lavanttal zurück, um dort die nächsten zwei Jahre im elterlichen Betrieb mitzuhelfen.

Zur NSDAP

Bereits 1935 trat sie der, in Österreich vorübergehend als illegal erklärten NSDAP bei, und begann im selben Jahr als Dichterin tätig zu werden. Außerdem trat sie in den ebenso illegalen Bund Deutscher Mädel (BDM) des Gaues Kärnten ein, wo sie aufgrund ihrer Einsatzfreude und Fähigkeiten zur Kulturreferentin aufstieg.

In einem Gespräch mit Fritz Stüber 1941 äußerte sich Teuffenbach über ihre dichterische Tätigkeit bei der Hitler-Jugend wie folgt:

„Vor den Scharen der HJ und des BDM sprach ich in dichterischer Form aus, was jedes Herz bewegte. So wurden meine Gedichte ganz von selbst zum Glaubensbekenntnis einer Jugend, mit der ich mich völlig eins fühlte.“

Am 22. November 1937 heirate Teuffenbach den langjährigen Bekannten aus ihrer Jugendzeit, den späteren SS-Hauptsturmführer und Juristen Dr. Heinrich Capra. Trauzeugen waren der Kärntner Gauleiter Friedrich Rainer sowie der spätere Gauleiter Wiens, Odilo Globocnik, für welchen Dr. Capra als persönlicher Referent tätig war. Ingeborg Teuffenbach schenkte zwei Söhnen das Leben: dem späteren Physiker Fritjof Capra (Lebensrune.png 1. Februar 1939) und dem späteren Filmemacher Bernt Amadeus Capra (Lebensrune.png 11. April 1941).

Nach dem Beitritt Österreichs zum Deutschen Reich übersiedelte das Ehepaar im Mai 1938 in eine Villa in Döbling unter der Adresse 1190 Wien, Lannerstraße 19.

Im selben Jahr veröffentlichte Teuffenbach die beiden Gedichtbände „Kärntner Heimat“ und „Saat und Reife“.

Außerdem wurde der Stefan-George-Preis, welcher von 1934 bis 1937 ausnahmslos an Deutsche aus dem Altreich verliehen wurde, erstmals an junge Dichter und Schriftsteller aus Österreich verliehen, welche den Gedichtband „Das Lied der Getreuen“ verfaßt hatten. Die anonym gehaltenen Verfasser waren Mitglieder der Hitlerjugend aus den Jahren der Verfolgung und Illegalität 1933–1937. Herausgegeben wurde der Band vom damaligen Reichsjugendführer Baldur von Schirach, welcher selbst zahlreiche Gedichte verfaßte. 21 der 29 Verse stammten von Ingeborg Teuffenbach. Einzelne Gedichte wie „Bekenntnis zum Führer“, „Unserem Führer“, „Gedanken über den Führer“ oder „So spräche der Führer“ waren Adolf Hitler selbst gewidmet.

Am 26. Juli 1939, dem fünften Jahrestag der Juli-Erhebung, wurde die Feier in Wolfsberg zwei Stunden lang mittels Direktübertragung per Radio in alle Donau- und Alpengaue übertragen. Ingeborg Teuffenbach trug im Laufe dieser Sendung einige Gedichte vor, in welchen sie die Einsatz- und Kampfbereitschaft der Lavanttaler in der Verbotszeit künstlerisch verarbeitete.

„Und immer wieder ist es ein Geständnis,
das uns aus gläubig-starkem Herzen quillt,
und immer wieder ist es ein Bekenntnis,
das uns mit Freude und mit Stolz erfüllt:
Wir sind des Führers heimliche Vasallen
und kämpfen, unbekannten Kriegern gleich,
ob wir nun siegen mögen oder fallen,
für unsre Heimat, für Deutsch-Österreich!“[1]

Kriegszeit

1941 erschien Teuffenbergs Gedichtzyklus „Du Kind“. Die in drei Kapiteln aufgebauten und inhaltlich zusammenhängenden Gedichte handeln über die Liebe der Mutter zu ihrem Kind bzw. das erste Lebensjahr ihres Sohnes Fritjof, wie die einleitende Widmung darlegt:

„Meinem kleinen Fritjof aus dem ersten Jahr seines Lebens.“

Im Jahr 1941 erfuhren Teuffenbachs Dichtungen weitere Anerkennung durch die Verleihung des Raimund-Preises der Stadt Wien, den sie am 1. Juni 1941 gemeinsam mit Hermann Stuppäck, Rudolf Kremser und Hans Baumann erhielt.

1943 wurde „Verborgenes Bildnis“ der letzte Gedichtband der Dichterin aus der Zeit des Nationalsozialismus. Die hier verfaßten Gedichte stellen eine Sammlung von Kriegsgedichten dar, welche die damalige kriegerische Gegenwart mit den Augen einer Frau betrachtet.

Zusammenbruch, Anpassung und Dichtung nach dem Kriege

Die Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg bedeutete für die Familie Capra-Teuffenbach, wie für viele Millionen anderer Volksgenossen, den sozialen Absturz. Nach Wolfsberg zurückgekehrt, wurde Dr. Heinrich Capra im Jahre 1948 von einem sogenannten „Volksgericht“ für schuldig befunden, „als Altparteigenosse anerkannt und SS-Hauptsturmführer gewesen zu sein“.

Er wurde zu 15 Monaten schwerer Haft verurteilt, wobei er eine weitere Verschärfung durch ein vierteljährlich andauerndes hartes Lager zu erdulden hatte. Sein gesamtes Vermögen wurde von der Republik Österreich eingezogen.

Ingeborg Teuffenbach selbst blieb von der Willkürjustiz der Nachkriegsjahre „verschont“. Ihre Werke standen jedoch sowohl auf der Liste der auszusondernden Literatur von 1946 der SBZ als auch auf der Liste der gesperrten Autoren und Bücher ebenfalls aus dem Jahre 1946 des Unterrichtsministeriums der Republik Österreich.

Beide Listen beinhalteten, daß ihre bisherig veröffentlichten Gedichte für Druck, Verkauf und Verleih nicht zulässig waren.

Um das Überleben der Familie zu sichern, versuchte sich Teuffenbach mit jener Kunst, mit der sie bisher Geld verdient hatte. Ihr befreundeter Verleger Adolf Spemann erhielt 1949 per Brief Teuffenbachs erste Versuche mit nunmehr „angepaßter“ Lyrik. Erst 1953 stimmte er zu, die mehrmals bearbeiteten Verse in dem Gedichtband „Der große Gesang“ zu veröffentlichen. Die Reaktionen darauf waren durchaus unterschiedlich und die Verkaufszahlen ließen zu wünschen übrig, was dazu führte, daß dies der letzte Gedichtband Teuffenbachs wurde.

So wechselte die Autorin von Gedichten zu Hörspielen und fand diesmal sowohl national als auch international Anerkennung. 18 dieser Werke wurden bei anerkannten, das heißt dem Zeitgeist entsprechenden, Sendern des In- und Ausland ausgestrahlt, so etwa beispielsweise vom Österreichischen Rundfunk (ORF), vom Bayerischen Rundfunk (BR), vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) und von Radiotelevisione Italiana (RAI). Sogar Übersetzungen dieser Hörspiele ins Englische, Kroatische, Italienische und Tschechische folgten.

Nach mehreren Preisen etablierte sich Teuffenbach in der internationalen Hörspielszene.

Um ihren Lebensunterhalt weiter zu sichern, arbeitete die frühere Lyrikerin außerdem als Theater- und Literaturkritikerin und Rezensentin im Kulturteil der Tiroler Tageszeitung.

Außerdem war es ihr Bestreben, Opern, Schauspiele, Romane, Erzählungen, Kurz- und Kinderprosa zu verfassen, welche jedoch allermeist unveröffentlicht blieben. Die biographische Schrift „Christine Lavant[2] – Gerufen nach dem Fluß. Zeugnis einer Freundschaft.“ war Teuffenbachs Versuch, das Leben ihrer Freundin, der Schriftstellerin und Lyrikerin Christine Lavants zu umreißen. Die letztgenannte Schrift widmete Teuffenbach ihren beiden Söhnen; das Vorwort wurde bezeichnenderweise von der Grünen-Politikerin Manon Andreas-Grisebach verfaßt.

Teuffenbach widmete sich außerdem den „Österreichischen Jugendkulturwochen“ (1950–1969). Zunächst konservativ ausgerichtet, wurde auch diese bald von der Linken übernommen, wie die sattsam bekannten Namen der Teilnehmer erkennen ließen. Es fanden sich unter anderem der Nestbeschmutzer Thomas Bernhard, der Sprachkasper Ernst Jandl, die psychisch kranke Pornoliteratin Elfriede Jelinek, die „Ich-hab-das-alles-schon-vorher-gewußt-Jüdin“ Hilde Domin oder aber auch die Spätmaturantin und „Vielseitigkeitskünstlerin“ Friederike Mayröcker, über welche die Süddeutsche Zeitung mit offensichtlichem Einverständnis der Mayröcker rezensierte, daß sie in ihrer „pneumatischen Fetzensprache” schreibt.

Nach Einstellung der „Österreichischen Jugendkulturwochen“ gründete Teuffenbach die alljährlich im Mai wiederkehrenden „Innsbrucker Wochenendgespräche“, in welchen sie bis zu ihrem Tod 1992 als Veranstalterin und Leiterin tätig war.

Auch angesichts ihres Freundeskreises läßt sich die geistige Umerziehung Teuffenbachs feststellen. Sowohl mit Elfriede Jelinek als auch mit Ernst Jandl und dessen Gespielin Friedericke Mayröcker soll sie freundschaftlich verbunden gewesen sein. Teuffenbach gelang es, in der sogenannten „Zweiten Republik“ in Sachen Literatur ein wesentlicher Dreh- und Angelpunkt zu werden. Von selbst erwähnte sie ihre Tätigkeit und Werke aus der Großdeutschen Zeit nicht; wenn es zur Sprache kam, versuchte sie diese – lächerlicherweise – als Jugendsünde zu minimieren oder zu verharmlosen. Als 1981 vor dem Tagungsort der „Innsbrucker Wochenendgespräche“ von Hetzern Flugblätter mit Gedichten Teuffenbachs aus dem Jahre 1938 verteilt wurden, fühlte sie sich bemüßigt, in der „Stattzeitung rotes dachl“ – welche die Flugblätter gedruckt hatte – mittels eines Leserbriefes zu verantworten, in welchem unter anderem zu lesen stand:

„ […] es ist ohnehin meine Überzeugung, daß man seine Vergangenheit nicht wegwischen kann. Ich muß Ihnen und Ihren Kollegen Recht geben, wenn Sie jede Spur eines nazistischen Denkens verfolgen. Nur: bei mir sind Sie wirklich an der falschen Adresse.“

Jede andere Reaktion hätte Teuffenbach vermutlich über Nacht ihre Reputation gekostet.

Teuffenbach hat sich – wenn auch anfangs aus schlichter Notlage – von einer jungen, vielversprechend begabten und begeisterten Dichterin während der Zeit des Nationalsozialismus zu einer fremdbestimmten Kunstschaffenden und Literaturkritikerin der 68er gewandelt. Leider hat sie es, wie viele andere auch, bis zu ihrem Tode nicht mehr geschafft, zu ihrer Zeit vor dem 8. Mai 1945 und ihren aus dieser Zeit stammenden Werken einen positiven Zugang zu finden.

Tod

Am 17. September 1992 erlag Ingeborg Teuffenbach in Innsbruck ihrem Krebsleiden. Um die Nachlaßverwaltung kümmerte sich ihr erstgeborener Sohn Fritjof, der den Nachlaß letztendlich dem Brenner-Archiv in Innsbruck zur Verfügung stellte.

Auszeichnungen

  • Stefan-George-Preis an eine Dichtergruppe der Hitler-Jugend Deutsch-Österreichs (darunter Ingeborg Teuffenbach mit 21 der 29 Gedichte) für den Gedichtband „Das Lied der Getreuen“ überreicht durch Reichsminister Dr. Joseph Goebbels[3]
  • Raimund-Preis der Stadt Wien für das lyrische Werk Saat und Reife (1. Juni 1941)
  • Kunstpreis der Stadt Innsbruck 3. Preis für Lyrik (1955)
  • Hörspielpreis des ORF für das beste Heitere Hörspiel 1979
  • Torbergpreis der Stadt Wien für Hörspiele (1980)
  • Voralberger Hörspielpreis (1987)

Werke

Schriften (Auswahl)

  • Saat und Reife (1938)
  • Kärntner Heimat (1938)
  • Verpflichtung – Gedichte zum Krieg (Alternativtitel Das Deutsche Jahr [1940])
  • Du Kind (1941)
  • Verborgenes Bildnis (1943)
  • Der große Gesang (1953)
  • Christine Lavant – Gerufen nach dem Fluß – Zeugnis einer Freundschaft (1989)
  • Positionen (posthum veröffentlichte Gedichtsammlung)

Hörspiele (Auswahl)

  • Wie geht’s denn der Sophie? (1979)
  • Sprechbänderpost
  • Maskali (1990)

Fußnoten

  1. Exkurs: Im Kärntner Lavanttal verlief die Juli-Erhebung mit Abstand am erfolgreichsten. Ganze fünf Tage leisteten 1.300 Wolfsberger Nationalsozialisten der Heimwehr, dem Ständestaat-Bundesheer und der Gendarmerie Widerstand. Nach dem endgültigen Scheitern schaffte etwa die Hälfte die Flucht ins Deutsche Reich, viele andere wurden verhaftet und in Anhaltelagern interniert. Insgesamt forderte der Angriff der Ständestaat-Einheien ca. 25 Tote, davon sieben Nationalsozialisten, der Rest Angehörige des Ständestaates. Kärnten hat sich wiederholt als das deutschtreueste Land Österreichs erwiesen.
  2. Christine Lavant, die am 4. Juli 2015 ihren 100. Geburtstag begangen hätte, mußte ein äußerst armseeliges und dadurch ein mit Krankheiten behaftetes Leben bestreiten. Sie stand sowohl sozial als auch optisch in krassem Gegensatz zu Teuffenbach. Heute wird Lavant vornehmlich von der Linken vereinnahmt, die sich im Bereich der Kunst vornehmlich am Häßlichen und Gequälten delektiert, selbstverständlich ohne daß Lavant sich dagegen wehren könnte.
  3. Auszug der feierlichen Rede des Reichsministers Dr. Goebbels anlässlich der Preisübergabe: „Sie [die Gedichte des Gedichtbandes Das Lied der Getreuen] gehören mit zu den schönsten dichterischen Strophen unserer Zeit. […] Und das Ergreifende dabei ist, daß sie geschrieben wurden von jungen Menschen, die faßt noch Kinder sind, und doch in männlichen Worten eine Zeit besingen, deren sie würdig sein wollen. […] Das ist nationale Dichtung großen Stils. Das preisgekrönte Gedichtbändchen umfaßt nur 29 Proben, aber hier entscheidet nicht der Umfang, sondern das Gewicht der dichterischen Gabe.“