Interpretatio romana
Unter der interpretatio romana (lat. | dt. römische Auslegung, römische Übersetzung) bezeichnet die von den Römern vorgenommene Gleichsetzung eigener Gottheiten mit fremden. Am bekanntesten hierbei ist die Angleichung der römischen Götter an die der Griechen (z. B. Zeus und Jupiter, Mars und Ares), bei der eine vollkommene Gleichsetzung erfolgte.
Germanische Gottheiten
Die Römer versuchten auch, die Götter der Germanen mit den ihnen bekannten gleichzusetzen, um sich Elemente dieser Götterwelt zu veranschaulichen. Hierbei muß jedoch beachtet werden, daß die Gleichsetzung nicht immer aufgrund von Funktion oder Charaktereigenschaften erfolgte, sondern oftmals auch aufgrund teils äußerlicher Merkmale. So berichtet Tacitus etwa in seiner „Germania“ davon, daß alle germanischen Stämme als ihren höchsten Gott Merkur verehren würden. Gemeint ist hierbei daher wohl Wodan. Die zunächst auf uns Heutige eher unpassend wirkende Wiedergabe durch den Götterboten erklärt sich daraus, daß beide Gottheiten Hut und Stab besaßen, allerdings auch aus ihrer Eigenart, ständig umherzureisen. Oftmals ist aus den genannten Gründen eine sichere Zuordnung der römischen Bezeichnung zu der gemeinten germanischen Gottheit nicht mehr möglich.
Siehe auch:
Literatur
- Rudolf Simek: s. v. Interpretatio romana, in: Ders.: Lexikon der germanischen Mythologie, Alfred Kröner Verlag, 3. Auflage, Stuttgart 2006, S. 221f.