Internationale Handwerkzentrale

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Internationale Handwerkzentrale (CIA.) war eine internationale Organisation für das Handwerk.

Erläuterung

Am Ende des 19. Jahrhunderts war das Handwerk wohl in allen europäischen Ländern auf einen nie gekannten Tiefstand herabgesunken, weil es schutz- und organisationslos der schrankenlosen Gewerbefreiheit, dem Wirtschaftsliberalismus und dem Industrialisierungsprozeß preisgegeben worden war. Das Handwerk hatte in den meisten Ländern aufgehört, ein organisierter oder auch nur ein anerkannter Berufsstand zu sein. Aber es lebten in ihm noch genügend Kräfte und Erinnerungen aus einer glanzvollen Vergangenheit, um wieder auferstehen zu können.

So erlebten man in allen europäischen Ländern - in einzelnen schon in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts, wie z. B. in Österreich, Ungarn und Deutschland, in anderen erst nach dem Ersten Weltkriege wie z. B. in Italien und Frankreich - eine Wiedergeburt des Handwerks und eine Revalorisierung seiner ethischen, künstlerischen, sozialen und wirtschaftlichen Werte.

Im Handwerk vollzog sich ein Umdichtungsprozeß bzw. ein Strukturwechsel. Das Handwerk von 1930 war nun nicht mehr das Handwerk von 1830. Zahlreiche Handwerkszweıge sind verschwunden, andere an ihre Stelle getreten. Die Handarbeit überwiegt zwar noch, aber die mechanische Kraft hatte zahllose Anwendungsmöglichkeiten gefunden. Aus dem Handwerkszeug ist in vielen Fällen die Werkzeugmaschine geworden.

Trotz dieser technischen Umstellung, bedingt durch die Notwendigkeit der Konkurrenzfähigkeit, mußte das Handwerk dasjenige pflegen, was ihm ureigen und wesentlich ist: die Qualitätsarbeit, das Einmalige, Persönliche und Werkgerechte und nicht zuletzt das Künstlerische und Kunstgewerbliche in seiner Produktion. Damit sah sich das neue Handwerk in allen europäischen Ländern vor neue Probleme, neue Aufgaben gestellt. Es mußten überall neue Formen und Formeln gefunden werden, um Selbsthilfe und Staatshilfe am rechten Ort, mit wirksamen Mitteln und mit richtiger Zielsetzung zur Geltung zu bringen. Aus diesem Bewußtsein heraus, gemeinsam einer neuen Lage gerecht werden zu müssen, fanden sich die Handwerker aller europäischen Länder zunächst national und schließlich auch international. Hier liegt der Ursprung der internationalen Handwerkerbewegung. Der Präsident des italienischen Handwerks, Herr Professor Vincenzo Buronzo, der schon 1930 und 1931 dem Wunsche nach internationaler Fühlungnahme Ausdruck und Befriedigung gegeben hatte, stellte im Jahre 1935 die inzwischen gelockerten Beziehungen zwischen den Landesorganisationen des Handwerks wieder her, indem er unter dem Namen „Internationale Zentrale zum Studium der Verhältnisse des Handwerks” zunächst einen regelmäßigen Informations- und Gedankenaustausch in die Wege leitete. Ein monatlicher Nachrichtendienst und eine Vierteljahresrevue „Die Probleme des Handwerks” wurden veröffentlicht und fanden überall große Wertschätzung und Verwendung. Im Jahre 1936 erachtete Herr Präsident Buronzo nach einer Aussprache mit dem deutschen Handwerksmeister, Herrn Schmidt, den Augenblick für gekommen, der Internationalen Zentrale Form und Bestand zu geben. So rief er die Vertreter der korrespondierenden Landesorganisationen im Juni 1936 gelegentlich des Deutschen Handwerkertages nach Frankfurt am Main zu einer vorbereiteten Besprechung.

Die erste Frankfurter Konferenz hatte nach einem recht harmonischen Verlauf als praktisches Resultat zunächst eine Anerkennung der Gründung der CIA. und eine von den Vertretern der Landesorganisationen folgender Länder unterzeichneten Beschluß[1]: Deutschland, Frankreich, Italien, Norwegen, Österreich, Polen, Schweiz, Jugoslawien und Ungarn.

Hauptzweck der CIA. war die tatsächliche Vereinigung der handwerklichen Landesorganisationen aller Länder zwecks Entwicklung einer den gemeinsamen Interessen dienenden Tätigkeit.

Insbesondere erforscht die Internationale Handwerkszentrale die Verhältnisse und die Entwicklung der Handwerkerbewegung nach allen Richtungen, sie zeigt die Beziehungen des Handwerks zu den übrigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Faktoren, veröffentlicht die Ergebnisse ihrer Untersuchungen, arbeitet gemeinsame Aktionsprogramme aus, führt praktisch den Austausch jeglicher Art aus und alle anderen Bestrebungenm die der Förderung des Handwerks dienen können.

So trafen sich denn im Oktober 1936 die Vertreter von 13 Landesorganisationen in Zürich und zwar: Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Lettland, Luxemburg, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz und Ungarn.

Die der Züricher Konferenz gesetzten Ziele wurden im wesentlichen erreicht. Die anwesenden Landesorganisationen bestätigten die Gründung der Internationalen Handwerkszentrale mit dem Sitz in Rom und erklärten ihren Beitritt. Sie richteten einen Apell an die noch fernstehenden Länder zwecks Beitritts zur Zentrale, die von ihnen ausdrücklich als die einzige internationale Handwerkorganisation erklärt wurde. Herr Prof. Buronzo wurde als Präsident bestätigt.

Die Tagesordnung von Zürich war äußerst umfangreich und ergab interessante Debatten. Über folgende Fragen wurde Bericht erstattet:

  1. . Deutschland: Der Austausch von Handwerksgesellen und Lehrlingen auf internationaler Basis.
  2. . Polen: Internationaler Austausch von Handwerksprodukten.
  3. . Italien: Die Handwerkervereinigungen zur Übernahme von Arbeiten und Lieferungen.
  4. . Italien: Die sozialen Lasten im Handwerk und die Beziehungen zum B.I.T.
  5. . Ungarn: Organisierung des internationalen Pressedienstes im Handwerk.
  6. . Schweiz: Die Preisgestaltung im Handwerk.

Die Konferenz beschloß zunächst einmal auf Vorschlag Deutschlands die Inangriffnahme eines regelmäßigen Gesellenaustausches zwischen den einzelnen Ländern und beauftragte eine Spezialkommission mit der Ausarbeitung der diesbezüglichen Richtlinien. Diese Spezialkommission hatte im November 1936 in Frankfurt a. M. getagt und einen internationalen Vertragsentwurf fertiggestellt, dem inzwischen zahlreiche Regierungen beigetreten sind. Damit ist unter dem Schutze und der Garantie der Internationalen Handwerkszentrale eine alte Handwerkssitte wieder auferstanden, wobei bewußt an das Gesellenwandern angeknüpft wurde, das bereits in verschiedenen Ländern als Mittel beruflicher Fortbildung wieder gepflegt wird.

In Zürich stand ferner ein Vorschlag Polens betr. internationalen Austausches von Handwerksprodukten zur Debatte. Es galt hier zunächst eine umfangreiche Vorarbeit zu leisten, um die zoll- und handelstechnischen Unterlagen zu beschaffen. Demgemäß hatte die Internationale Handwerkszentrale eine Rundfrage über die bestehenden Austauschmöglichkeiten in den einzelnen Ländern veranstalten lassen. Neben einem Bericht Ungarns über den Ausbau eines internationalen Handwerkspressedienstes und einem Referat Italiens über die Beziehungen zum Internationalen Arbeitsamt war die Züricher Tagung ausgefüllt mit zwei Parallelreferaten der Schweiz und Italiens über die Preisgestaltung und Arbeitsbeschaffung im Handwerk.

Diese beiden wirtschaftlich höchst wertvollen Referate wurden in einer Kommissionstagung zu einer offiziellen Kundgebung der Zentrale an die Regierungen der einzelnen Länder verarbeitet und lieferten so die Doktrin des europäischen Handwerks in Bezug auf Preisberechnung und Preisgestaltung.

Wertvoller war vielleicht noch die dabei errungene gemeinsame Erkenntnis von der kulturellen Mission des Handwerks in einem Europa, das an einem Wendepunkt seiner geistigen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung stand. Diese Erkenntnis hatte dazu geführt, die 3. Internationale Handwerkskonferenz in Wien im Juni 1937 in den Dienst handwerklicher Kulturarbeit zu stellen. Die Tagesordnung der Wiener Konferenz war die folgende:

  1. . Die kulturelle Bedeutung des Handwerks: Walter, Deutschland.
  2. . Die soziale Fürsorge für das Handwerk: Tichi, Tschechoslowakei.
  3. . Bericht über die Tätigkeit der Internationalen Handwerkszentrale: Buronzo, Italien.
  4. . Aufstellung der Statuten und des Haushaltplanes der CIA.
  5. . Verschiedenes.

Dieselbe nahm einen regulären Verlauf. Es wurde außerdem beschlossen, die Veröffentlichungen der Schriftenreihe der Internationalen Handwerkszentrale zu beginnen mit der Herausgabe des Vortrags des Präsidenten Paul Walter über die „Kulturelle Bedeutung des Handwerks“ als von besonderer Wichtigkeit anerkannt, und die des Präsidenten Schirmer über die „Preisbildung im Handwerk“. Es wurde auch die Reform der „Handwerks-Nachrichten” beschlossen, die monatlich in drei verschiedenen Auflagen, italienisch, deutsch und französisch, veröffentlicht werden sollten.

Die in dieser Weise unıgestalteten Handwerks-Nachrichten wurden an alle angeschlossenen Verbände und an die korrespondierenden Mitglieder wie auch an alle Ministerien und interessierten Persönlichkeiten versandt.

Außerdem wurden die Satzungen der Internationalen Handwerkszentrale abgefaßt und genehmigt, ebenso wurden auch folgende Herren in den Leiterıden Rat der Internationalen Handwerkszentrale gewählt:

  • Präsident: Abg. Prof. Vincenzo Buronzo, Leiter des italienischen Handwerks.
  • 1. Vizepräsident: Paul Walter, Leiter des Deutschen Handwerks.
  • Vizepräsident: Nationalrat August Schirmer, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes, Bern.
  • Vizepräsident: Abg. Arthur Nordlie, Präsident des norwegischen Handwerks.

Als Tagungsort der 4-. CIA.-Konferenz wurde Oslo gewählt, wo der norwegische Handwerkerverband 1938 das hundertjährige Bestehen mit einer nationalen Handwerks- und Industrieausstellung und großen Festlichkeiten gefeiert wurde. In einer Ratsversammlung, die in Paris im Juli 1937 abgehalten wurde, war der von Paul Walter, Leiter des Deutschen Handwerks, eingebrachte Vorschlag, dem deutschen Handwerk die Organisation der unter Förderung der CIA. stehenden ersten großen Internationalen Handwerks-Ausstellung in Berlin, Mai 1938, zu übertragen, angenommen worden.

An der Internationalen Handwerksausstellung von 1938 nahmen 30 europäische und außereuropäische Länder teil. Ebenso sollte die Ausstellung eine feierliche Bekräftigung der Lebenskraft der Internationalen Handwerksbewegung und der neuen Einheit des Handwerks darstellen.

Dies war der höchste Zweck, den die Internationale Handwerkszentrale auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet verfolgte.

Fußnoten

  1. Ausstellungs- und Messeamt der Reichshauptstadt Berlin (Hg.): Erste Internationale Handwerks-Ausstellung 1938, ALA Anzeigen-Aktiengesellschaft, Berlin 1938, Amtlicher Katalog und Ausstellungsführer