Burgund
Der Name Burgund bezeichnete früher ein bei weitem größeres, vorwiegend deutsch besiedeltes Gebiet, wo er auf das frühere Herzogtum Burgund, den heutzutage mittleren Landstrich des östlichen französischen Staatsgebiets, im Gebiet der Seine, der Liger (frz. Loire) und des Rotten (Rhône) bezogen war, der im Norden von der Champagne, im Osten von Savoyen und der Franche-Comté, im Westen von Orléans, Nivernois und Bourbonnais und im Süden von Lyonnais und Dauphiné umschlossen wird.
Heutzutage ist Burgund (frz. Bourgogne), welches bis zur vorbolschewistischen Französischen Revolution eine französische Provinz von 25.714 km² und etwa 1.800.000 Einwohnern gewesen war, eine der 27 Regionen im französischen Staatsgebiet und besteht aus den Départements Côte-d’Or, Nièvre, Saône-et-Loire sowie Yonne. Die Region hat eine Fläche von 31.582 km² und 1.642.440 Einwohner (Stand 1. Januar 2009), ihre Hauptstadt ist Dision.
Inhaltsverzeichnis
Gewässer
Die Hauptgewässer von Burgund sind der Rotten (Rhône) an der Südgrenze mit dem Ain, und die Saône mit Doubs und Oignon; im Norden der Oberlauf der Seine und die Yonne mit dem Armançon, und im Gebiet des Liger (Loire), außer dem kleinen Anteil ihrer selbst, der Arroux.
Geschichte der Burgunderreiche
Siehe auch: Burgund (Zwischenreich)
Siehe auch: Burgunden
Antike
Die Burgunder (lat. Burgundii, Burgundiones), ein großer ostgermanischer Volksstamm, wohnten ursprünglich im Gebiet der Oder, Netze und Warthe. Im 3. Jahrhundert v. Chr. zogen sie nach der oberen Weichsel, dann südwestwärts und ließen sich nördlich von den Alemannen im Maingebiet nieder. Von hier machten sie mit anderen germanischen Stämmen Streifzüge nach Gallien, wo sie von den Gepiden zurückgeworfen wurden, wurden aber 277 n. Chr. von Probus geschlagen und zum Frieden gezwungen. Sie lagen dann mit den Alemannen in blutigen Fehden um den Besitz von Salzquellen. Eine Schar Burgunder nahm 406 an dem Zug des Radagais nach Italien teil, andere brachen in Gallien ein. 413 ließen sie sich mit Zustimmung der Römer unter ihrem König Gundahar am linken Rheinufer zwischen Lauter und Nahe nieder und gründeten ein Reich mit der Hauptstadt Worms (das Burgunderreich der Nibelungensage).
Als sie sich 435 unter König Gundahar gegen den römischen Statthalter empörten, wurden sie 437 zum großen Teil von einer in römischen Diensten stehenden Hunnenschar vernichtet; Gundahar fiel, und das Burgunderreich am Mittelrhein ging zu Grunde (der historische Kern der Nibelungensage). Der Rest des Volkes unter König Gundioch wurde von Aëtius in der Sabaudia (Savoyen, aber in weiterer Ausdehnung nach Norden und Osten) angesiedelt und gründete hier im Gebiet des Rotten (Rhône) ein neues Burgunderreich, das nach Gundiochs Tod 473 unter seine Söhne Gundobad, Godegisel und Chilperich in drei Teile mit den Hauptstädten Löwen (Lyon), Vienne und Genf geteilt wurde. Ein vierter Sohn, Godomar, war von Gundobad ermordet worden, der auch Chilperich tötete und sich seines Reichs bemächtigte.
Mittelalter
Gundobad breitete die Grenzen seiner Herrschaft bis zum Mittelmeer aus, so daß er das ganze Rhônegebiet innehatte. Der Gegensatz der Burgunder gegen die römischen Einwohner wurde noch dadurch verschärft, daß erstere Arianer waren. Godegisel, von Gundobad bedrängt, rief 500 den Frankenkönig Chlodovech zu Hilfe, den Gundobad bei Dijon schlug; aber nach seiner Rückkehr nach Franken wurde Godegisel in Vienne von Gundobad überfallen und getötet, worauf dieser das Reich bis zu seinem Tod (516) in Ruhe beherrschte, ein gutes Gesetzbuch (lex Gundobada) herausgab und den Frieden zwischen Arianern und Katholiken herstellte. 507 zog er als Bundesgenosse Chlodowechs gegen die Westgoten. Siegmund, Gundobads Nachfolger, der zum Katholizismus übertrat, wurde 523 von Chlodowechs Söhnen besiegt, gefangen genommen und in Coulmiers bei Orléans mit Gattin und Söhnen lebendig in einen Brunnen versenkt. Sein Bruder Godomar schlug die Franken 524 bei Véséronce zurück, unterlag aber 532 in einer zweiten Schlacht bei Autun, worauf das Burgunderreich mit dem westlichen Fränkischen Reich (Neustrien) vereinigt wurde. Doch behielten sie stets ihre althergebrachten Satzungen und Rechte. Bei der Teilung des fränkischen Reichs 561 wurde Burgund ein besonderes Königreich, welches, zuerst von Chlotars Sohn Guntram (gest. 593) beherrscht, zeitweilig für sich bestand, zeitweilig wieder mit den übrigen Teilen des Frankenreichs, Neustrien und Austrasien, vereinigt wurde.
Bei dem Zerfall des fränkischen Reichs unter Karl dem Dicken ließ sich der Graf Boso von Vienne mit Hilfe des Papstes Johann VIII. und auf Andringen seiner stolzen Gemahlin Irmengard, der Tochter König Ludwigs II., auf einer Versammlung der Großen zu Mantala (Montaille bei Vienne) im Jahre 880 zum König von Burgund und der Provence ernennen. So entstand das „cisjuranische“ Burgunderreich, welches auch nach der Hauptstadt Arles das arelatische Reich genannt wurde und alles Land von den Alpen bis über den Rotten hinaus und vom Mittelmeer gegen die Schweiz hin (mit Ausschluß von Genf) bis zur Saône, also das Gebiet von Châlon sur Saône und Mâcon in Bourgogne, Vienne, Lyon, einen Teil von Savoyen, die Provence und den südöstlichen Teil von Languedoc, umfasste. Nach Bosos Tod (887) huldigte seine Witwe mit ihrem unmündigen Sohn, Ludwig, dem Kaiser Karl dem Dicken 887 und empfing von diesem das Reich als Lehen. In demselben Verhältnis stand Burgund zu Kaiser Arnulf. König Ludwig wurde 899 auch König der Langobarden und 901 von Benedikt IV. zum Kaiser gekrönt, aber von Berengar von Ivrea geblendet und nach Burgund zurückgetrieben, wo für ihn der Graf Hugo von Arles die Regierung führte und nach Ludwigs Tod 924 den Thron bestieg. - Schon 887 hatte der Welfe Rudolf I., Neffe des Königs Hugo von Frankreich, die Länder zwischen dem Jura und den Walliser Alpen, also die Westschweiz und Freigrafschaft Burgund, zu einem neuen Königreich vereinigt, welches das transjuranische oder hochburgundische Reich genannt wurde und ebenfalls dem Kaiser Arnulf lehnspflichtig ward. Unter dem Sohn Rudolfs I., Rudolf II. (seit 911) erfolgte nach der Krönung Hugos zum König von Italien 930 die Vereinigung der beiden burgundischen Reiche zu dem Königreich Burgund, welches, wie das cisjuranische Reich, nach der Hauptstadt Arles auch Arelat genannt wurde.
Unter Konrad dem Friedfertigen (937 bis 964), der sich eng an Kaiser Otto I. anschloss, litt das Reich durch Einfälle der Ungarn und durch Fehden und Raubkriege der Großen. Sein Nachfolger, der durch seine Vasallen bedrängte schwache Rudolf III., schloss mit Kaiser Heinrich II., dem Sohn seiner Schwester Gisela, 1006 einen Erbvertrag, dem zufolge nach seinem Tod Burgund an das Deutsche Reich fallen sollte. Zwar versuchte nach Rudolfs Tod (6. September 1032) der burgundische Adel den Grafen Odo von Champagne, einen Neffen Rudolfs, als König einzusetzen; allein König Konrad II., welcher 1027 in Basel den Erbvertrag mit Rudolf erneuert hatte, brach diesen Widerstand und setzte sich 1034 in den Besitz Burgunds, wodurch also das Rottengebiet, Savoyen und die Westschweiz in den Verband des Deutschen Reichs aufgenommen wurden. Zu den Ordnungen, welche zur Wahrung der inneren Ruhe und Sicherheit eingeführt wurden, gehörte namentlich der sogenannte Gottesfrieden; indessen litt das Land trotzdem häufig durch innere Fehden der Großen, und der Verband mit dem Deutschen Reich war nicht selten gelockert, besonders unter Kaiser Heinrich IV. Zwar befestigte Friedrich Barbarossa den Zusammenhang wieder, indem er 1156 die Tochter des Herzogs Reinhold III. von Mâcon, Beatrix, heiratete und sich wieder in Arles krönen ließ, allerdings ohne dauernde Folgen. Nachdem Rudolf von Habsburg sich 1284 vergeblich bemüht hatte, Burgund beim Reich zu erhalten, gab sein Sohn Albrecht diese Politik auf. Zwar ließ sich Kaiser Karl IV. noch einmal 1364 in Arles krönen, allein ohne etwas Weiteres zur Erhaltung des Landes beim Reich zu tun. So zerfiel Burgund in eine Anzahl kleiner Herrschaften, welche im Lauf der Zeit größtenteils an Frankreich fielen; nur die Freigrafschaft Burgund (frz. Franche-Comté) blieb als Reichslehen mit Deutschland noch länger in Verbindung.