Merkur (Mythologie)
Merkur (lat. Mercurius) oder Hermes, wie er in der griechischen Mythologie genannt wird, ist in der römischen Mythologie der Gott des Handels, des Gewerbes, des Reichtums und des Gewinns, sowie der Bote von Jupiter, dem Göttervater. Da der Handel weitestgehend in der Hand der Plebejer lag, wurde Mercurius auch mehrheitlich von diesen verehrt. 495 v.d.Z. wurde ihm ein Tempel in Rom geweiht. Im Zuge der Ausbreitung des römischen Imperiums fand der Schutzgott der Kaufleute auch in zahlreichen Provinzstädten Anhänger.
In der Antike galt Merkur zudem als Gott der Klugheit und der Diebe. Ihm wird die Begründung der Astronomie, der Schaffung von Maßen und Gewichten (somit auch eine Gottheit der Händler) und der Tonleiter zugeschrieben. Wegen seiner Redekunst wurde Merkur verehrt. Er wird meistens als Jüngling mit einem breitkrempigen Hut mit Flügeln oder geflügelten Sandalen dargestellt, der einen Heroldsstab in der Hand hält[1].
Kultus
Die Ursprünge des Merkurkultes in Rom reichen in das 5. Jahrhundert v.d.Z. zurück. Die Einführung des Kults fand im Zusammenhang mit der Errichtung des Tempels für Ceres, Liber und Libera statt. Das mercatorum collegium (Berufsvereinigung der Händler) wurde von jenem Mann gegründet, der am 15. Mai 495 v.d.Z. den Merkurtempel einweihte. Die amtierenden Konsuln stritten sich darüber, wer den Tempel nun einweihen sollte. Daraufhin hatte der Senat das die römischen Bürger am Comitium entscheiden lassen. Die Wahl fiel auf den Zenturio M. Laetorius, der die Weihe vollzog und das Gremium gründete. Neben Merkur schützten auch Minerva und Volcanus das Gremium, das mehrmals umgewandelt noch in der Spätantike eine Rolle spielte. Im Mittelalter übernahmen die Zünfte mit ihren Schutzheiligen eine ähnliche Funktion.
Damit hatte der Merkurkult eine militärische Komponente erhalten, die dem griechischen Hermeskult fremd war. Diese Eigenschaft sorgte zusätzlich für die Beliebtheit des Gottes. Bekanntlich entwickelte sich der Handel in den Provinzen zuerst rund um die Legionslager und deren Ableger. Da die Soldaten in die Verwaltung eingebunden waren, konnte sich der Kult noch schneller verbreiten.
Literatur
- Georg Wissowa: Religion und Kultus der Römer. C.H. Beck`sche Verlagsbuchhandlung, München 1902, S. 91-100