Willrich, Wolfgang
Wolfgang Willrich ( 31. März 1897 in Göttingen; 18. Oktober 1948 ebenda) war ein deutscher Soldat, Künstler, Literat, Förderndes Mitglied der SS (FM) und zuletzt Sonderführer (Z) der Wehrmacht (entsprechend einem Leutnant/Oberleutnant oder Zugführer in der Heeres-Hierarchie) im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Geboren am 31. März 1897, zeigte dieser Sohn eines alten Bauerngeschlechts bereits als Kind seine künstlerische Begabung. Der Vater, zuletzt Hauptmann der Landwehr, Oberstudienrat am Gymnasium zu Göttingen, seit 1917 ordentlicher Honorarprofessor für Altphilologie, Althistoriker und Erforscher des Hellenismus, Dr. phil. o. Hugo Willrich, hatte einen großen Einfluß auf die Persönlichkeit des jungen Künstlers. Seine Mutter Laura, geb. Jacoby, aus einer niedersächsischen Kaufmannsfamilie, und seine Schwestern Ingeborg ( 19. Dezember 1899) und Bertha ( 25. März 1901) waren, insbesondere nach der Scheidung der Eltern 1911, sein Lebensmittelpunkt.
Erster Weltkrieg
1916 eingezogen, wurde er bald Feldwebel im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 251 des Deutschen Heeres. Zuerst ging es an die Ostfront, dann an die Westfront nach Frankreich und Flandern, wo er sich durch besonderen Mut vor dem Feind bewährte. Während der Stellungskämpfe zeichnete Willrich die ersten Soldatenskizzen und Portraits seiner Kameraden.
Studium
Nach dem Abitur 1915 begann er, in Berlin zu studieren (Oktober 1915 bis Februar 1916, Schüler der Staatlichen Kunstschule zu Berlin). Schon in diesem jungen Alter hielt der rassenbewußte Willrich die Entwicklung der Kunst für dekadent, weil sie nicht natürlich und instinktiv vom nordischen Menschen geprägt wurde. Kriegsbedingt mußte er das Studium abbrechen.
Nach seiner Entlassung aus der französischen Kriegsgefangenschaft im Gefangenenlager Orleans 1920 studierte er bis 1927 an der Akademie zu Dresden, Staatliche Hochschule für bildende Kunst (mit erfolgreichem Staatexamen).
Zwischenkriegszeit
Als Kriegsgefangener verbrachte er viel Zeit mit dem Zeichnen. Der Kriegsgefangene Willrich nahm an einem Wettbewerb zur Exlibris-Gestaltung, ausgeschrieben von der Deutschen Kriegsgefangenenfürsorge – Bern teil. Er erhielt einen Anerkennungspreis, sein Entwurf wurde im Heft „Kriegsgefangen Kunst, Exlibris“ abgedruckt – wohl die erste Veröffentlichung einer Arbeit von Willrich. Das Internationale Rote Kreuz veröffentliche seine Zeichnungen in einer Zeitschrift für die Kriegsgefangenen.
Von 1927 bis 1930 war er Mitglied in Ludendorffs Tannenberg-Organisation, verließ sie jedoch wegen Differenzen mit Mathilde Ludendorff, aber seine Beiträge erschienen weiterhin in ihrer Zeitschrift. Von 1927 bis 1931 studierte Willrich Biologie in Dresden zur Qualifikation als Zeichenlehrer wissenschaftlicher Richtung; 1932 Assessorenexamen; kurze Zeit Lehrer an einer privaten Kunstschule und an einem Gymnasium in Dresden.
Willrich war ein Meister der Darstellung des nordischen Menschen. 1933-34 war er im Reichskulturministerium aktiv, wurde aber wegen seiner Verbindung mit dem Ludendorff-Kreis herausgedrängt. Später machte ihn Darre zum unabhängigen Mitarbeiter, damit er weitherhin nordische Bauern zeichnen konnte. Das tat er auch mit viel Begeisterung. Viele seiner Zeichnungen fanden als Postkarten und Plakate eine weite Verbreitung. Er blieb aber weiterhin unabhängig. Himmlers Angebot einer Ehrenmitgliedschaft in der SS lehnte er ab. Der NSDAP trat er auch nicht bei. Er hielt allerdings die Bekämpfung der entarteten Kunst im Dritten Reich für zu milde. Gemeinsam mit Walter Hansen und Graf Klaus Baudissin organisierte er die Ausstellung „Entartete Kunst“ in München im Jahre 1937.
Zweiter Weltkrieg
Nach dem Kriegsausbruch in September 1939 erbat er den Auftrag als Kriegszeichner. Nach dem Polenfeldzug fuhr er nach Frankreich, Norwegen, Finnland, Sizilien und Rußland. Er zeichnete viele hochrangige Militärs und Ritterkreuzträger. Ende 1943 kehrte er nach Berlin zurück, wo er seine Tätigkeit fortsetzte.
Kriegswerdegang
- 1. September 1939: Gleich mit Kriegsbeginn meldete Willrich sich als Kriegsfreiwilliger. Die Absage aus Altersgründen war für den Künstler nur eine Herausforderung, sein künstlerisches Können trotzdem in den Dienst für sein Land zu stellen.
- 14. September 1939, Willrich schrieb an Generalmajor Erwin Rommel. Nach einer Schilderung der Absage als Kriegsfreiwilliger endete der Brief wie folgt:
- „Vielleicht läßt sich mein Zivilberuf als Maler in der Zwischenzeit irgendwie im Dienst der Kriegsgeschichte verwenden, sei es nun, daß es darauf ankommt, hervorragend tüchtige Menschen als Vorbilder festzuhalten oder besondere Szenen und Ereignisse, die über das Maß der bloß aktuellen Fotoberichterstattung hinaus Ewigkeitswert besitzen.“
- 1939: U-Boot Ausfahrt. Durch Vermittlung des VDA unter Paul Minke und hoher Militärs erhielt Willrich vom Oberkommando der Kriegsmarine die Erlaubnis, Männer der U-Boot-Waffe, z. T. in ihren Booten bei der Verrichtung ihres Dienstes, zu zeichnen.
- 25. Januar bis 25. Februar 1940: Ausstellung „Polenfeldzug und U-Boot-Krieg in Bildern und Bildnissen“ gemeinsam mit 15 Kriegsmalern und Graphikern. Die Qualität der Zeichnungen auf dieser Ausstellung bewirkten, daß Willrich nunmehr vom OKW als Feldwebel (Wachtmeister) des Heeres eingezogen wurde.
- 9. August 1940: gemeldet bei der Propaganda-Ersatz-Abteilung in Potsdam
- November 1940: Die erste Ausstellung des Deutschen Frauenwerkes, die in Berlin im Gästehaus der Reichsfrauenführung eröffnet wurde, galt den Werken im Felde stehender Berliner Künstler. Mit Willrich stellten 32 Künstler 120 Arbeiten aus.
- 26. April 1942: gemeldet bei der 1. Propaganda-Einsatz-Kompanie
- 29. Juli 1942, Schreiben der Propaganda-Einsatz-Abteilung:
- „Der Wachtmeister Wolfgang Willrich wird gem. Vfg. des Chefs der Propagandatruppen mit Wirkung vom 29. Juli mit einer Stelle als Sonderführer (Z) beliehen. Planstelle: Staffel der bildenden Künstler (als Bildender Künstler) gez. Gehring, Major und Abteilungskommandeur“
- 23. Dezember 1944: gemeldet bei der Stabskompanie (Personalamt) des Oberkommando des Heeres
- 14. April 1945: VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft, Transport in ein Hungerlager nach Frankreich
Endkampf
Ab dem 23. Dezember 1944 war Willrich bei der Stabskompanie (Pers. Amt) des Oberkommandos des Heeres gemeldet. Am 14. April 1945 kam Willrich in Kriegsgefangenschaft. Die VS-Amerikaner brachten ihn in eines der Hungerlager nach Frankreich.
Nachkriegszeit
Am 28. Januar 1946 wurde Willrich schwerkrank vorzeitig entlassen. Sein letztes Werk wurde erst nach dem Krieg und posthum unter dem Titel „Dafür kämpfte der deutsche Soldat“ von der Zeitschrift „Der Weg – El Sendero“ in Argentinien veröffentlicht.
Tod
Wolfgang Willrich starb am 18. Oktober 1948 in Göttingen an Krebs.
Familie
Am 29. Dezember 1931 heiratete Willrich seine Verlobte Charlotte Herber, aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen:
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- II. Klasse 1916
- I. Klasse 1918
- Anerkennungspreis der Deutschen Kriegsgefangenenfürsorge – Bern (Wettbewerb zur Exlibris-Gestaltung), 1919
- Anerkennungsurkunde der Akademie zu Dresden für den Studierenden Willrich, Wolfgang, Schule: Richard Müller, 1924
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Künstlerisches Schaffen
Auswahl von Zeichnungen
Schriften (Auswahl)
- Bauerntum als Heger Deutschen Blutes (1935); PDF-Datei
- Nordisches Blutserbe im süddeutschen Bauerntum, Verlag F. Bruckmann, 1938 (zusammen mit Oskar Just)
- Des Edlen ewiges Reich (1941); PDF-Datei
- Des Reiches Soldaten (1943); PDF-Datei
- Portraitzyklus: Deutscher Blutadel in aller Welt
- Kunst und Volksgesundheit, Schriftenreihe des Reichsausschusses für Volksgesundheitsdienst, Heft 7, Reichsdruckerei, Berlin 1934
- Säuberung des Kunsttempels – Eine kunstpolitische Kampfschrift zur Gesundung deutscher Kunst im Geiste nordischer Art, J. F. Lehmanns Verlag, München 1937
- Gespräch in der Normandie, Sonderdruck aus der Zeitschrift „Odal“, 10. Jahrgang, Heft 6, Juni 1941
- Des Reiches Soldaten, Verlag Grenze und Ausland, Berlin 1943
- Von unseren Frauen, Tornisterschrift, Heft 84, Verlag Grenze und Ausland, Berlin 1944
- Dafür kämpfte der deutsche Soldat, Dürer-Verlag, Buenos Aires 1949 [Begonnen im Auftrage des Oberkommandos des Heeres wurde die Arbeit in den Kriegswirren nicht mehr veröffentlicht. Die Zeitschrift „Der Weg – El Sendero“ veröffentlichte sie nach dem Tode des Künstlers in Argentinien.]
- Oskar Just / Wolfgang Willrich: Nordisches Blutserbe im süddeutschen Bauerntum, Geleitwort von Reichsbauernführer R. Walther Darré, Verlag F. Bruckmann, München 1938
- Hellmut Sommer: Völkerwanderung im 20. Jahrhundert, vom volksdeutschen Aufbruch ins Reich, Illustrationen von Wolfgang Willrich, 1940
Verweise
- Geboren 1897
- Gestorben 1948
- Deutscher Kriegskünstler
- Deutscher Maler
- Deutscher Schriftsteller
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Literatur im Nationalsozialismus
- Mitglied der Reichsschrifttumskammer
- Kunst im Nationalsozialismus
- Förderndes Mitglied der SS
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Kriegsgefangener