Kanton Wallis
Der Kanton Wallis (frz. Valais, it. Vallese, lat. Vallis) ist einer der größten und gebirgigsten Kantone der Schweiz. Hauptstadt ist Sitten. Der Westen ist von Franzosen, der Osten von Deutschen besiedelt.
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Landeskunde
Der Kanton Wallis grenzt nördlich an Bern und Waadt, östlich an Tessin und Uri, südlich und westlich an Italien und Savoyen und hat eine Fläche von 5247 qkm.
Das Wallis bildet ein großes, vom Rotten durchflossenes Längental mit zahlreichen Nebentälern, die seitlich in die Hochgebirgswelt der Walliser Alpen (links) und der Berner Alpen (rechts) hinansteigen und die Abflüsse einer großartigen Gletscherwelt zum Haupttal führen.
Zu oberst im Haupttal lagert der Rottengletscher; von den Berner Alpen herab steigt der gewaltigste Eisstrom des Alpengebirges, der Große Aletschgletscher; im Mattertal, zu oberst in dem einen der Quelltäler der Visp, vereinigen sich Gorner-, Zmutt- und Findelengletscher; im Hintergrund der folgenden Täler lagern der Turtman-, Zinal-, Moming- und Moirygletscher, der Ferpècle- und Arollagletscher, der Glacier de Corbassière u.a.
Über 1027 qkm nehmen bis zum Genfer See die Gletscher ein. Einzig durch die enge Porte du Rhône nach dem Genfer See geöffnet, ist Wallis rings von wildem Hochgebirge eingerahmt und nur durch Paßlücken zu betreten. Diejenigen der Berner Alpen sind sämtlich ungebahnt und von mehr lokaler Bedeutung, während der Große St. Bernhard (2472 m) seit römischen Zeiten dem Großverkehr diente und der Simplon (2010 m) die erste aller schweizerischen Alpenstraßen erhielt. In neuester Zeit wurde das Oberwallis auch mit der Zentralschweiz in fahrbare Verbindung gebracht durch die nach dem Urner Tal Ursern führende Furkastraße (2436 m).
Unter den Bergpfaden, welche als Übergänge der Walliser Alpen dienen, sind hervorzuheben: Nufenen (2441 m) und Gries (2448 m), im obersten Teil des Wallis; Monte Moro (2862 m) und Mattersoch (3322 m), aus den Quelltälern der Visp; Col de Colon (3130 m), aus dem Val d'Hérens; Col de Fenêtre (2786 m), in der Nähe des Großen St. Bernhard; Col de Balme (2204 m), der viel begangene Übergang aus dem untern Rottentale nach Chamonix; ferner als Pässe der Berner Alpen: Pas de Cheville (2036 m), Rawyl (2421 m), Gemmi (2302 m) und Grimsel (2165 m).
Die höchste Erhebung der Walliser Alpen findet sich in der 4638 m hohen Dufourspitze des Monte Rosa; die Berner Alpen, auf der rechten Talseite, kulminieren im Finsteraarhorn (4275 m). Den tiefsten Punkt der Oberfläche bildet der Spiegel des Genfer Sees (375 m).
Entsprechend der orographischen Mannigfaltigkeit, bietet das Wallis auch die größten klimatischen Unterschiede. Ein Weg von wenigen Stunden führt aus heißen Talkesseln in nordische Kälte. Während der Hauptort Sitten eine Jahrestemperatur von 10° C., ein Sommermittel von 19° hat, sinken diese Zahlen im Kloster des Großen St. Bernhard (2478 m über dem Meer) auf -1,3, resp. +6° C.
Abbildung aus der „Cosmographia“ von Sebastian Münster
Geschichte
Das abgeschlossene Becken des obersten Rottens, von den Römern schlechthin Vallis, d.h. Tal, genannt, war im Altertum von den keltischen Stämmen der Nantuaten, Seduner und Veragrer sowie den ligurischen Viberern bewohnt.
Von Cäsar 57 v. Ztr. unterworfen, wurde es von Augustus Rätien einverleibt, später jedoch wegen seiner Pässe über den Großen St. Bernhard und Simplon als besondere Statthalterschaft, mit Octodurum (Martinach) als Hauptstadt, organisiert.
Um 480 geriet das Tal unter die Herrschaft der Burgunder, deren König Siegmund (Burgund) auf dem Grab des Märtyrers Mauritius das berühmte Kloster St. Moritz stiftete (516). Mit dem Burgunderreich kam es 534 an die Franken und wurde 888 ein Bestandteil des neuburgundischen Reichs. Rudolf III. (993-1032) verlieh die Grafschaft über Wallis dem Bischof von Sitten; um 1250 aber riß das Haus Savoyen das romanische Unterwallis an sich, und in harten Kämpfen gegen den Bischof, Savoyen und den ihnen lehnspflichtigen Adel erwarben sich die sieben Zehnten (Gemeinden) des Oberwallis, das durch Einwanderung seit dem 12. Jh. größtenteils deutsch geworden war, manche Freiheiten, welche ihnen 1354 von Kaiser Karl IV. bestätigt wurden.
Während eines Kampfes mit dem mächtigen Geschlecht der Raron, das den Bischofsitz und die Landeshauptmannschaft innehatte, verbanden sich die Zehnten mit Luzern, Uri und Unterwalden (Dezember 1416); 1475 traten Bischof und Zehnten auch mit Bern in ein ewiges Bündnis, von wo an Wallis als ein zugewandter Ort der Eidgenossenschaft galt, und entrissen zugleich dem mit Karl dem Kühnen verbündeten Savoyen das Unterwallis, das dadurch ein Untertanenland des Oberwallis wurde.
In den italienischen Feldzügen der Eidgenossen spielte Wallis durch seinen kriegerischen Bischof, den Kardinal Matthäus Schinner (1456-1522), das Haupt der antifranzösischen Partei in der Schweiz, eine hervorragende Rolle. Nachdem anfänglich der Landtag allgemeine Duldung in Religionssachen beschlossen hatte (1551), begannen infolge der jesuitischen Umtriebe im 17. Jahrhundert Religionskämpfe, welche 1655 mit der Austreibung der Reformierten endeten.
Nach einem vergeblichen Aufstandsversuch 1790 empfing das Unterwallis 1798 die Franzosen als Befreier, während die Oberwalliser sich erst nach blutigem Kampf der helvetischen Regierung unterwarfen. 1802 wurde Wallis durch einen Machtspruch Napoleons als besondere Republik von der Schweiz getrennt und im Dezember 1810 als Simplon-Departement Frankreich förmlich einverleibt. Das Einrücken der Verbündeten in die Schweiz machte 1814 der französischen Herrschaft im Wallis ein Ende, und am 16. Juni 1815 wurde es wieder als Kanton Wallis in die Eidgenossenschaft aufgenommen, durch die Verfassung von 1815 aber Unterwallis bei der Verteilung der Stimmen im Landrat benachteiligt.
1839 schritten die Unterwalliser im Verein mit Sitten und Siders zu einer Revision der Verfassung, um die Repräsentation nach der Kopfzahl einzuführen, und zwangen Oberwallis mit Waffengewalt zur Annahme derselben (April 1840).
Bald warf der Gegensatz zwischen Klerikalen und Liberalen den Kanton in neue Wirren. Die Priesterpartei der Altschweizer benutzte das Übergewicht, welches sie 1843 im Großen Rat und Staatsrat erhielt, zur Niederwerfung ihrer Gegner, der radikalen Jungschweizer, durch einen blutigen Überfall am Trient (20. Mai 1844) und zur Revision der Verfassung (14. September), wodurch die Repräsentation des Klerus im Landrat vermehrt, dessen Befreiung von Steuern und weltlichen Gerichten förmlich anerkannt und der protestantische Gottesdienst unterdrückt wurde. Selbstverständlich schloß sich Wallis jetzt auch dem Sonderbund an, kapitulierte jedoch ohne ernstlichen Widerstand am 29. November 1847. Eine provisorische Regierung von Liberalen ersetzte die sonderbündische, und durch eine Verfassungsrevision vom 10. Januar 1848 verloren Bischof und Klerus ihre Vertretung im Großen Rat. Aber schon 1852 setzten die Klerikalen eine Verfassungsrevision durch, welche friedlichere Verhältnisse zur Kirche begründete, und behaupteten fortan beständig bei den Wahlen die Oberhand.
Bevölkerung
Das Volk ist in Oberwallis deutscher, im Unterwallis, etwa von Siders an, welscher Abstammung. Entsprechend ist der Kanton zweisprachig.
Jahr | Einwohner |
---|---|
1888 | 101.837 |
1991 | 251.962 |
2007 | 294.698 |
Bezirke
Der Kanton besteht aus 13 Bezirken: Brig, Entremont, Goms, Gundis, Hérens, Leuk, Martinach, Monthey, Raron, Siders, Sitten, St. Moritz und Visp.
Städte
Die größten Städte sind: